Urlaubscountdown

26.06.2023 – 21:08 Uhr: Wow, sind echt schon wieder drei Monate seit Beginn der Reiseplanungen um? Ja! In etwas über vier Wochen steigen meine beiden Männer und ich in den Großraumflieger, der uns – über den Atlantik hinweg zunächst zu Station 1 unserer Rundreise – nach Washington D.C. bringen wird. Ich habe versucht, zwischendurch nicht ständig an unser bevorstehendes Abenteuer zu denken, doch so ganz habe ich meinen Kopf nicht frei davon bekommen. Denn auch wenn Transfers und Unterkünfte gebucht und bezahlt sind und der ESTA-Antrag genehmigt wurde, wird es Zeit, sich nun auch um die letzten organisatorischen Themen zu kümmern und letzte Fragen zu klären. Wie viel Datenvolumen benötigen wir unterwegs, um welche Eintrittskarten sollte man sich vorab kümmern und reicht ein großer Koffer und ein kleiner Koffer, der gegebenenfalls ins Handgepäck mitgenommen werden kann? Immerhin befinden wir uns auf einer Rundreise. Da ist jedes weitere Gepäckstück zusätzlicher Ballast. Außerdem benötigt auch Junior unsere Aufmerksamkeit, denn eine Neuauflage von „Kevin allein in New York“ wollen wir Eltern natürlich nicht nachspielen – daher habe ich Junior auch die wichtigsten Konversationen auf Englisch beigebracht – just in case!

Es mag eine Eigenart von mir sein, in meiner Welt muss alles strukturiert und durchgeplant sein. Das ist zum einen natürlich gut, da ich selten unvorbereitet in eine neue Situation gerate. Auch auf Arbeit hilft mir das ungemein, mögliche Szenarien bereits im Voraus zu kennen. Aber es schlaucht natürlich auch, ständig im Kopf jedes noch so kleinste Detail durchzugehen. Als ich im vergangenen Sommer etwa auf einem Mutter-Kind-Wochenend-Trip mit Junior in Hamburg war, hatte ich beide Tage nahezu vollständig durchgeplant und sehr viele Highlights untergebracht, was dazu führte, dass Junior etwa nach der Hälfte der Zeit keine Lust mehr hatte und so erschöpft war, dass er die Hafenrundfahrt schlichtweg verschlief. Wir haben in kurzer Zeit viel erlebt, aber Erholung hat uns dieses Wochenende nicht gebracht. Daher habe ich mir für unsere USA-Reise zwar viele Dinge aufgeschrieben, aber ich versuche mich in der Detailplanung diesmal etwas zurückzunehmen.

Sowieso muss ich meine Aufmerksamkeit zusätzlich noch Juniors bevorstehenden Austritt aus der Kita widmen, denn Ende Juli ist für ihn dort „Schicht im Schacht“. Junior wird ein Schulkind und schon bald an einer Schnupperstunde mit seiner neuen Klasse teilnehmen. Ich glaube, ich bin sogar etwas aufgeregter darüber als Junior selbst. Es ist doch ein bisschen so, als würde ich selbst nochmal eingeschult – als würde ich in einer Zeitmaschine sitzen, die mich 27 Jahre – ja, so lange ist es schon her – in die Vergangenheit beamt. Wo sind die vielen Jahre dazwischen hin? Danke Junior, dass du mir die verlorene Zeit zurück bringst – und jetzt ab ins Bett! 😉

Rehabilitation

19.06.2023 – 20:13 Uhr: Ein intensives Wochenende liegt hinter uns: Junior feierte seinen sechsten Geburtstag. Die Feier haben wir in einen nahe gelegenen für Kinder ausgelegten Kletterpark ausgetragen. Es war nicht Juniors erster Kindergeburtstag, aber der erste, den der Mann und ich ohne Beisein weiterer Erwachsene durchgeführt haben. Von ursprünglich 5 eingeladenen Gästen kamen termin- und krankheitsbedingt drei von Juniors Freunden – Glück im Unglück für uns, denn sowohl der Mann als auch ich haben die Lautstärke sowie den Stress, über vier mehr oder weniger quirlige Vorschulkinder zu wachen, mehr als unterschätzt – und dabei gehörten die anwesenden Gäste eher zur Stufe „pflegeleicht“. Hinzu kam noch, dass – anders als erwartet – Tief „Iordanis“ über uns hereinbrach und uns kräftigen Gewitterregen bescherte. Die Location verfügte immerhin über einen Indoorbereich. Allerdings gab es nun das Geschrei von 20 weiteren Kindern auf engstem Raum auf die Ohren – Tinnitus lässt grüßen. Glücklicherweise klärte sich das Wetter später auf, sodass sich alle Anwesenden nun doch wieder auf das Außen-Areal verteilen konnten. Nun wollten aber die 1,50 Meter hohen Kletterparcours auf Herz und Nieren geprüft werden. So trug ich dafür Sorge, dass die 4 Kids unfallfrei von einem zum nächsten Checkpoint gelangen konnten, während der Mann alles filmisch für die daheim gebliebenen Eltern festhielt. Das nenne ich Aufteilung! Fazit: Verletzt wurde niemand, die Kinder hatten Spaß und der Mann und ich fielen am Ende des Tages todesfertig ins Bett. Tags darauf war Junior zu Gast bei einem weiteren Kindergeburtstag. Die ursprünglich geplante Zeit zum Aufräumen, Wäsche waschen und Geschirrspülen haben der Mann und ich stattdessen mit Rehabilitation vom Erlebten genutzt. „Tja“, kommentiert da der Patchwork-Papa schulterzuckend, „wir haben das Ganze viermal im Jahr.“ No comment!

Jedenfalls, auch wenn Junior älter wird und nun bald ein neues Kapitel seines Lebens aufschlagen wird, verspüre ich keine Wehmut. Vielmehr erfüllt mich der Anblick meines Großen mit Stolz. Ich bin sehr dankbar, so einen freundlichen, klugen, lustigen und gefühlvollen Jungen wie Junior zu haben und freue mich auf die weitere Zeit mit ihm. Es ist ein schönes Gefühl, ihn täglich bei seinen Abenteuern und Erfahrungen zu begleiten, vor dem Schlafengehen den Tag Revue passieren zu lassen, neue Pläne für den nächsten Tag zu schmieden, zusammen zu albern oder einfach nur zum hundert-trilliardensten Mal „Hab dich lieb“ zu sagen – oder gesagt zu bekommen. Also Junior, falls du diese Zeilen irgendwann einmal liest: Ich hab‘ dich unendlich lieb und immer einmal mehr als du mich!

Keine Liebesschwüre hat hingegen unser Geschirrspüler verdient, der nach Jahren der Klapprigkeit nun vollends seinen Geist aufgegeben hat und anstatt das Geschirr die Küche durchgespült hat. Wir bekommen zwar nun kurzfristig ein neues Gerät, dennoch ist die ganze Situation unschön, wenn man eigentlich vorhatte die Kohle am Big Apple unter die Leute zu verteilen – und unschöner, wenn durch Geburtstagsvorbereitungen für Junior auch noch mehr Geschirr anfällt als sonst. Bis die neue Maschine da ist, muss noch mindestens einmal von Hand gespült werden. Also seufzend Palmolive (für schöne Hände) geschnappt und los geht’s.

Wehwehchen

11.06.2023 – 19:56 Uhr: Die Sonne macht mir mittlerweile mehr zu schaffen denn je. Vor kurzem habe ich mir einen Sonnenstich geholt, der mit reichlich Unwohlsein, Kopfschmerzen und Übelkeit einherging. Seitdem verlasse ich das Haus in meiner Freizeit nicht mehr ohne Kopfbedeckung, denn auf mein dünnes Haar allein ist wenig Verlass. Zudem habe ich seit meiner Covid-Erkrankung im März ohnehin schon vermehrt mit Haarausfall zu kämpfen. Auch so ein Thema, auf das eigentlich ich gut und gerne verzichten kann. Die erst kürzlich festgestellte, aber heftige Gräserallergie tut ihr Übriges. Dabei hatte ich noch vor wenigen Jahren kaum oder zumindest wenig mit derartigen Zipperlein zu tun, aber vielleicht ist das auch einfach so ein Ü30-Ding und der Körper schaltet einfach ab einem gewissen Zeitpunkt automatisch auf Überlebensmodus. 😉

Zumindest lässt sich beim elterlichen Wohnwagen beim FKK-Dauercampingplatz am Brandenburgischen Baggersee das ein oder andere Wehwehchen dann doch vergessen. Mit den Mitdauercampern per Du – und auf ein kühles Getränk am Kiosk – lässt sich die Seele baumeln. Als Jugendliche war mir die Art von Kultur mehr als suspekt. Aber mittlerweile sehe ich doch mehrere entschiedene Vorteile: ins Wasser, ohne dir über nasse Badesachen Gedanken zu machen und – wenn man sich erstmal daran gewöhnt, die körperlichen Makel nicht verstecken zu können – Freiheit, in einer gewissen Weise. Am schönsten ist es aber einfach auch, einen Ort zu haben, an dem sich die 30 Grad im Schatten ganz gut aushalten lassen.

Vergangene Woche haben wir unsere Amerikareise, die jetzt unaufhaltbar näher rückt, mit einem landestypischen Event eingeläutet. Über Juniors Sportverein, der unter anderem auch eine Cheerleadergruppe umfasst, sind wir an Freikarten für ein Spiel der „Potsdam Royals“, einem deutschen American-Football-Team gekommen – eine Sportart, die durchaus Unterhaltungswert bietet, wenngleich auch mit zahlreichen, nicht zuletzt verletzungsbedingten, Unterbrechungen verbunden ist. Herausgesprungene Kniescheiben inklusive. Support gab es von den heimischen Cheerleaderinnen. Ein schönes Spektakel also. Am Ende stand es 43 zu 14 für die Potsdamer – Heimsieg!

Das nächste große Event wird Juniors sechster Kindergeburtstag sein, welchen wir aus den eigenen vier Wänden auslagern – es werden ohnehin wieder sommerliche Temperaturen erwartet. Nur einen Tag später ist Junior auf einem weiteren Geburtstag eingeladen. Kurz darauf feiert meine Mutter ihr neues Lebensjahr. Danach passiert lange nichts, bis schließlich mein eigener Geburtstag und einen Tag später der meines Bruders ansteht, der die 40 Jahre vollmachen wird. Es werden noch einige Jahre vergehen, bis ich selbst zum vierten Mal nulle – und noch liege ich näher an der 20 als an der 50 – aber die oben erwähnten Beschwerden geben wohl einen guten Ausblick auf das, was da möglicherweise kommen wird. Bis dahin drehe ich den neu entdeckten Lieblingsradiosender, der ausschließlich in den 90ern veröffentlichte Hits spielt, einfach noch etwas lauter.

Aufnahmebescheid

29.05.2023 – 19:08 Uhr: Junior hat nun seinen Aufnahmebescheid, nicht in das deutsche Pendant einer weltberühmten Zaubererakademie (aber was nicht ist, kann ja noch werden), wohl aber in die gewünschte Grundschule erhalten – und schon morgen wird er, gemeinsam mit weiteren angehenden ABC-Schützen seiner Kita der ersten Probe-Sportstunde an seiner neuen Schule beiwohnen, die zusammen mit den dortigen Erstklässlern absolviert wird. Eine weitere gemeinsame Unterrichtsstunde wird es wohl noch Ende Juni geben, während wir Eltern im Rahmen der „0. Elternversammlung“ bereits erste Informationen zu Klassenlehrerin und zukünftigen Mitschülern erhalten werden. Das Thema Einschulung verfolgt uns genau genommen schon seit Jahresbeginn, denn da fand bereits die erste Elternversammlung aller schulpflichtig werdenden Kinder statt. Seitdem gab es regelmäßig Termine, wie den Tag der offenen Tür, Ranzenkauf, schulärztliche Untersuchungen und noch weitere.

Darüber hinaus hat Junior sogar mit den anderen Großen kürzlich in der Kita übernachtet, während wir zu Hause gebliebenen Eltern tatsächlich mal wieder einen gemeinsamen Abend verleben konnten, denn in der Regel falle ich direkt mit Junior ins Bett. Auch ich habe damals in der Kita und Hort – bei uns war beides in einer Einrichtung untergebracht – etwa zwei bis dreimal übernachtet. Jedes Mal kam ein „Gespenst“ zu Besuch, den wir Kinder dann jagen mussten. Einmal endete das Ganze in einem Polizeieinsatz, weil die Anwohner ein Kreischen aus dem Gebäude vernommen hatten – unsere Betreuerin konnte schlichten, während das Papagespenst unerkannt floh. 😉 Ein Gespenst würde und könnte ich den Kindern heute gar nicht mehr zumuten, was die Diskussion zwischen meinem Vater und mir entfachte, ob die heutige Jugend „verweichlicht“ sei. Nun ja, sensibler, denke ich, sind die Kinder sicherlich schon beziehungsweise werden Kindern heute wohl einfach mehr Gefühle eingeräumt. Es ist schon interessant, wie sich dazu die Sichtweisen ändern.

Indessen halten wir fleißig unser Geld zusammen – nicht einfach, wenn zwischendrin noch Juniors Kindergeburtstag ansteht. Die letzten Monate waren mit einigen Mehrausgaben verbunden. Uns bleiben im Grunde nur noch zwei Monate, um unsere Urlaubskasse einigermaßen aufzufüllen. Ein guter Zeitpunkt, um Juniors Babyspielzeug sowie ein paar meiner alten Kleider online zu stellen. Ein paar Klamotten konnte ich sogar schon an die Frau beziehungsweise an den Mann bringen. Allerdings ging meine Rechnung hier nur bedingt auf, denn ich habe noch Verpackungsmaterial besorgen müssen und teilweise die Versandkosten völlig falsch eingeschätzt, was für mich wohl eher zu einem Verlustgeschäft wurde, aber immerhin konnte ich auch ein paar schöne Teile für meine eigene Garderobe abstauben.

Heute ist Pfingstmontag, die nächste Woche wird kurz und auch die darauf, denn ich habe abseits der Feiertage noch ein paar Urlaubstage zwischendrin genommen. Juni und Juli wird dann nochmal richtig rangeklotzt, bevor es dann endlich in den großen Flieger geht – der Countdown läuft!

Yes, we can!

18.05.2023 – 22:08 Uhr: … und vermutlich hätten wir schon viel eher gekonnt, wenn ich nicht auf den erstbesten Link der Suchergebnisliste, einer scheinbar dauerhaft online gestellten Wartungsarbeiten-Seite des U.S. Department of Homeland Security, geklickt hätte – nun ja. Einen Tag später habe ich meinen Fehler gemerkt, kürzte den Link in das Eingabefenster entsprechend und gelangte nun also auf das offizielle ESTA-Formular, einer Alternative zum Visa-Verfahren, um die Erlaubnis für die Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika zu erhalten. Die AN-Reise wohlgemerkt, denn das letzte Wort hat immer noch der Grenzbeamte am Flughafen – es bleibt also bis zum Verlassen des Flughafengeländes in Washington D.C. spannend.

Das Formular selbst ist sozusagen die „Gesichtskontrolle“, man wird etwa nach ansteckenden Krankheiten, einer kriminellen Vergangenheit oder gar Terrorismusabsichten abgefragt, durchaus naheliegend. Doch auch die Angabe der persönlichen sozialen Kanäle ist ein Punkt, wenn auch optional. Ich entschied mich auf Nummer sicher zu gehen und alles wahrheitsgemäß anzugeben. Nachdem ich bestätigte, nicht gegen das Ergebnis der Prüfung vorzugehen und 21 US-Dollar bezahlt habe – pro Antrag und für jeden Teilnehmer unserer Reisegruppe – hieß es abwarten. Doch statt der befürchteten 72 Stunden Bearbeitungszeit, kam bereits nach etwa einer Stunde das „Approval“.

„Gute Reise – Willkommen in den Vereinigten Staaten“ – für alle Familienmitglieder wurde die Genehmigung erteilt und ein Kapitel, dass mich gedanklich lange beschäftigt hat, blieb letztendlich nur eine kleine Formalität. Zwei Jahre haben wir nun Zeit, unendlich oft und für jeweils 90 Tage am Stück die USA zu bereisen. Doch fangen wir erstmal mit den 3 Wochen im Sommer an und dann: let’s see!

Um möglichst erstklassige Aufnahmen vor Ort zu machen, habe ich mir sogar eine digitale Kompaktkamera ersteigert – auch wenn der Mann mich damit für etwas bescheuert hält. Doch die Nacht im Yosemite-Nationalpark werden wir nahezu in freier Natur in einem gemieteten Campingwagen verbringen, und ich würde mich sehr ärgern, da nicht die perfekten Urlaubserinnerungen schaffen zu können. Trotzdem muss das Gerät natürlich bedient werden können und so setze ich mich seit ein paar Wochen mit den Themen Brennweite, ISO-Werten und Belichtungszeiten auseinander, wartend auf den nächsten wolkenfreien Vollmond, um das Gelernte in die Tat umzusetzen – wenn das keine Rundum-Vorbereitung ist!

Organisatorisch steht nun vorerst nichts Großes mehr für unsere Reiseplanungen an, sodass ich meinen Kopf bis zur Abreise ein wenig frei machen kann – die Planung eines solchen Unterfangens strengt doch schon sehr an. Spannend wird dieses Jahr jedoch noch aus ganz anderen Gründen, von Juniors Einschulung einmal ganz abgesehen. Denn es stehen noch mehrere Ereignisse an: 20-jährige Freundschaftsjubiläen, ein „Klassentreffen“ meiner Bachelor-Studiengruppe und ein Wiedersehen des Mädchenchores meiner ehemaligen Schule. Aus dem Feiern komme ich in diesem Jahr wohl so schnell nicht heraus.

Tage der Wahrheit

15.05.2023 – 19:47 Uhr: Endlich liegen alle Unterlagen vor, um die Familie für das amerikanische Electronic System for Travel Authorization, kurz ESTA, anzumelden, der Online-Alternative für das aufwendigere Visa-Verfahren, wofür wir für Junior sogar einen „Erwachsenen“-Reisepass beantragt haben. Mit seinem Kinderreisepass hätten wir den Umweg über die US-Botschaft in der Berliner Clayallee machen müssen, da er sonst für das ESTA-Verfahren nicht anerkannt wird. Ein weiterer Vorteil des biometrischen Passes für Junior ist, dass dieser 6 Jahre gültig ist (statt wie beim Kinderreisepass neuerdings nur ein Jahr) und natürlich ist er für Kinder kostengünstiger. Fingerabdrücke musste Junior auch noch keine abgeben und so konnte ich das Dokument heute nach einer kurzen Bearbeitungszeit von 3 Wochen abholen. Seitdem kann ich es kaum erwarten, unsere Daten in das ESTA-Online-Formular einzutippen um in wenigen Tagen dann hoffentlich die frohe Botschaft zu erhalten: „Yes, you can!“ – doch: für heute wird das wohl nichts, denn die Online-Präsenz ist aufgrund von Wartungsarbeiten „out of order“. Und so muss ich mich wohl oder übel noch ein paar Stunden oder Tage gedulden, um das nächste Kapitel unserer Reisevorbereitungen zu beginnen. Und glücklicherweise bleibt uns ja noch viel Zeit, um die Anmeldung durchzuführen.

ESTA currently under construction

Währenddessen habe ich mir ausreichend Literatur über unsere Reise besorgt – der gute alte „Marco Polo“ – um aus diesen noch den ein oder anderen Tipp für Kinder, bei Regenwetter oder sonstige Gegebenheiten zu ziehen. Mittlerweile habe ich das Gefühl, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zumindest entlang unserer Reiseroute schon ganz gut zu kennen. Nur mein Englisch bedarf eventuell einer klitzekleinen Aufpolierung – dass das mal ein Leistungskurs von mir war, darf ich ja gar keinem erzählen. Zumindest bin ich beruflich seit einem Jahr täglich mit der englischen Sprache konfrontiert und ich glaube, dass es bereits ein bisschen gefruchtet hat. Doch um etwas mehr „Sprachfeeling“ zu bekommen, habe ich mir vorgenommen, mich auch privat mehr damit auseinanderzusetzen. So habe ich mir zuletzt einen amerikanischen Kriminalroman besorgt, der obendrein noch an unserer ersten Station, Washington D.C., spielt. Ob das so eine gute Idee für mein Sicherheitsgefühl ist, wird sich herausstellen.

Inzwischen hat Junior auch sein Debüt als Auflaufkind der heimischen Fußballmannschaft gegeben, sozusagen als Übung für den 1. FC Union Berlin oder der Europameisterschaft der Herren im nächsten Jahr (Bewerbungen gehen hiermit jeweils raus! – und wenn es hilft: habe ich schon mal erwähnt, dass mein ehemaliger Schulchor bereits seit Jahren das Unioner Weihnachtssingen begleitet? 😉 ). Jedenfalls haben Junior und die restlichen Kinder diese Aufgabe sehr gewissenhaft erfüllt. Unser Team hat nach einem eher verhaltenen Start schließlich in letzter Minute den Ausgleichstreffer zum 4:4 gemacht und die Serie der Nicht-Niederlagen auf dem heimischen Fußballplatz somit fortgesetzt. Es war das erste Kreisligaspiel, dass ich live verfolgt habe, aber ob der urigen Atmosphäre bei Bratwurst und Apfelsaft sowie den vielen bekannten Gesichtern aus der Gemeinde definitiv nicht das letzte!

Grün-Weiß (unser Team in blau mit Auflaufkindern) gegen Grün-Weiß

Komm lieber Mai

05.05.2023 – 14:10 Uhr: Nachdem der April wettertechnisch seinen Ruf alle Ehre gemacht hat, zeigt sich der Mai endlich, wenngleich noch etwas zaghaft, in seiner vollen Schönheit. Es kann kein Zufall sein, dass sich viele Volkslieder auf den „Wonnemonat“ beziehen. Ich für meinen Teil genieße es sehr, wenn sich die Sonnenstrahlen ihren Weg durch das Potsdamer Bürofenster bahnen, auch wenn ich auf dem Computer-Bildschirm dann kaum noch etwas erkennen kann. 😉 Feiertagsmäßig bietet der Mai ganze drei freie Werktage, sodass er mir mit nur einem zusätzlich investierten Brückentag ganze drei verlängerte Wochenenden beschert. Wochenenden, die durch den erweiterten Familienkreis gefüllt werden wollen – doch ab und zu muss ich dazwischen grätschen, denn ein wenig Luft zum Atmen möchte ich meiner kleinen Familie und mir dann schon noch gönnen.

Natürlich stoße ich damit nicht immer auf Verständnis, wie das eben so ist, wenn Extraversion auf Introversion trifft – man muss jedoch dazu sagen, dass in diesem Jahr noch sehr viele Familien-Veranstaltungen mit sehr vielen Menschen anstehen, nicht zuletzt bedingt durch Juniors Einschulung im August, doch auch darüber hinaus. Ich freue mich ehrlicherweise nur bedingt auf derartige Groß-Events, da sie in mir Stress auslösen, insbesondere dann, wenn ich eine Erwartungshaltung mir gegenüber empfinde. In den meisten Fällen löst sich der Knoten aber dann doch. Bis dahin erlebe ich jedoch einige Etappen auf der Gefühlsachterbahn.

Doch zurück zum Mai – nicht mehr ganz drei Monate bis zu unserer großen Reise. Inzwischen haben wir einen schönen Nachmittag mit Tante und Onkel aus Kalifornien während ihres Berlin-Besuchs verbracht, die uns in den letzten vier Tagen unserer Reise in ihrem Haus in Santa Rosa aufnehmen werden. Zahlreiche Tipps und Must-Sees inklusive. Gegebenenfalls muss ich unseren Reiseplan dahingehend also noch einmal anpassen. Eine weitere gute Nachricht ist, dass die USA ab Mai Einreisen ohne Covid-Impfungen wieder erlaubt – nicht, dass das für uns einen Unterschied machen würde, für Junior allerdings schon. Es gab zwar die Ausnahme für unter 18-Jährige, die eine Einreise ohne Impfung zugelassen hätte, jedoch hätte ein PCR-Test vorgelegt werden müssen. Nachdem Junior vor einigen Jahren eine Lungenentzündung hatte und die ärztliche Untersuchung mit diversen Abstrichen aus Nase und Rachen einherging, eine Erfahrung, die ich ihm gerne ersparen würde. Auch wurde die Impfempfehlung für Kinder durch die ständige Impfkommission ohnehin aufgehoben, wenngleich ich eine Impfung durchaus in Erwägung gezogen hätte. Mit einer weiteren anstehenden Impfung hätte Junior allerdings binnen kurzer Zeit drei Piekser bekommen. Ohne die Covid-Impfthematik ist das jedenfalls in Hinblick auf unsere Reise natürlich einfacher für uns.

Abgesehen von den Reisevorbereitungen wird Junior ein neuerliches Abenteuer zuteil: als Auflaufkind für die heimische Fußballmannschaft, wenn das nicht der Start einer großartigen Karriere als Auflaufkind für die anstehenden Europameisterschaft ist? 😉

Die Welt ist ein Dorf

21.04.2023 – 12:11 Uhr: In den letzten Tagen und Wochen standen einige Behördengänge zur Beantragung neuer Reisepässe sowie zur Ausstellung eines internationalen Führerscheins an. Der internationale Führerschein wird in Kalifornien, wo wir mit dem Mietwagen unterwegs sein werden, zwar nicht unbedingt benötigt, doch für Reisen in die Vereinigten Staaten empfohlen – in einigen Bundesstaaten ist er sogar vorgeschrieben. Das Dokument an sich wirkt allerdings wenig glamourös geschweige denn international. Für diesen mussten wir jedenfalls in unsere etwa 50 Kilometer entfernte Kreisstadt fahren, was schon ein Abenteuer an sich war – so tief nach Brandenburg dringen wir selten vor. Trotzdem birgt das Leben auf dem „Ländle“ viele Vorteile, insbesondere wenn es eben um Behördengänge geht, denn in der Regel ist es hier nicht notwendig, einen Termin zu vereinbaren. Geh einfach in dein Gemeinderathaus – oder eben in das für Dich zuständige Straßenverkehrsamt – schildere Dein Anliegen und in wenigen Wochen erhältst Du Deinen Reisepass, der internationale Führerschein wurde uns sogar direkt übergeben. In der benachbarten Hauptstadt haben wir ganz andere Erfahrungen gemacht, sowohl was die Terminfindung betrifft – hier nimmst Du den erstbesten, den Du kriegen kannst – und wenn er erst in 3 Monaten um 7:00 Uhr morgens sein wird – du bist dankbar. 😉 Hast Du nach einigen Stunden Klickarbeit den Kampf um einen Behördentermin gewonnen, wirst Du vor Ort meistens mit rauem Ton in Empfang genommen. Ein weiteres Anliegen als das gebuchte wird knallhart abgeschmettert und der Spaß beginnt für Dich aufs Neue.

Währenddessen beginnt für Junior die Turnierzeit seines Fußballvereins und wir sind als stolze Eltern natürlich Feuer und Flamme. So habe ich mir bereits den grün-weißen Vereinsschal besorgt – scheint im Übrigen DIE Farbkombination der meisten Brandenburger Fußballvereine zu sein – um Junior inbrünstig zu unterstützen. Als eher introvertierter Junge tut ihm der Sport sichtlich gut und von Turnier zu Turnier wirkt er selbstbewusster. Den Großteil seiner Teammitglieder wird er wohl ohnehin im September im Klassenraum wieder sehen. Tatsächlich frage ich mich, welchen der Jungen er dann noch nicht vom Fußballverein her kennen wird. Die Welt ist eben ein Dorf, das merkt man auch schnell, wenn man im örtlichen Supermarkt einkaufen geht, zufällig die Nachbarn im Warteraum des Krankenhauses trifft oder einfach nur das Gemeindefest besucht. Außergewöhnlicher wäre es wohl mal keine bekannten Gesichter zu treffen.

Trotzde, kann ich mir kaum noch vorstellen, wieder in eine Großstadt zu ziehen. Nur wenige Kilometer von Berlin entfernt ist die Großstadthektik kaum noch spürbar. Klar, der öffentliche Personennahverkehr ist so gut wie gar nicht vorhanden und einen Supermarkt erreichen wir auch nicht fußläufig. Doch die Luftqualität ist nur wenige Kilometer außerhalb deutlich besser, vom Straßenlärm einmal abgesehen. Ich bin schon stolz auf meine Geburtsstadt und auf die berühmte Berliner Schnauze, die ich selbst durchaus beherrsche – doch der Gemeinschaftssinn im Ort und die Ruhe, die die meisten Mitmenschen hier ausstrahlen, ist schon abseits des geschäftigen Treibens nebenan mehr als angenehm. Als Mutti oder anders – in den Dreißigern – sind das Punkte, die man durchaus zu schätzen lernt. 😉

Mutti Business as usual

15.04.2023 – 19:18 Uhr: Auf meiner Arbeit jongliere ich täglich mit vielen verschiedenen Themen. Zum Einen fallen natürlich die klassischen Assistenzaufgaben an, wie etwa Terminerinnerungen, Wiedervorlagen und allgemein Ansprechpartnerin für alle Belange der Vorgesetzten, Geschäftspartner, aber auch – weil wir ein kleines Startup sind – der Kolleginnen und Kollegen für sämtliche administrativen Themen zu sein. Zum Anderen erfährt man aber auch hierdurch einen astreinen Praxisbezug und bekommt eben alles, was man irgendwann mal theoretisch im Studium gelernt hat, gerade in dieser Unternehmensgröße, aus erster Hand mit. Ab und an flattert auch am Wochenende – und dann gerne zu nächtlicher Stunde – eine E-Mail des Chefs herein – Haben wir daran gedacht? Wo war doch gleich die Nachricht von XY? Könntest Du am Montag bitte gleich …? – doch damit kann ich gut leben.

Denn ist mein Kopf erst einmal frei von Pitching-Terminen, anstehenden Gehaltsüberweisungen oder sonstigen behördlichen Auflagen, falle ich in meine zweite, nicht weniger umfangreiche Rolle als Mutti – denn auch Juniors Alltag will geplant sein. Geschenk für den nächsten Kindergeburtstag einkaufen, Juniors eigenen Kindergeburtstag planen, Junior zum nächsten sonntagmorgendlichen Fußballturnier bringen, den Untersuchungstermin beim Arzt organisieren und dabei nicht den Termin zur Beantragung des neuen Reisepasses oder das nächste Elterngespräch in der Kita zu vergessen sowie alle anstehenden Punkte auf der Einschulungsliste abzuarbeiten, die wiederum mit zahlreichen Terminen verknüpft ist. Natürlich drehen sich meine Gedanken aber auch sonst meistens um Junior. Gab es beispielsweise Krokodilstränchen an der Kitatür, was in dem Alter glücklicherweise nur noch äußerst selten vorkommt, aber ab und zu kommt es eben vor, finde ich mich nicht selten ebenfalls Tränen vergießend in meinem Auto auf dem Weg zur Arbeit wieder, bevor ich mit einem breiten Lächeln in das Büro trete, meinen Kolleginnen und Kollegen ein fröhliches „Good Morning, how are you?“ (wir sind very international) entgegenrufe. Kein Job ist so nervenaufreibend und wunderbar zugleich wie der einer Mutti.

Indes schreitet unsere Reiseplanung für die USA fleißig voran – ja, auch als Reiseveranstalterin bin ich als Mutti mitunter tätig. Ich habe bereits Zugtickets für die Strecke aus Washington D.C. nach New York City gekauft und auch den Mietwagen werden wir demnächst vorab reservieren. Die Hot Spots unserer Reiseroute sind weitgehend ausgemacht und die ein oder andere Besonderheit im Straßenverkehr verinnerlicht. So habe ich mich bereits ausführlich mit dem Tanken auseinandergesetzt, denn meine ersten Versuche hierzulande waren diesbezüglich auch eher mittelmäßig. Als gebürtige Berlinerin benötigt man aufgrund der dort herrschenden ausgezeichneten Verkehrsanbindung kein eigenes Auto. So musste ich, obgleich ich seit 2007 im Besitz einer Fahrerlaubnis bin, das Fahren erst wieder richtig lernen. Als wir nämlich vor wenigen Jahren in eine Gemeinde in Brandenburg, nur wenige Kilometer von der Stadtgrenze Berlins entfernt, gezogen sind, sah es mit der Nahverkehrsversorgung gleich ganz anders aus. Dabei hat mir die Fahrerei wieder eine gewisse Selbstständigkeit zurückgegeben, war ich doch zuvor immer irgendwie auf meinen Partner als Chauffeur angewiesen. Und als Mutti gehört der Job als Fahrdienstleisterin ja früher oder später sowieso zwingend dazu. Auf jeden Fall freue ich mich schon sehr mit unserem gemieteten Ami-Schlitten über den berühmten Pacific Coast Highway Number 1 zu cruisen. 😉

American Dream

11.04.23 – 20:40 Uhr: Nach kurzer Auszeit am Meer, obligatorischer Familienzusammenkünfte zu Ostern und dem ersten absolvierten Arbeitstag nach den Feiertagen, laufen bereits die Planungen für unser nächstes und erstes, größeres Familienabenteuer auf Hochtouren: eine dreiwöchige Rundreise in den USA und – entgegen unserer bisherigen Reisen – komplett selbstorganisiert.

Gepackt hat uns das Reisefieber vor etwas über einem Jahr, als wir den Beschluss fassten, Onkel und Tante zu besuchen, die es vor über 20 Jahren in die San Francisco Bay Area verschlagen hat. Die Reisedokumentation des Youtubers Termi77 über dessen Aufenthalt in New York City trat unser Reisefieber entgültig los – und so formte sich der Entschluss dazu. Die ursprüngliche Idee war dieses Ostern und damit möglichst viele Feiertage mitzunehmen. Im vergangenen Herbst erfuhren wir jedoch, dass Junior vor seiner anstehenden Einschulung Ende August 2023 einen Monat lang komplett ohne Betreuung dastehen wird, da der Kita-Vertrag bereits Ende Juli ausläuft. So mussten wir etwas umdisponieren. Nach Absprache mit Onkel und Tante ist auch das Gästezimmer im August für ein paar Tage für uns frei, aber wenn man schon mal in den Staaten ist – und wer weiß, wann wir diese Gelegenheit wieder nutzen werden können – möchte man natürlich so viel wie möglich mitbekommen.

Erst jetzt fiel uns auf, wie riesig das Land der unbegrenzten Möglichkeiten eigentlich ist – in drei bis vier Wochen können wir maximal einen Bruchteil unserer Wunschliste abarbeiten – und so mussten wir Florida mit Miami Beach, Graceland, Yellowstone, Las Vegas und die Wüste Nevadas mit dem Death Valley wieder verwerfen, wahrscheinlich besser so mit Kind im Gepäck. 🙂 Trotzdem: New York City will ich mir nicht nehmen lassen – und so habe ich schließlich den folgenden Reiseplan aufgestellt:

Kartenausschnitt © Google.com
  1. Washington, D.C. (3 Nächte)
  2. New York City (4 Nächte)
    • Weiterflug nach
  3. Los Angeles (4 Nächte)
    • Road-Trip mit dem Mietwagen nach Norden über
  4. Pismo Beach (1 Nacht)
  5. Yosemite National Park (1 Nacht)
  6. San José (4 Nächte)
  7. Santa Rosa (4 Nächte)

Das Grundgerüst der Reise steht bereits mit Flügen und Unterkünften. Hier die für uns besten Angebote herauszusuchen hat jede Menge Zeit in Anspruch genommen. Budgetbedingt werden wir die meisten Aufenthalte in über Airbnb gebuchte Ferienwohnungen verbringen, was bedeutet, dass wir definitiv Land und Leute kennen lernen werden – eine kleine Umstellung für uns – sind wir in der Vergangenheit meist im Rahmen von Pauschalreisen unterwegs gewesen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist die Vorfreude riesig.

Nun gilt es, noch alle weiteren organisatorischen Themen zu klären, schließlich müssen wir unsere Reisepässe auf Vordermann bringen und benötigen natürlich auch noch die Einreiseerlaubnis. Sicherheitshalber werden wir uns jeweils einen internationalen Führerschein ausstellen lassen und auch die Frage, ob wir den Mietwagen über einen deutschen oder amerikanischen Anbieter beziehen werden, ist noch zu klären. Darüber hinaus sind unsere Reiseversicherungspolicen zu prüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren. Und auch unsere Impfstände werden vorsichtshalber überholt.

Die kommenden dreieinhalb Monate bis zum Reisebeginn werden jedenfalls nicht langweilig und schon jetzt kann ich es vor Aufregung kaum aushalten. Ich habe – bis auf eine Familien-Pauschalreise in die Dominikanische Republik vor 25 Jahren – nie einen anderen Kontinent als Europa bereist – auch war ich nie länger als 14 Tage weg von zu Hause – abgesehen von mehrwöchigen Seminarphasen in Darmstadt im Rahmen meines dualen Studiums. Doch ist Darmstadt natürlich kein Vergleich zu Hollywood.