Reizüberflutung

03.08.2023 – 22:56 Uhr: In den vergangenen zwei Tagen wurden unsere sieben Sinne vollkommen auf die Probe gestellt. Nach unserem umfangreichen Sightseeing-Programm am Dienstag, beschlossen wir gestern, uns einen Tag zurückzunehmen und statt nach Manhattan nach Coney Island zu fahren, um einerseits einen Beach-Day einzulegen, andererseits ist die Halbinsel im Süden von Brooklyn für seine großen Vergnügunsparks bekannt, denen wir zusammen mit Junior unbedingt einen Besuch abstatten wollten. Grundsätzlich ist der Strand großzügig und schön angelegt. Leider war der Sand mit Müll und Scherben übersät, sodass wir uns dort nicht allzu lang aufhielten. Nachdem wir uns im Atlantik erfrischt hatten, zog es uns zurück zur Promenade, um Mittag zu essen. Wir entschieden uns für ein ziemlich uriges Lokal, welches den Charme eines typisch amerikanischen Diners der 50er versprühte – oder zumindest, wie ich mir ein solches immer vorgestellt hatte. Publikumsmagnet dort war eine Jukebox, auf der man für einen Dollar drei Songs auswählen konnte. Auch wenn es mich stark reizte, als Kind der 90er einen Song von Britney Spears oder den Spice Girls auszuwählen, entschied ich mich für Stücke, die dem Ambiente des Diners eher entsprachen.

Die Jukebox im „Ruby’s“
  • The Beatles – Come Together
  • Frank Sinatra – It was a very good year
  • Elvis – Jailhouse Rock

Letzterer verbreitete ordentlich Stimmung, sodass nicht nur Junior das Tanzbein schwang, sondern sich auch weitere Gäste vom Stuhl erhoben, um sich zum King of Rock’n’Roll zu bewegen – ein ziemlich toller Moment! Insgesamt verbrachten wir recht viel Zeit im Diner, bis wir uns entschieden, den Rummel anzusteuern. Der „Deno’s Wonder Wheel Amusement Park“ ist im Wesentlichen auf Familien ausgerichtet, sodass insbesondere Junior voll auf seine Kosten kam. Zu erwähnen, ist das Riesenrad „Wonder Wheel“, welches neben den normalen Gondeln solche hat, die im Innenring hin und her rutschen und somit stark schwingen. Wir entschieden uns für die „No-Swinging“-Variante und genossen einen wunderbaren Ausblick auf Coney Island bis nach Manhattan. Junior und ich besuchten noch die original aus den 50er Jahren stammende Geisterbahn „Spook-O-Rama“, die mir schon beim ersten Schreck, ein Teenie-Geschrei vom feinsten entlockte. Die nächsten Erschrecker ließen sich zwar gut vorhersehen, jedoch blies es mir unter Einsatz eines starken Luftdruckschusses die Kappe vom Kopf, sodass diese in der Dunkelheit verschwand. Glücklicherweise holte mir der Geisterbahn-Mitarbeiter mein Base-Cap zurück, sodass wir bereits nach wenigen Minuten wieder vereint wurden. Wir verbrachten einen schönen Tag auf Coney Island. Auf dem Rückweg entfachte sich eine hitzige Diskussion zwischen mir und dem Mann, da ich davon überzeugt war, an unserer Subway-Station würde nur eine Linie halten. Ich war sogar bereit, auf eine Wette einzuschlagen. Am Ende stellte sich heraus, dass ich grundsätzlich recht hatte, zu bestimmten Abend- und Nachtzeiten trotzdem noch andere Linien dort hielten. Das New Yorker Subway-Netz kann zuweilen sehr verwirrend sein.

The Wonder Wheel

Unseren letzten vollen Tag verbrachten wir erneut mit Sightseeing. Auf Empfehlung hin kauften wir uns für vier Dollar pro Nase Tickets für die New Yorker Fähre, um von Brooklyn nach Manhattan überzusetzen. Wir passierten die Brooklyn Bridge und genossen erneut einen großartigen Blick auf Manhattan. Auf die Titanic Exhibition verzichtete ich aber schließlich doch – einerseits weil die Männer nicht wirklich begeistert von der Idee waren, andererseits hatten wir noch ein paar andere Must-Sees auf dem Programm, die wir sonst nicht vollumfänglich geschafft hätten. Nachdem wir uns im „New York Burger Co.“ mit ebensolchen gestärkt hatten, ging es in den High Line Park, einer alten Hochbahntrasse, die begrünt und zur Parkanlage umgestaltet wurde.

auf der High Line

Am Ende der Trasse gelangt man zu einer wahrhaftigen Touri-Falle: die Aussichtsplattform des 395 Meter hohen 30 Hudson Yards, vor Ort mit dem Namen „Edge“ vermarktet. Wir entschieden uns für die Plattform und nachdem wir wieder einmal die Credit Card gezückt hatten, gelangten wir mittels Schnellaufzug in die 100. Etage. Die Plattform befindet sich mit 335 Metern nochmal deutlich höher, als die des Berliner Fernsehturms und hat es echt in sich. Vom Edge aus konnten wir ganz New York überblicken. Selbst der Central Park wirkte wie eine kleine, schnucklige Parkanlage. Wer es aufregend mag, kann über die im Boden eingelassenen Plexiglasscheiben gehen und die Straßen New Yorks im wahrsten Sinne des Wortes zu seinen Füßen liegen sehen. Die Jungs schienen bei der ganzen Sachen eher schmerzfrei gewesen zu sein. Ich hielt es jedoch immer nur höchstens für ein paar Sekunden auf dem Glas aus. Nachdem wir Manhattan umfangreich begutachtet hatten, verschlug es uns zu unserem letzten Ziel des Tages und unseres gesamten New York – Aufenthalts. Denn was wäre ein New York – Trip ohne Times Square?

Ausblick von „The Edge“

Der Times Square ist, wie man ihn vom Fernsehen kennt: laut, bunt und voller Menschen. Wir ließen das Geschehen auf uns einprasseln, kauften überteuerte Souvenirs für die Daheimgebliebenen (Wie war das nochmal mit den Vorsätzen?), bestaunten eine Breakdance-Show und fotografierten Michael Jackson, der uns für ein paar Dollar den Moonwalk präsentierte. Umrissen wird die gesamte Szenerie mit schillernden und wild blinkenden, übergroßen Werbebannern. Spätestens jetzt verabschiedeten sich auch unsere letzten Sinneszellen in den Feierabend. Ich finde, der Times Square spiegelt New York genauso wieder, wie ich die Stadt in den vergangenen Tagen erlebt habe: eine sehr spannende Mischung aus allem, was man sich vorstellen kann. Richtig fühlen, tu‘ ich sie allerdings nicht und so wird mein Besuch sehr wahrscheinlich der letzte gewesen sein. Morgen geht es für uns nach Kalifornien, wo wir zwei Wochen lang mit dem Mietwagen unterwegs sein werden. Starten werden wir in Los Angeles, von wo aus wir uns langsam Richtung Norden bewegen werden. Mal sehen, was der Sunny State so zu bieten hat!

New York, New York!

01.08.2023 – 22:43 Uhr: Eigentlich sollte mir sofort Frank Sinatras Version des weltberühmten Klassikers ins Ohr kommen – oder wenigstens Alicia Keys‘ nicht minder stimmgewaltige Hymne ans „Empire State of Mind„. Immer wenn ich diese Zeilen jedoch lese, muss ich an Nina Hagens schrägen Song denken, den ich vor vielen Jahren in einem Beitrag der „80er Show“ auf RTL mit Oliver Geißen gesehen hatte und der mich seitdem nie richtig losließ – was auch immer man daraus auf mich schließen mag. 😉 Die Stadt selbst ist für mich irgendetwas dazwischen und irgendwie auch komplett anders. „New York is totally different from Washington“, gab uns Gary zum Abschied mit und er sollte recht behalten.

Mit dem Zug ging es von der Union Station in Washington zur New Yorker Pennsylvania Station, vorbei an Philadelphia, dem Namensgeber des brandenburgischen Örtchens bei Storkow – wer da mal vorbei kommt, sollte unbedingt einen Abstecher zu den Köllnitzer Fischerstuben machen. Das amerikanische Original ist natürlich weitaus größer. Ursprünglich hatte ich einen Spaziergang durch die Altstadt in Erwägung gezogen, es am Ende aus organisatorischen Gründen verworfen. Stattdessen musste der Schnappschuss der Skyline für den Familienchat ausreichen, zusammen mit der augenzwinkernden Bemerkung, gleich mal die Fischerstuben zu besuchen (Schenkelklopfer kann ich 😉 ). Insgesamt war die Zugfahrt sehr entspannt und lässt sich mit einer Fahrzeit von etwas mehr als drei Stunden gut aushalten. Nachdem wir Newark passiert hatten, breitete sich allmählich die schier endlose Skyline der „Stadt der Träume“ vor uns aus, was uns einigermaßen hibbelig werden ließ. Doch der Hunger trieb uns zunächst in die nächstbeste „Smashburger“-Filiale und bescherte uns „den besten Burger aller Zeiten“ – fünf von fünf Sternen von Junior und dem Mann. Gestärkt machten wir uns auf dem Weg zu unserem Hotel in Brooklyn und so lernten wir die berühmte New Yorker Subway kennen, der man ihr Alter (Bauzeit zwischen 1904 und 1940) deutlich ansieht, doch die uns zuverlässig zum Zielort brachte, wo wir den Abend mit „Yogurt covered Pretzels“ und sonstigem Knabberkram ausklingen ließen.

Ankunft in New York City

Heute absolvierten wir ein richtiges Sightseeing-Mammutprogramm. Zuerst ging es zum Battery Park, von wo aus man DAS Wahrzeichen, die Freiheitsstatue sehen kann, aber auch Ellis Island, die lange Zeit die New Yorker Einreisebehörde beheimatete. Natürlich fiel unser Blick hier bereits auf das One World Trade Center. Doch zunächst war es der Wunsch des Crypto-Nerds von Mann, die Wall Street mit der New Yorker Börse zu sehen. Die besten Jahre hat allerdings nicht nur der Financial District längst hinter sich gelassen. Viele Gebäude im Bezirk und in der gesamten Stadt wirken doch schon sehr in die Jahre gekommen. Weiter ging es zum One World Trade Center und dem 9/11-Memorial am Ground Zero. Ich war elf Jahre alt, als ich von den Terroranschlägen erfuhr und habe das Ausmaß erst einige Jahre später emotional so richtig begriffen. Auch ist inzwischen viel Zeit vergangen. Trotzdem veranschaulicht das Memorial sehr eindrücklich das Loch, welches damals nicht nur in die New Yorker Skyline, sondern auch in die Herzen der New Yorker Bevölkerung gerissen worden sein muss. Ich war einigermaßen ergriffen, an diesem denkwürdigen Ort zu stehen.

9/11-Memorial

Anschließend ging es zum Mittagessen am North Cove Yacht Harbor. Zum Glück wurden wir mehrfach ob der Restaurantpreise vorgewarnt, sodass mich die Rechnung nicht vollends vom Stuhl haute. Aber ich drück’s mal so aus: beim heimischen Griechen hätten wir maximal die Hälfte bezahlt! Nun musste aber auch Junior auf seine Kosten kommen. Schließlich war dieser die 10.000 Schritte zu Fuß, die wir seit Washington täglich im Durchschnitt zurücklegen, immer brav mitgekommen, ohne dass wir bisher besonders auf Kinder ausgerichtete Ziele angesteuert hätten. Genau dies forderte er sich nun lautstark – und völlig zurecht – ein, sodass wir uns wieder in die Subway und zum nächsten Ziel begaben: dem New Yorker Central Park, in dem es auch mehrere Spielplätze gibt.

Der Park ist tatsächlich so etwas wie eine riesige Oase – sogar mit eigener Verkehrsinfrastruktur, zumindest was den Verkehr auf unmotorisierten Rädern betrifft. Mittendrin mehrere Seen und jede Menge Grünflächen, die tatsächlich zuweilen vergessen lassen, dass man sich eigentlich immer noch im Herzen Manhattans befindet. Junior machte direkt Bekanntschaft mit der schon zuvor mehrfach erfahrenen amerikanischen Offenheit und lernte Mason, einen etwa gleichaltrigen New Yorker Jungen, kennen, der mit ihm eine Weile Fangen spielte. Anschließend besuchten wir einen weiteren für mich persönlich wichtigen Ort: das Strawberry Fields, das Denkmal, das Yoko Ono für ihren verstorbenen Mann, John Lennon, errichten ließ, nachdem dieser in New York von einem Fan erschossen wurde. Um diesen Platz herum war viel los, was der Mann nicht ganz verstand. („Deswegen sind wir die 0,7 Meilen hierher gelaufen?!“) Trotzdem war ich ein zweites Mal an diesem Tag berührt. Immerhin fand sich auf dieser Höhe die nächste Subway-Station nach Hause. Zwei volle Tage liegen noch vor uns und so langsam wird uns bewusst, dass wir auch diesmal nicht alles schaffen werden, was wir uns vorher ausgeguckt haben. Coney Island werden wir auf jeden Fall noch mitnehmen. Auch am Times Square waren wir noch nicht – und irgendwie muss ich den Mann noch von der „Titanic Exhibition“ überzeugen. 😉

Washington – Wow!

30.07. um 21:13 Uhr: Was habe ich Washington unterschätzt! Während diese Stadt dem Reiseblogger meines Vertrauens gerade einmal eine Tagestour von New York aus wert war, bereue ich ernsthaft, ihr nicht mehr Zeit widmen zu können. Nach zwei Tagen Aufenthalt, werden wir die Hauptstadt der Vereinigten Staaten morgen schon wieder verlassen. Das Gefühl, so viele Dinge noch nicht gesehen zu haben, bleibt. Wir hatten wenig Zeit, um gerade einmal die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Noch hart mit dem Jetlag kämpfend und mehr als 30 Grad im Schatten, war jedoch auch das eine einzige Herausforderung. Unser erstes Ziel war – natürlich – das Weiße Haus. Von dort aus gingen wir zum Washington Monument, welches wir bereits während unserer nächtlichen Anfahrt am Abend zuvor von weitem bewundern konnten und welches durchaus hilfreich bei der Navigation durch die Stadt sein kann. Navigation ist das Stichwort, denn die klappte an unserem ersten Tag nur so halbgut. Auf der Suche nach einer Abkühlung schritt der Mann voran, während Junior und ich einigermaßen quenglig hinterhertrotteten. Mit der „Nationall Mall“ verfügt Washington über eine riesige Parkanlage, die allerdings mit vergleichsweise wenig Bäumen bepflanzt ist. Ein schattiges Plätzchen sucht man hier eher vergebens. Auffällig waren allerdings die vielen bunten Eiswägen, die in einer Reihe entlang der Touristen-Hot-Spots der Stadt aufgestellt waren. Eines davon dudelte pausenlos die Melodie des bekannten amerikanischen Volkssongs „Oh Susanna!“.

Hallo aus Washington!

Nachdem wir einige Meilen eher ziellos durch die Innenstadt gelaufen waren, stiegen wir schließlich in den nächstbesten Bus – eine gute Wahl, wie sich herausstellte, denn dieser brachte uns zu einer schönen Hafenanlage, die „Wharf“, wo es sich mit frischgemachten Eistee und mit Blick auf die Theodore Roosevelt Island am Potomac River gut aushalten ließ. Der gleiche Bus führte uns schließlich zurück zur Unterkunft, die wir gerade rechtzeitig erreichten, bevor ein heftiges Unwetter über uns hinweg zog. Wir bekamen sogar eine Warnung über Cell Broadcast und erfuhren von zwei reisenden jungen Frauen am Frühstückstisch, dass nur zwei Blocks weiter ein Baum durch den Sturm auf ein Auto gekracht war. Abends verließen wir unser Zimmer nur noch, um eine Take-Away-Pizza zu kaufen. Um 21 Uhr gingen die Lichter aus und ich kam endlich zu meiner Mütze Schlaf.

Unterwegs durch Washington

Tags darauf – nachdem wir unseren Morgen mit dem Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Kolumbien in Rahmen der Frauenweltmeisterschaft eingeläutet hatten (Anstoß um 5:30 Uhr Ortszeit – Jetlag lässt grüßen) – besuchten wir das National Air and Space Museum, welches wie viele anderen Museen rund um die National Mall, keinen Eintritt nimmt. Dieses Haus ist allerdings wohl nur die abgespeckte Variante eines viel größeren Standortes in Virginia. Planetenfan Junior war mit den Darstellungen unseres Sonnensystems im „kleinen“ Haus jedoch bereits mehr als zufrieden. Anschließend ging es wieder zur Wharf, zum Mittagessen im „Lucky Buns“, dem ersten von vermutlich vielen weiteren Diners des Landes, die wir auf unserer Reise noch besuchen werden. Diesmal ereilte mir ein sprachlicher Faux-Pas, als ich um die „Card“ bat, um Junior noch eine Kleinigkeit zum Nachtisch zu bestellen. „The menue, please“, half der Mann aus. Nachdem wir uns spätestens jetzt als Fremde geoutet hatten und wir auf Nachfrage der Kellnerin erklärten, dass wir Deutsche seien, outete sich diese wiederum als Gamerin und erzählte von einem Computerspiel, indem es darum ging, Nazis abzumurksen. „But we are not Nazis“, stellte der Mann sicherheitshalber klar. „I know!“ antwortete diese lachend und brachte Junior das bestellte „Vanilla Gelato“ mit Extra Karamell.

The Wharf

Mich verschlug es anschließend zum Kapitol, während die Jungs weiter zur Unterkunft fuhren. „Das siehst du von hier, das ist vielleicht ein Kilometer“, gab mir der Mann noch mit, als ich aus dem Bus stieg. Mir wurde wiederum klar, wie sehr man sich in Amerika mit Entfernungen verschätzen kann. Am Ende wurden aus dem Kilometer 1,6 Meilen – umgerechnet 2,57 Kilometer, die ich von der Bushaltestelle entlang der National Mall, vorbei an den Museen of American History, der Natural History und der National Gallery of Art zurücklegte. Weitere Gebäude, zu denen ich eigentlich pilgern wollte, verwarf ich erschöpfungsbedingt und machte mich auf dem Rückweg. Natürlich bekam der Mann meinen Anruf über meine Ankunft nicht mit und so stand ich eine geschlagene Viertelstunde vor dem Bed&Breakfast, bis ich mich entschied, Gary anzurufen, der mich schließlich ins Haus ließ. Nach einem kurzen Plausch erzählte er mir, dass ein Teil seines Interieurs von niemand geringerem als Jackie Kennedy persönlich stammte, was mich sehr beeindruckte.

Zusammenfassend ist Washington eine unerwartet aufgeräumte und saubere Stadt – zumindest der Teil, den wir zu Gesicht bekommen haben. Definitiv reichen aber weder ein, noch zwei Tage Sightseeing aus, um ihr gerecht zu werden. Einem besonderen Ort werden wir morgen allerdings doch noch einen Besuch abstatten – der berühmten Union Station – dem Hauptbahnhof von Washington, von dem es morgen zum nächsten Ziel geht: New York City!

Schockgefroren in Washington

29.07.2023 – 08:16 Uhr Ortszeit in Washington, D.C.: Der Jetlag knallt gewaltig, während ich in der vergangenen Nacht kaum ein Auge zugemacht habe. Aber wir sind da! So ganz hat mein Hirn das auch jetzt noch nicht verarbeitet, trotz dem die Anreise mehr als abenteuerlich war. Aber der Reihe nach: Schon zu Hause erhielten wir die Mitteilung, dass sich unser Flugzeug um mehr als 3 Stunden verspäten würde. Diese Nachricht nahmen wir jedoch gelassen, da es unserer Planung durchaus zugute kam. Schließlich hatten wir noch bis spätabends unsere Abreise vorbereitet und durch die Verspätung noch etwas mehr Erholungszeit vor dem Flug. Am Ende verlief, wie zu Beginn jeder unserer Reisen, trotzdem alles viel zu hektisch, doch erreichten wir guter Dinge und gerade noch rechtzeitig den Check-in-Schalter, der gerade in Begriff war seine Pforten zu schließen. Man dachte, wir kämen nicht mehr, denn trotz veränderter Abflugszeiten: der Check-in beginnt und endet pünktlich. Die Sicherheitsschleuse durchliefen wir rasch und problemlos. Wir hatten nicht den befürchteten „SSSS (Secondary Security Screening Selection)“-Vermerk auf unserer Bordkarte und mussten uns daher keiner zusätzlichen Visitation unterziehen. Stattdessen bekamen wir von United Airlines 3 Vouchers über je 15 US-Dollar, vermutlich für die Verspätung.

Während sich der Mann und Junior also nach etwas Essbarem umsahen, um die Gutscheine auf den Kopf zu hauen, machte ich mich auf die Suche nach einem Souvenir-Shop, um Tante, Onkel und Cousin noch eine Kleinigkeit aus der Heimat mitzubringen. Ich entschied mich für drei simple Frühstücksbrettchen mit einer künstlerischen Darstellung der Berliner Skyline und war zufrieden mit meiner Wahl, bezahlte einen kleinstelligen Betrag, so dachte ich, während ich den Kassenbon zurückließ. Auf der Suche nach meinen Jungs fiel mir auf, dass meine Kreditkarte soeben mit 37,80 Euro belastet wurde. Eindeutig ein Fehler, erklärte ich den Männern und machte mich erneut auf dem Weg, um die Sache zu klären. Doch weder der Mann, als auch meine Mutter, die ich zwischendurch am Telefon hatte, waren sich sicher, ob der Fehler wirklich beim Flughafen-Souvenir-Shop lag. Long Story short: ich hatte soeben die teuersten Frühstücksbrettchen der Welt bezahlt. Trotzdem entschied ich mich für die Brettchen und verbuchte das Thema unter einen weiteren wertvollen Erfahrungspunkt in meinem Leben. Der Abflug rückte nun näher und es wurde Zeit, sich zum Gate zu begeben. Wir durchliefen eine weitere Sicherheitskontrolle, bei der unser Handgepäck nochmal genauer geprüft wurde. Bis wir in den Flieger stiegen, wurden unsere Pässe insgesamt viermal geprüft. Dann ging es endlich los.

Boarding-Tickets nach Washington

Der Flug selbst verlief unspektakulär. Wir genossen die Annehmlichkeiten der Economy Class von United Airlines inklusive persönlicher Mediathek, freies WiFi-Textmessaging sowie mehreren kostenlosen Speisen und Getränken – einziges Manko war, dass wir im Mittelgang saßen und damit keine Sicht nach draußen hatten. Die zusätzlich gereichten Kissen und Decken für die äußerst frisch eingestellte Klimaanlage wussten wir schnell zu schätzen. Nach etwa achteinhalb Stunden Flugzeit landeten wir gegen 17 Uhr Ortszeit am Flughafen Dulles und … erreichten die Parkposition trotzdem nicht. Eine Gewitterwarnung machte uns einen Strich durch die Rechnung. Und so verbrachten wir weitere zweieinhalb Stunden auf dem Rollfeld. Junior verschlief die Zeit, schließlich war es für den Mini-Menschen bereits tief in der Nacht, doch auch die Einreisekontrolle musste ja noch absolviert werden. Gegen 20 Uhr erreichten wir die Schlange dafür, zusammen mit den tausend weiteren Menschen, die nach Freigabe des Flughafens gleichzeitig ihre Flieger verlassen konnten – abgefertigt von einer Handvoll Grenzbeamten – und erneut durch die auf Hochtouren laufenden Klimaanlagen schockgefroren. Die Stimmung unserer Reisegruppe verschlechterte sich mit jeder zusätzlichen Minute: der Mann war unzufrieden mit der Gesamtsituation, ich war genervt von der Unzufriedenheit des Mannes und Junior war genervt von uns beiden. Nach zwei Stunden Warten waren wir an der Reihe. Auch der Grenzbeamte schien ungehalten über unsere Anwesenheit. Trotzdem beobachtete ich mit Genuss, wie der Mann immer wieder erneut die falsche Hand auf das Gerät zum Erfassen der Fingerabdrücke legte, bis ich ihn dezent barsch darauf hinwies. 😉 Auf weitere Fragen, wie etwa zum Grund unserer Reise, verzichtete der Beamte – offenbar machten wir nicht den Eindruck, als hätten wir Lust darauf, nach den bisherigen Strapazen uns länger als nötig in den Vereinigten Staaten aufzuhalten – und gab uns unsere Pässe kommentarlos zurück.

Die Fahrt zur Unterkunft verlief dank Uber wiederum zügig. Wir waren überrascht, wie modern und sauber Washington bei der Durchfahrt auf uns wirkte. Schließlich erreichen wir unser Bed&Breakfast, ein schönes Stadthäuschen, wie wir es aus Filmen kannten. Den Deckenlüfter in unserem Zimmer haben wir direkt abgeschaltet, doch während die Jungs rasch einschliefen, versuchte ich die Ursache für den kalten Wind auszumachen, der direkt in mein Gesicht blies. Von draußen konnte es eigentlich nicht so kalt reinziehen, da wir immer noch fast 30 Grad Außentemperatur hatten. Doch es war so penetrant, dass ich mich nach zwei schlaflosen Stunden fluchend auf Ursachensuche begab. Es dauerte einige Zeit, bis ich eine Klimaanlage an der Decke ausmachte. Inzwischen hatte ich starke Halsschmerzen bekommen und begab mich schließlich laut jammernd auf eine Couch, die zwar äußerst bequem war, auf der ich aber trotzdem für weitere zwei Stunden nicht einschlief. Offenbar kam auch Washington nicht zur Ruhe – oder aber ich bin den Stadtlärm einfach nicht mehr gewohnt. Nach zwei oder drei Stunden Schlaf, meldete sich der Jetlag bei mir und auch die Jungs wurden trotz der langen Wachphase am Vortag ungewöhnlich früh wach. Um 9:00 Uhr bereitet uns Gary, der Hausherr, ein interkontinentales Frühstück und wir werden ein klassisches Sightseeing-Programm durchlaufen. Fortsetzung folgt!

Next Stop: USA!

27.07.2023 – 21:41 Uhr: Die vergangenen Tage vergingen wie im Fluge und just an diesem Morgen ist mir aufgefallen, wie viel nun eigentlich doch noch zu erledigen wäre, bis uns das Uber-Taxi morgen zum Flughafen bringt, sofern die Wetterlage, „Klimakleber“ oder sonstige Gegebenheiten uns keinen Strich durch die Rechnung machen – denn dass wir morgen tatsächlich schon im Land der unbegrenzten Möglichkeiten landen werden, geht noch nicht so richtig in meinen Kopf rein. (Kann mich mal bitte irgendjemand kneifen?) Auch mit Junior hatten wir noch einige Hausaufgaben für dessen Einschulung vorzubereiten. Der Abgabetermin liegt zwar noch einige Wochen in der Zukunft, jedoch werden wir an diesem Tag noch nicht wieder zurück sein, sodass die Bilder auf dem vorzubereitenden Steckbrief nun gestern Abend und in gemeinschaftlicher Arbeit von Junior, dem Mann und mir zu Ende ausgemalt wurden, bevor ich diesen mit weiteren Unterlagen zur Vorbereitung für Juniors Klassenlehrerin in die Schule bringen konnte. Ansonsten bin ich tagsüber zwischen Junior, dem Home-Office und Wäschebergen umhergewirbelt, um alle Punkte auf meiner Checkliste rechtzeitig abzuarbeiten, während der Mann unser Grundstück auf dem Dauerstellplatz für die kommenden Wochen flott gemacht hat (siehe vorheriger Post). Vertreten werden wir in der Camping-Gemeinde während unserer Abwesenheit von meinen Eltern, die ab und zu bei ihrem alten Wohnwagen nach dem Rechten schauen werden, während die „Schwiegermutter in spe“ sich bereit erklärt hat, unseren heimischen Post- und Blumendienst zu übernehmen, auch wenn letzteres ein eher hoffnungsloser Akt sein dürfte.

Ich habe unterdessen mein Fotoequipment vervollständigt und mir ein Reisestativ zugelegt, um weitere Möglichkeiten für besonders starke Aufnahmen von New York, San Francisco und Co. zu haben. Natürlich habe ich mich im Schnelldurchlauf mit der richtigen Bedienung beschäftigt, um auf der Brooklyn Bridge oder unter dem Sternenhimmel im Yosemite-Valley nicht wie ein kompletter „Noob“ dazustehen und doch blieb in den vergangenen Wochen leider viel zu wenig Zeit, um sich noch näher mit der Fotografie zu beschäftigen. Klar, ein paar Grundlagen habe ich drauf, aber ich muss dem Mann schließlich beweisen, dass die gebrauchte Kompaktkamera von Sony keine völlige Fehlinvestition war. 😉 Dafür werden wir aber in den kommenden acht Tagen auch genügend Zeit über den Wolken und auf Schienen verbringen, um sich mit der Materie ausführlich zu beschäftigen. Ab Tag 8 beginnt dann der Road Trip durch Kalifornien. Für den Sunny State sollte ich dann also ausreichend gebrieft sein.

Ob wir alle Wunsch-Sehenswürdigkeiten mitnehmen können, ist allerdings noch offen. Seit kurzem ist der „Tioga Pass“ geöffnet, von dem ich mir nicht nur eine schöne Aussicht auf die Gegend, sondern auch eine große Zeitersparnis zwischen Yosemite-Park und dem Mono Lake, einem sehr salzhaltigen See im Osten Kaliforniens, erhofft habe. Berechnet man jedoch noch die Fahrt nach San José ein, wohin es noch am gleichen Tag gehen soll, kommen wir auf mehr als acht Stunden Fahrzeit, was vielleicht doch etwas zu viel für den Rest der Familie werden könnte. Auf Anweisung vom Mann ist der See also erstmal auf „Vielleicht“ gesetzt. Doch zunächst steht sowieso erst einmal die Hauptstadt, Washington D.C., an, wo sich die meisten Sehenswürdigkeiten ohnehin in der „National Mall“ befinden. Als dortiges „Vielleicht“-Ziel hatte ich mir zunächst das National Air and Space Museum ausgesucht, bis ich herausgefunden habe, dass der Eintritt frei ist. 😉 Und somit ist dieses Ziel für das kommende Wochenende schon fest eingeplant. Zu welchen Must-Sees es uns sonst noch so verschlägt, werden tatsächlich erst die nächsten Wochen zeigen. Meine Liste und meinen Marco Polo habe ich jedenfalls stets im Gepäck, zahlreiche Tipps aus dem Bekanntenkreis oben drauf – ich fürchte, ich muss meinen Urlaub noch um mindestens zwei Jahre verlängern. Und falls uns das Handynetz doch verlässt – irgendwie lasen sich die Bewertungen des Reise-Sim-Karte nachträglich doch eher „verhalten“ – können wir zumindest auf die heruntergeladene Offline-Straßenkarten der Staaten, in denen wir uns befinden … plus die für alle angrenzenden Staaten hoffen. Sicher ist sicher. 😉 Auch „Gary“, unserem ersten Host und Besitzer eines kleinen Bed&Breakfast, habe ich bereits eine kleine Botschaft geschrieben. Somit geht es nur noch ans Packen der anderthalb Koffer, die ich für die Reise maximal eingeplant habe. Schließlich haben wir in allen Unterkünften Kaliforniens auch Waschmaschinen, sodass ich mich tatsächlich auf ein paar Kleidungsstücke beschränken kann. Das muss jetzt nur noch jemand meinem Bauchgefühl mitteilen.

Was die sonstigen familiären Umstände betrifft (siehe vor-vorheriger Post), so habe ich mich mit meinen engsten Verwandten am Anfang der Woche getroffen, um einige organisatorische Themen durchzugehen – für alle Fälle – und um ein paar digitalisierte Uralt-Fotoalben aus ziemlich alten Tagen anzuschauen. Gesundheitlich geht es dem Herzensmenschen aber den Umständen entsprechend gut, sodass ich mir sicher bin, ihn auch in drei Wochen soweit wohlbehalten wieder zu sehen. Mir geht es gut mit dem Thema – sofern ich nicht zu viel Zeit bekomme, über das Danach nachzudenken. Natürlich werden wir auch während unserer Reise in Kontakt bleiben. Und sowieso werde ich in Amerika ja einen Teil unserer gemeinsamen Familie treffen. So langsam bedaure ich, dass wir die Reise nicht schon viel früher durchgezogen haben. Dafür jetzt umso mehr und mit allen Sinnen! Los geht’s!

Endlich Spießer!

23.07.2023 – 21:13 Uhr: Mietvertrag unterschrieben – nein, der Mann und ich haben keine neue Bleibe aufgrund unüberbrückbarer Differenzen mit der Nachbarschaft finden müssen – zumindest nicht dieses Mal. Wohl aber wurden wir in den heiligen Kreis der FKK-Dauercamper am brandenburgischen Baggersee aufgenommen, nachdem meine Eltern ihren Wohnwagen aus gesundheitlichen Gründen abgegeben haben. Jetzt sind wir also Herr über etwa 30 Quadratmeter Fläche inklusive Hecke (ganz wichtig!!!1!) und eines in die Jahre gekommenen, aber durchaus geräumigen Campinganhängers mit Blick auf den See. Hätte mir genau das jemand vor 20 Jahren gesagt, hätte ich ihn wohl für verrückt gehalten. Aber mit Anfang Mitte 30 Jahren ändert sich so manche Sichtweise und so verfügen wir nun seit wenigen Tagen über unser eigenes kleines Paradies in einem von Fremden oftmals zu Unrecht unterschätzten Naherholungsgebiet. Ich jedenfalls kenne keinen klareren See in der Umgebung. Nun, da wir also die rechtmäßigen Besitzer unseres eigenen Dauerstellplatzes mitsamt Wohnwagen sind, überlegen wir schon, wie wir unser eigenes Fleckchen Erde noch etwas mehr aufhübschen können. Die bunte Lichterkette befindet sich natürlich bereits im Online-Warenkorb. Doch auch einige Reparaturaufgaben stehen an. Im Vertrauen an meine Fachkompetenz als Mechatronikerin – den Beruf übe ich seit 10 Jahren nicht mehr aus – wies mich mein Vater darauf hin, ein altes Stromkabel besser bald zu ersetzen. Auch der Wohnwagen selbst hat die besten Jahre hinter sich. Das merkten wir sofort anhand der zahlreichen sporadisch durchgeführten Reparaturarbeiten unserer Vorbesitzer und als uns die erste Regaltür beim bloßen Berühren entgegenfiel. Andererseits haben wir das gute Stück geschenkt bekommen und werden diesen auch nicht mehr von der Stelle bewegen. Für uns ist der Campingplatz ein schönes Wochenenddomizil im Sommer. Und da wir jetzt die Entscheidungsgewalt darüber haben, können wir unserer Kreativität freien Lauf lassen. An die Campingplatzordnung müssen wir uns natürlich trotzdem halten – sprich: am Badesee herrscht absolute FKK-Pflicht und auch sonst ist „textilfrei“ wünschenswert. Unseren ersten offiziellen Tag als Dauercamper haben wir aber zunächst mit der Teilnahme an der von der Verwaltung veranstalteten „White Party“ eingeläutet. Das politisch leicht fragwürdig anmutende Motto der Feier meinte jedoch lediglich die für den Abend vorherrschende Kleiderordnung. Der Mann hatte sich eigens dafür extra weiße Klamotten zugelegt und auch die übers Wochenende eingeladenen Kumpels ausdrücklich auf selbige hingewiesen. Währenddessen konnte ich mit der alten Macarena-Choreografie auf der Tanzfläche trumpfen – aber auch Junior mit einer absolut sehenswerten Beinarbeit auf dem Parkett. Mit Wildberry Lillet – dem Getränk – und Schlagersound ging es in die Nacht. Ich würde sagen, wir haben die Bewährungsprobe für die Dauercamper-Spießer-Gemeinschaft anstandslos bestanden. 😉

Junior feierte darüber hinaus vor einigen Tagen seinen offiziellen Kita-Abschied. Das Programm bestand aus diversen Kindertänzen, bei denen alle, Erzieherinnen, Kinder und einschließlich wir Eltern, aufgefordert wurden, daran teilzunehmen. So standen wir also gut sichtbar und unter den neugierigen Blicken der Anwohner vor dem Kita-Gelände und performten die größten Mini-Disco-Hits der letzten Jahrzehnte wie etwa den guten alten Ententanz – mit der Zeit lernt man als Mutti schmerzfrei mit derartigen Situationen umzugehen. Nun stehen auch Juniors letzte Kita-Tage an, bevor es endlich über den großen Teich geht. Alles ist hierfür nahezu vollständig vorbereitet, sodass ich auch den kommenden Tagen vor dem Abflug recht entspannt entgegen blicke. Inzwischen stehe ich auch wieder mit meinem Cousin in Kontakt, der vor 20 Jahren mit Onkel und Tante in die Staaten ausgewandert ist und den es inzwischen nach L.A. verschlagen hat. Auch mit ihm werden wir eine gute Zeit verbringen, worüber ich mich schon sehr freue!

Eine in der Nachbargemeinde entlaufene Löwin, die sich nach einer mehr als 24-stündigen Suche als Wildschwein entpuppte und Mensch und Medien in Atem hielt, versüßte mir indes die vergangenen Tage und entfachte erneut kreative Energie in mir. Nachdem sich meine bisherigen „Love-Songs“ ausschließlich an den Mann richteten – wobei die jüngste Neuinterpretation vom „Liebeslied für Inge“ aus dem Walter-Moers-Klassiker „Das kleine Arschloch“ nur so semi-gut bei ihm ankam, (obwohl er im Kern passt 😉 ) richtet sich meine neuestes Werk an die besagte Nachbargemeinde, die Löwin, die es nie gab, und ein Wildschwein als heimlichen Helden. Es handelt sich um eine leicht abgewandelte Version vom Tokens-Klassiker „The Lion Sleeps Tonight“, neuer Titel: „The Wild Boar Grunts Tonight“. Ich verlinke ihn hier, kann aber nicht garantieren, dass er dauerhaft online bleiben kann – wegen fehlender Rechte am Originaltitel und so. Wahrscheinlich habe ich mit diesem Song meine Followerschaft auf sämtlichen sozialen Medien ohnehin vor den Kopf gestoßen, wobei die wenigen Rückmeldungen sogar ganz gut waren. Aber meistens werden derartige Postings auch einfach wegignoriert, was ich ebenso gewohnt bin. Mein Humor kommt nicht überall gut an. Auch habe nie behauptet, eine wahnsinnig gute Singstimme zu haben, schon gar nicht nach meiner Corona-Erkrankung im Frühjahr – und auch meine Ideen für manch abgewandelte Songs mögen manchmal äußerst bizarr anmuten. Für einfache Songs und nun ja, ab und zu auch für derartigen Käse – und zur Familienunterhaltung reicht es allemal. Viel Spaß beim Hören!

Übrigens, weil ich in früheren Postings umfangreich darauf eingegangen bin: das besagte Imagevideo über unser Unternehmen wurde sehr professionell durch die Agentur umgesetzt. Am Ende schaffte es ein einziger Kernsatz von mir in das Video. Wenngleich man beim genauen Hören mindestens zwei Schnittstellen erkennt, mache ich in der Aufnahme einen kompetenteren Eindruck als gedacht. Die Produzentin hat ganze Arbeit geleistet! Dennoch wird es wohl bei diesem einmaligen Ausflug in die Medienlandschaft bleiben – dann doch lieber Quatschlieder in Eigenregie. 😉

Gefühlsachterbahn

19.07.2023 – 21:49 Uhr: Derzeit hadere ich mit der schweren Erkrankung eines nahestehenden Familienmitglieds. (Details dazu möchte ich hier nicht öffentlich nennen.) Die gesamte Situation stand in den vergangenen Tagen unter keinem guten Stern und war mit mehreren Krankenhausaufenthalten verbunden. Inzwischen geht es diesem Menschen den Umständen entsprechend besser, doch die Krankheit ist sehr weit fortgeschritten und nicht mehr heilbar, sodass das Unumgängliche immer weiter in unser aller Bewusstsein drängt. Ich setze mich mit dem Thema schon sehr lang auseinander – eine sachliche Herangehensweise und das Verstehen dieser Krankheit, hilft mir sehr beim Umgang mit der Situation und spendet mir auf eine gewisse Weise Trost. Ich weiß, dass andere Familienmitglieder deutlich emotionaler damit umgehen. Auch ich werde vielleicht bald einen geliebten Menschen verlieren, jemanden der mich durch viele Lebensabschnitte begleitet hat und da war, wenn es sonst niemand tat. Es mag ein schwacher Trost sein, dass ich mich stark genug fühle, das nächste Kapitel auch ohne diesen Menschen aufzuschlagen. Und dennoch wird er mir schmerzlich fehlen. Die nächsten Tage und Wochen werden wir einen intensiveren Kontakt mit der Familie pflegen, um nochmal ein paar schöne gemeinsame Momente einzufangen. In den anstehenden Urlaub fahren meine Jungs und ich daher mit sehr gemischten Gefühlen. Es ist der ausdrückliche Wunsch dieser Person, dass wir unsere Reise durchziehen und aktuell bin ich guter Dinge, dass wir unsere Erlebnisse auch noch mit ihr teilen können. Doch wie es bei einer unheilbaren Erkrankung ist, kann sich die Situation auch sehr schnell ändern. Und so werden bereits diverse organisatorischen Themen für den Fall der Fälle durchgesprochen – schon irgendwie seltsam von außen betrachtet – aber scheinbar ticken dieser Mensch und ich an dieser Stelle auch einfach sehr ähnlich: Vorbereitung ist alles. Für seine Kraft bin ich sehr dankbar.

Es gibt eigentlich noch viel mehr zu berichten – auch einiges Gutes. Ich lasse diesen Post aber mal für sich stehen und widme ihn allen Menschen, die sich vielleicht gerade in einer ähnlichen Situation befinden. Ihr seid nicht allein.

Hollywood oder so ähnlich

13.07.2023 – 15:02 Uhr: Der Wochenbeginn stand ganz im Zeichen der Stars und Sternchen, als am Montagmorgen das angekündigte Kamerateam plus Handwagen mit allerlei technischem Equipment im Schlepptau in unsere Geschäftsräume trat, um kurzfristig ein Imagevideo über unser Unternehmen zu drehen. Mittendrin im Geschehen – moi – die bisher weder auf der Leinwand in Erscheinung trat, geschweige denn schon jemals ein professionelles Interview geführt hatte. Der Drehplan – ja ein richtiger Drehplan – sah vor, dass mir die gleichen Fragen gestellt werden sollten, wie dem Geschäftsführer, es sollte also wirklich ins Eingemachte gehen. Wir einigten uns schließlich auf einen einzigen und eher allgemein gehaltenen Fragenblock und das war gut so. Die Produzentin fragte mich, ob ich schon einmal ein Interview geführt hätte, was ich verneinte – beste Voraussetzungen fanden wir einstimmig – und nachdem der Tontechniker das Mikrofon noch etwas niedriger gestellt hatte, um wirklich jede meiner qualifizierten Ausführungen genauestens einzufangen, fühlte ich mich in der darauffolgenden Fragerunde zu keiner Zeit mehr wohl in meiner Haut. Natürlich kannte ich die Fragen und hatte die Möglichkeit, mir im Vorfeld die passenden Antworten zu überlegen. Trotzdem fühlte ich mich zurückversetzt in längst überwunden gehoffte Prüfungssituationen in der Schulzeit, immerhin jedoch mit dem Vorteil, dass ich meine Antworten mehrfach wiederholen konnte, bis die Produzentin ausreichend Material hatte, um ein „Best of“ daraus zusammen zu schneiden. Dennoch glaube ich, dass mein Körper während des Interviews eher auf „Bloß weg hier!“ aus war, als der Zuschauerschaft ein einladendes Gefühl zu vermitteln. Nach etwa einer halben Stunde war mein Part erledigt, doch wähnte ich mich zu Unrecht in Sicherheit, denn nun wurde noch weiteres Bildmaterial benötigt, um unser Team bei der Arbeit zu zeigen – und immer wieder wurde mein Typ für die weibliche Hauptrolle verlangt. „Zeig ihm mal das Bild und sag was dazu“ lautete die Anweisung des Kameramanns und so musste ich meinem Chef eine Abbildung, die er längst kannte, zeigen und erklären – nicht ohne dabei laut loszulachen und für mehrere Outtakes zu sorgen. Eine weitere Szene zeigt unser Team im Konferenzraum – „Doreen, stell mal eine Frage und zeige mit den Händen auf die Leinwand“ – wir mussten den Take dreimal machen, da ich entweder losprusten musste oder die Gestikulation mit den Händen vollends vergessen hatte. Während meine Kollegen – ich bleibe ausnahmsweise bei der männlichen Form, denn weibliche Kolleginnen waren urlaubsbedingt rar – in der Lage waren, professionell aus dem Stehgreif zu improvisieren, sorgte ich mit meiner Kicherei für jede Menge Cuts und machte wahrscheinlich weder meinen Geschlechtsgenossinnen noch meinem Berufsstand alle Ehre. Schließlich wurde ich beim Smalltalk mit einem Kollegen auf dem Balkon gefilmt. (Regieanweisung: „Zieh mal den Rock tiefer“) Diesmal funktionierte die darauffolgende, wenn auch gestellte Konversation ganz gut. Schon am Freitag sollen wir die erste Version des Videos erhalten und ich blicke diesem Tag bedingt durch dem Erlebten eher mit stark gemischten Gefühlen entgegen. Es war zweifellos eine spannende Erfahrung, doch für eine seriöse Fernsehkarriere à la Maischberger bin ich wohl nicht gemacht – und bis es für „Frauentausch“ reicht, dauert es hoffentlich doch noch ein Weilchen. 😉

Tempel des Kleinen Muck im Filmpark Babelsberg

Tags darauf wurden wir mit einem gemeinsamen Teamevent – ein Stuntworkshop im Filmpark Babelsberg – belohnt. Vielleicht hätte ich den Haftungsausschluss, den alle Teilnehmenden unterschreiben mussten, etwas genauer lesen sollen, ging ich lediglich von ein paar echt aussehenden Tritten und Schlägen gegenüber Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten aus. Stattdessen hieß es: „You will burn“. Die Aufgabe lautete: Renne brennend über die Stunt-Bühne und wirf dich nach 20 Metern auf den Boden. Nichts leichter als das! Glücklicherweise arbeiteten wir mit echten Profis zusammen, die uns mit einem schweren Schutzoverall ausstatteten und uns mit den Befehlen „Brenn!“ und „(brennende Decke) Ab!“ die Richtung vorgaben. Ich ließ alle Kolleginnen und Kollegen vor, bis sich kein weiterer Freiwilliger mehr fand und ich schließlich auch ranmusste. Der Lauf selbst war eher unspektakulär beziehungsweise war ich mit dem viel zu schweren Overall beschäftigt und darauf bedacht, nicht hinzufallen, die Hitze im Rücken hatte ich dabei kaum wahrgenommen. Während ich einen dramatischen Schrei von mir geben wollte, verschluckte ich mich fast an meiner eigenen Spucke, sodass ich mich lieber doch auf das Wesentliche konzentrierte: Laufen und brennen. 😉 Den restlichen Tag verbrachten wir im Filmpark, was in mir die ein oder andere Kindheitserinnerung hervorrief. Immerhin war ich als zehnjähriges Mädchen zum letzten Mal dort und werde es definitiv mit meinem Junior bald wieder tun.

This girl is on fire!
© K. Siegert

Lampenfieber

07.07.2023 – 20:05 Uhr: Nachdem ich die vergangene Woche wegen des kranken Kindes nahezu vollständig im Home-Office verbracht habe, stehen unserer kleinen Firma große Dinge bevor. Kurzfristig müssen wir im Rahmen einer Investitionskampagne eine Art Imagevideo drehen, sodass nächste Woche ein vollständig ausgestattetes Kamerateam in unseren Räumlichkeiten aufkreuzen wird. Ausgewählte Experten unseres Teams und – quotenbedingt – auch ich werden ein paar kluge Dinge in die Kamera erzählen. Meine Rolle wird es sein, die wichtigsten Kennzahlen zur Unternehmensentwicklung zum Besten zu geben, dabei seriös und gleichzeitig authentisch zu wirken. Ich, die in jeder noch so bescheuerten Situation irgendeine Pointe sieht und sich kaum zurückhalten kann, unqualifizierte Kommentare oder wahlweise GIFs im Teamchat abzugeben. Meistens finde ich mich dabei selbst äußerst lustig, keine Frage, aber ich will nicht ausschließen, dass das manchmal etwas unprofessionell rüber kommt – und bei der oder dem ein oder anderen Kollegin oder Kollegen für Unverständnis sorgt. 😉 Vor einem Jahr stand ich vor einer ganz ähnlichen Situation – fast hätte ich an der privaten Hochschule, an der ich vorher angestellt war, mit einem dort lehrenden Produzenten ein Video-Podcast umgesetzt, um die Belegschaft über Prozessthemen zu informieren. Ich bin gegangen, bevor es in die heiße Phase ging – allerdings aus anderen Gründen – denn die vorherrschende Kreativität in den Köpfen der Dozenten aus der Hochschule für populäre Künste habe ich durchaus genossen. Nun vergleiche ich mich ein bisschen mit Renée Zellweger in ihrer Glanzrolle als Bridget Jones, einer durchschnittlichen und viel zu wenig beachteten Frau, die im Fernsehjournalismus Fuß fassen möchte und dabei herrlich unfreiwillig komisch von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt – absolute Filmempfehlung by the way!

Heute war darüber hinaus die Saisonabschlussfeier unseres Fußballvereins und da es Junior nach seiner erfolgreichen Medikamentenbehandlung wieder ziemlich gut geht, waren wir dort und haben gemeinsam mit den anderen Eltern der G-Jugend den Sommer eingeläutet. Ich habe in der vergangenen Woche festgestellt, dass die dazugehörigen Mütter der Kinder, die nun nicht in Juniors Klasse kommen, eigentlich sehr sympathische Zeitgenossinnen sind – und nun weiß ich auch nicht. Aber letztlich ist es ja für alle Kinder ein Neubeginn. Am Wochenende geht es aber erstmal wieder raus zum Dauercampingplatz am Baggersee – anders lassen sich die steigenden Temperaturen nicht aushalten.

Und jetzt sind es nur noch drei Wochen bis zum Abflug – so langsam sollte ich hier echt mal einen Countdown einrichten. 😉 Eigentlich wollte ich uns noch ein paar Sachen für den Urlaub zulegen, aber mein Konto ist, aufgrund der teilweisen überraschenden und hohen Ausgaben in den letzten Monaten weniger prall als geplant, sodass ich mich auf die letzten Meter tatsächlich etwas zurücknehmen muss, um nicht völlig verarmt am Reiseziel anzukommen. Sobald wir wieder in Berlin landen, geht es auch schon direkt in die Vorbereitungen für Juniors Einschulungsfeier. Auch seine Lehrmittel müssen noch besorgt werden. Schon bald geht der „Ernst des Lebens“ los, fragt sich in diesem Zusammenhang nur für wen.

Erst schnuppern, dann Scharlach

03.07.2023 – 15:13 Uhr: Endlich wurde die Verteilung der zukünftigen Erstklässler bekannt gegeben. Während ich in der dazugehörigen Elternversammlung saß, steigerte sich meine Aufregung ins Unermessliche. Bis es aber soweit war, gab es noch ausführliche Informationen zum freiwilligen Religionsunterricht. Dieser Beitrag wurde vorgezogen, da, so der Schulleiter, die Aufmerksamkeit nach der Bekanntgabe der Klassen erfahrungsgemäß im Allgemeinen nicht mehr ganz so hoch sei. Jedenfalls war ich mehr als erleichtert, als ich hörte, dass Juniors Vierer-Clique – alles eher zurückhaltende Kinder – nicht auseinandergenommen wurde, während die Kinder, die Junior uns meist im Zusammenhang mit rabiaten Auseinandersetzungen in der Kita genannt hatte, anderen Klassen zugeteilt wurden. Natürlich wird Junior trotzdem nicht davor befreit sein, an andere „schwierige“ Kinder zu geraten, aber zumindest wird er sich dank der neuen Aufteilung sicher schnell im Schulalltag zurecht finden und an neuen potentiellen Konflikten wachsen können. Und so folgte tags darauf die erste Schnupperstunde in den neuen Klassen, während wir Eltern auf dem Schulhof warteten. Juniors Feedback ist positiv – mir fällt ein Stein vom Herzen – und während ich über Juniors Materialliste für die Schule fliege, fühle ich mich wieder einmal mehr zurückerinnert – diesmal an jene Szene, als ein berühmter Zauberlehrling das erste Mal in einer nicht minder bekannten Gasse stand, um seine Lehrmittel zu besorgen. Und während ich diese Zeilen schreibe, fällt mir sogar auf, dass Juniors Klassenmaskottchen – eine Eule – ganz gut in das Bild passt. 😉

Währenddessen rückt unser große Urlaub unaufhaltbar näher. Ich ermahne meine Männer schon regelmäßig, jetzt bloß keine Risiken mehr einzugehen, denn Unfälle oder Krankheiten, würden unsere gesamte Planung so kurz vor der Reise natürlich komplett zunichte machen. Doch wie es so ist, erkrankte Junior nur wenige Tage nach seiner Schnupperstunde an Scharlach – „bilderbuchmäßig“, wie seine Ärztin anerkennend kommentierte, aber immerhin den Umständen entsprechend fit und mit Antibiotikum gut zu behandeln. Der Mann und ich haben inzwischen auch schon so ein Gefühl im Hals – ich spüre leichte Corona-Vibes. Doch die Zeiten scheinen längst vergangen zu sein, denn inzwischen ist auch in der Kinderarztpraxis das Tragen einer Maske keine Pflicht mehr. Junior und ich haben es dennoch gemacht. Zum einen, weil der Verdacht auf Scharlach schon sehr nahe lag – und ich möchte meinerseits auch nicht noch von verrotzten Kindernasen um meinen Urlaub gebracht werden. In die Höhle des Löwen müssen wir dennoch noch einmal mehr, damit Junior eine noch offene Impfung erhalten kann – und das nur wenige Tage vor dem Abflug – und da erzähl mir nochmal einer, das Muttileben sei langweilig.