Hollywood oder so ähnlich

13.07.2023 – 15:02 Uhr: Der Wochenbeginn stand ganz im Zeichen der Stars und Sternchen, als am Montagmorgen das angekündigte Kamerateam plus Handwagen mit allerlei technischem Equipment im Schlepptau in unsere Geschäftsräume trat, um kurzfristig ein Imagevideo über unser Unternehmen zu drehen. Mittendrin im Geschehen – moi – die bisher weder auf der Leinwand in Erscheinung trat, geschweige denn schon jemals ein professionelles Interview geführt hatte. Der Drehplan – ja ein richtiger Drehplan – sah vor, dass mir die gleichen Fragen gestellt werden sollten, wie dem Geschäftsführer, es sollte also wirklich ins Eingemachte gehen. Wir einigten uns schließlich auf einen einzigen und eher allgemein gehaltenen Fragenblock und das war gut so. Die Produzentin fragte mich, ob ich schon einmal ein Interview geführt hätte, was ich verneinte – beste Voraussetzungen fanden wir einstimmig – und nachdem der Tontechniker das Mikrofon noch etwas niedriger gestellt hatte, um wirklich jede meiner qualifizierten Ausführungen genauestens einzufangen, fühlte ich mich in der darauffolgenden Fragerunde zu keiner Zeit mehr wohl in meiner Haut. Natürlich kannte ich die Fragen und hatte die Möglichkeit, mir im Vorfeld die passenden Antworten zu überlegen. Trotzdem fühlte ich mich zurückversetzt in längst überwunden gehoffte Prüfungssituationen in der Schulzeit, immerhin jedoch mit dem Vorteil, dass ich meine Antworten mehrfach wiederholen konnte, bis die Produzentin ausreichend Material hatte, um ein „Best of“ daraus zusammen zu schneiden. Dennoch glaube ich, dass mein Körper während des Interviews eher auf „Bloß weg hier!“ aus war, als der Zuschauerschaft ein einladendes Gefühl zu vermitteln. Nach etwa einer halben Stunde war mein Part erledigt, doch wähnte ich mich zu Unrecht in Sicherheit, denn nun wurde noch weiteres Bildmaterial benötigt, um unser Team bei der Arbeit zu zeigen – und immer wieder wurde mein Typ für die weibliche Hauptrolle verlangt. „Zeig ihm mal das Bild und sag was dazu“ lautete die Anweisung des Kameramanns und so musste ich meinem Chef eine Abbildung, die er längst kannte, zeigen und erklären – nicht ohne dabei laut loszulachen und für mehrere Outtakes zu sorgen. Eine weitere Szene zeigt unser Team im Konferenzraum – „Doreen, stell mal eine Frage und zeige mit den Händen auf die Leinwand“ – wir mussten den Take dreimal machen, da ich entweder losprusten musste oder die Gestikulation mit den Händen vollends vergessen hatte. Während meine Kollegen – ich bleibe ausnahmsweise bei der männlichen Form, denn weibliche Kolleginnen waren urlaubsbedingt rar – in der Lage waren, professionell aus dem Stehgreif zu improvisieren, sorgte ich mit meiner Kicherei für jede Menge Cuts und machte wahrscheinlich weder meinen Geschlechtsgenossinnen noch meinem Berufsstand alle Ehre. Schließlich wurde ich beim Smalltalk mit einem Kollegen auf dem Balkon gefilmt. (Regieanweisung: „Zieh mal den Rock tiefer“) Diesmal funktionierte die darauffolgende, wenn auch gestellte Konversation ganz gut. Schon am Freitag sollen wir die erste Version des Videos erhalten und ich blicke diesem Tag bedingt durch dem Erlebten eher mit stark gemischten Gefühlen entgegen. Es war zweifellos eine spannende Erfahrung, doch für eine seriöse Fernsehkarriere à la Maischberger bin ich wohl nicht gemacht – und bis es für „Frauentausch“ reicht, dauert es hoffentlich doch noch ein Weilchen. 😉

Tempel des Kleinen Muck im Filmpark Babelsberg

Tags darauf wurden wir mit einem gemeinsamen Teamevent – ein Stuntworkshop im Filmpark Babelsberg – belohnt. Vielleicht hätte ich den Haftungsausschluss, den alle Teilnehmenden unterschreiben mussten, etwas genauer lesen sollen, ging ich lediglich von ein paar echt aussehenden Tritten und Schlägen gegenüber Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten aus. Stattdessen hieß es: „You will burn“. Die Aufgabe lautete: Renne brennend über die Stunt-Bühne und wirf dich nach 20 Metern auf den Boden. Nichts leichter als das! Glücklicherweise arbeiteten wir mit echten Profis zusammen, die uns mit einem schweren Schutzoverall ausstatteten und uns mit den Befehlen „Brenn!“ und „(brennende Decke) Ab!“ die Richtung vorgaben. Ich ließ alle Kolleginnen und Kollegen vor, bis sich kein weiterer Freiwilliger mehr fand und ich schließlich auch ranmusste. Der Lauf selbst war eher unspektakulär beziehungsweise war ich mit dem viel zu schweren Overall beschäftigt und darauf bedacht, nicht hinzufallen, die Hitze im Rücken hatte ich dabei kaum wahrgenommen. Während ich einen dramatischen Schrei von mir geben wollte, verschluckte ich mich fast an meiner eigenen Spucke, sodass ich mich lieber doch auf das Wesentliche konzentrierte: Laufen und brennen. 😉 Den restlichen Tag verbrachten wir im Filmpark, was in mir die ein oder andere Kindheitserinnerung hervorrief. Immerhin war ich als zehnjähriges Mädchen zum letzten Mal dort und werde es definitiv mit meinem Junior bald wieder tun.

This girl is on fire!
© K. Siegert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert