06.08.2023 – 22:04 Uhr, Pacific Time – Von einer Megacity in die nächste: vor zwei Tagen sind wir in Los Angeles angekommen – und mit dem Zeitpunkt, an dem das Flugzeug auf die Landebahn aufgesetzt ist, ist jeglicher Stress von uns abgefallen. Das mag einerseits daran liegen, dass von der Abholung des Mietwagens bishin zum Check-In in unsere Unterkunft alles reibungslos ablief – perfekte Organisation eben. 😉 Andererseits hat uns die kalifornische Lässigkeit sofort erfasst – dieser Staat hält, was er verspricht! Genau genommen domizilieren wir nicht direkt in Los Angeles, sondern im benachbarten Long Beach, einer Stadt die alles verkörpert, was ich mir von Kalifornien erträumt habe: Freiheit, Sonne und Surfer-Boys!

An die amerikanischen Verkehrsregeln gewöhnt man sich schnell. So kann man beispielsweise an jeder roten Kreuzung bei freier Bahn sofort rechts abbiegen, sofern ein Schild dies nicht explizit ausschließt. An ampellosen Kreuzungen bekommt derjenige Vorfahrt, der die Kreuzung zuerst erreicht und es gibt grundsätzlich kein Rechtsfahrgebot. Das mag alles anfangs ungewohnt klingen, aber sowohl der Mann als auch ich haben in der Fahrpraxis das Gefühl, dass der Verkehr auf diese Weise insgesamt flüssiger und somit entspannter läuft. Und das soll im Autoland Amerika echt etwas heißen. In Großstädten gibt es kaum Hauptstraßen, die weniger als über drei Spuren pro Richtung verfügen. Autobahnen sind mitunter sechsspurig. Alles ist voller Autos. Was ich aber so nicht gedacht hätte: Auto fahren auf amerikanischen Straßen macht wirklich Spaß! Fährt man zu langsam, wird man einfach von links – oder eben von rechts überholt – keine passiv aggressiven BMW-Fahrer mit Lichthupe, die fast in deinem Kofferraum sitzen. Auch die Beschilderung ist verständlich und vorausschauend. Einzig die Qualität der Straßen versetzt mich in frühe Kindheitserinnerungen zur Wendezeit zurück, als es mit dem Familien-Wartburg auf Holperstraßen gen Ostsee ging (Yes, I am exactly this years old!). Nicht ohne Grund sieht man alle paar Meilen Reste von geplatzten Autoreifen am Straßenrand liegen.

Mit dem Parken ist das hier allerdings so eine Sache. Unseren ersten vollen Tag wollten wir – natürlich – am Beach verbringen. Am Ende hat es uns in das 30 Meilen entfernte Laguna Beach verschlagen, denn offenbar hatten die Kalifornier an einem Samstagnachmittag mitsamt ihren Autos die gleiche Idee – und so fuhren wir immer weiter südwärts, bis wir endlich in einer Seitenstraße parken konnten. Doch die Mühe – die eigentlich keine war, denn entlang des Pacific Coast Highways gibt es sowieso atemberaubenden Meerblick immer inklusive – hat sich gelohnt. Wir erfrischten uns im Pazifik, beobachteten die eingangs erwähnten Surfer-Boys und genossen schließlich die Sicht auf einen wunderbaren Sonnenuntergang. Nachdem wir uns im „Trader Joe’s“ noch mit Lebensmitteln für die nächsten Tage eingedeckt haben („Haben die hier kein anständiges Brot?!“), ging es durch die Dunkelheit, die mit der untergehenden Sonne abrupt eintritt, nach Hause.
Nach einem ausgedehnten – endlich wieder pancakelosen – Frühstück und einem Cup selbstgebrühten Starbucks Caramel flavoured coffee mit French Vanilla Coffee Creamer (Sünde!) habe ich mich heute in unserem Mietwagen mal selbst ans Steuer gewagt. Auf dem Highway ging es durch eine bergige Wüstenlandschaft bis nach Pioneertown, einer Gemeinde die in den 40er Jahren von einer Gruppe Investoren und Schauspielern gegründet wurde, um ein Set für Westernfilme zu schaffen, das gleichzeitig als Wohnort für die Filmcrews dienen sollte. Zustande gekommen sind dort mehr als 200 Filme. Nachdem das Interesse am Western allmählich abebbte, blieb das Örtchen in seiner Form bestehen und bietet Besuchern ein kostenfreies Filmmuseum und am Wochenende ein paar Shops zum Verweilen. Zugegebenermaßen habe ich mir vom Besuch etwas mehr erwartet. Die Speisen im Saloon sagten uns nicht so wirklich zu und binnen weniger Minuten ist man den Ort schon wieder abgelaufen. Gegessen haben wir anschließend in einem mexikanischen Restaurant am Palms Highway zu vergleichsweise moderaten Preisen. Immerhin bot die jeweils zweistündige An- und Rückfahrt tolle Einblicke in die kalifornische Wüstenlandschaft. Bei 40 Grad im Schatten waren wir aber auch überaus froh, in einem klimatisierten Wagen zu sitzen.

Nachdem wir L.A. bisher so ein bisschen ausgelassen haben, geht es morgen endlich in die „Stadt der Engel“, zunächst zum Frühstück bei meinem Cousin und dann gemeinsam nach Hollywood. Mal sehen, was es dort zu entdecken gibt – und vielleicht werde ich ja sogar entdeckt? 😉