LA LA Land

08.08.2023 – 09:53 Uhr: Gestern haben wir einen echten Star getroffen: meinen Cousin, der seit einiger Zeit in Südkalifornien lebt und der sich für uns Zeit genommen hat, um uns Los Angeles zu zeigen. Gesehen haben wir uns zuletzt vor zehn Jahren in Berlin, als ich ihm mitsamt Reisebegleitung wiederum Berlin näher gebracht hatte. Viel zu viel Zeit ist seitdem vergangen, daher war die Wiedersehensfreude natürlich groß und – finally – Frühstücksbrettchen Nummer 1 wurde erfolgreich verteilt. Los ging es dann mit einem ausgedehnten – und sehr guten – Frühstück in einem französischen Café nahe des Rodeo Drives, den wir anschließend besichtigt haben. Sofort sprang uns die Postleitzahl ins Auge, Titelgeberin der erfolgreichen 90er Serie „Beverly Hills, 90210“. Geschaut habe ich sie nie, allerdings kann ich mich noch genau an den Teaser erinnern, wenn die neuesten Folgen auf SuperRTL, jeweils im Anschluss an die Cartoons, liefen. 😉

Rodeo Drive

Anschließend ging es zum berühmten Walk of Fame, auf dem unzählige Hollywoodgrößen ihren eigenen Stern erhalten – und im Übrigen dafür bezahlt haben. Neben Alfred Hitchcock, Elton John oder Halle Berry liest man dort Namen meiner Kindheitsidole wie Shrek, Mickey Mouse und Bugs Bunny. Ansonsten ist der Boulevard einigermaßen überlaufen, weswegen wir uns dort nicht allzu lang aufhielten und uns nach einer kurzen Stärkung in Form von Erdbeereis am Stiel zum nächsten Ziel begaben: das Griffith Observatory. Nachdem wir uns gegen einen fünfzehnminütigen Walk durch die Hitze und für den Parkplatz direkt vor dem Observatorium entschieden hatten (Parkgebühr: $ 10 die Stunde – wir hatten aber das Glück, dass jemand uns sein noch nicht abgelaufenes Parkticket schenkte), bot sich uns eine wunderbare Aussicht über Los Angeles, dessen Skyline wir seit unserer Ankunft vor ein paar Tagen im ewigen Dunst eingehüllt sehen. Kein Wunder bei derart vielen Autos. Besserung ist allerdings in Sicht, denn im Zuge der olympischen Sommerspiele 2028 plant die Stadt, ihr Angebot über die öffentlichen Verkehrsmittel deutlich auszubauen.

Blick nach L.A. Downtown

Direkt neben dem Observatorium befindet sich der „Berlin Forest“, eine kleine Parkanlage, die im Rahmen der seit 1967 bestehenden Städtepartnerschaft zwischen Los Angeles und Berlin (Wusste ich gar nicht!) angelegt wurde und nicht nur zum Verweilen einlädt, sondern den Blick zum Wahrzeichen der Filmindustrie freigibt, nämlich dem berühmten Hollywood Sign. Das Gelände ist wirklich schön gemacht und einen Besuch definitiv wert. Leider war das Griffith Observatory geschlossen, sodass wir es leider nicht von innen gesehen haben, laut unserem Reiseführer-Cousin soll aber auch der Besuch äußerst lohnenswert sein.

Griffith Observatory

Anschließend ging es zum Beach nach Santa Monica. Der Pier bietet neben einigen Fahrgeschäften zahlreiche Lokalitäten wie der „Bubba Gump Shrimp Co.“ (Na? Klingelt’s? 😉 ). Wir entschieden uns allerdings für die „Burgerlounge“, genauer gesagt die Männer. Einen Tag, nachdem wir uns geschworen hatten, für die nächsten zehn Jahre keinen Burger mehr zu essen, hielt ich meinen Vorsatz ein und bestellte einen „Nice Little Side Salad“. Nach wieder einmal mehr als 10.000 zurückgelegten Schritten war auch dieser schöne Tag schon wieder vorbei. Auch unser L.A.-Abschnitt endet heute und wir werden weiter Richtung Norden fahren. Unser nächster Halt wird Pismo Beach sein. Diese kleine Küstenstadt befindet sich etwa auf halber Strecke in Richtung San Francisco. Vorher werden wir jedoch einen kleinen Schlenker zum Yosemite-Park machen, bevor es weiter nach San José geht. Wahrscheinlich werde ich es erst dann schaffen, den nächsten Eintrag zu schreiben. Dafür aber mit hoffentlich umwerfenden Aufnahmen meiner Sony Cybershot und dem sternenklaren Nachthimmel über Yosemite. Das Reisestativ ist startklar – stay tuned!

Californication

06.08.2023 – 22:04 Uhr, Pacific Time – Von einer Megacity in die nächste: vor zwei Tagen sind wir in Los Angeles angekommen – und mit dem Zeitpunkt, an dem das Flugzeug auf die Landebahn aufgesetzt ist, ist jeglicher Stress von uns abgefallen. Das mag einerseits daran liegen, dass von der Abholung des Mietwagens bishin zum Check-In in unsere Unterkunft alles reibungslos ablief – perfekte Organisation eben. 😉 Andererseits hat uns die kalifornische Lässigkeit sofort erfasst – dieser Staat hält, was er verspricht! Genau genommen domizilieren wir nicht direkt in Los Angeles, sondern im benachbarten Long Beach, einer Stadt die alles verkörpert, was ich mir von Kalifornien erträumt habe: Freiheit, Sonne und Surfer-Boys!

Freiheit, Sonne und Surfer-Boys

An die amerikanischen Verkehrsregeln gewöhnt man sich schnell. So kann man beispielsweise an jeder roten Kreuzung bei freier Bahn sofort rechts abbiegen, sofern ein Schild dies nicht explizit ausschließt. An ampellosen Kreuzungen bekommt derjenige Vorfahrt, der die Kreuzung zuerst erreicht und es gibt grundsätzlich kein Rechtsfahrgebot. Das mag alles anfangs ungewohnt klingen, aber sowohl der Mann als auch ich haben in der Fahrpraxis das Gefühl, dass der Verkehr auf diese Weise insgesamt flüssiger und somit entspannter läuft. Und das soll im Autoland Amerika echt etwas heißen. In Großstädten gibt es kaum Hauptstraßen, die weniger als über drei Spuren pro Richtung verfügen. Autobahnen sind mitunter sechsspurig. Alles ist voller Autos. Was ich aber so nicht gedacht hätte: Auto fahren auf amerikanischen Straßen macht wirklich Spaß! Fährt man zu langsam, wird man einfach von links – oder eben von rechts überholt – keine passiv aggressiven BMW-Fahrer mit Lichthupe, die fast in deinem Kofferraum sitzen. Auch die Beschilderung ist verständlich und vorausschauend. Einzig die Qualität der Straßen versetzt mich in frühe Kindheitserinnerungen zur Wendezeit zurück, als es mit dem Familien-Wartburg auf Holperstraßen gen Ostsee ging (Yes, I am exactly this years old!). Nicht ohne Grund sieht man alle paar Meilen Reste von geplatzten Autoreifen am Straßenrand liegen.

Highway durch die kalifornische Wüste

Mit dem Parken ist das hier allerdings so eine Sache. Unseren ersten vollen Tag wollten wir – natürlich – am Beach verbringen. Am Ende hat es uns in das 30 Meilen entfernte Laguna Beach verschlagen, denn offenbar hatten die Kalifornier an einem Samstagnachmittag mitsamt ihren Autos die gleiche Idee – und so fuhren wir immer weiter südwärts, bis wir endlich in einer Seitenstraße parken konnten. Doch die Mühe – die eigentlich keine war, denn entlang des Pacific Coast Highways gibt es sowieso atemberaubenden Meerblick immer inklusive – hat sich gelohnt. Wir erfrischten uns im Pazifik, beobachteten die eingangs erwähnten Surfer-Boys und genossen schließlich die Sicht auf einen wunderbaren Sonnenuntergang. Nachdem wir uns im „Trader Joe’s“ noch mit Lebensmitteln für die nächsten Tage eingedeckt haben („Haben die hier kein anständiges Brot?!“), ging es durch die Dunkelheit, die mit der untergehenden Sonne abrupt eintritt, nach Hause.

Nach einem ausgedehnten – endlich wieder pancakelosen – Frühstück und einem Cup selbstgebrühten Starbucks Caramel flavoured coffee mit French Vanilla Coffee Creamer (Sünde!) habe ich mich heute in unserem Mietwagen mal selbst ans Steuer gewagt. Auf dem Highway ging es durch eine bergige Wüstenlandschaft bis nach Pioneertown, einer Gemeinde die in den 40er Jahren von einer Gruppe Investoren und Schauspielern gegründet wurde, um ein Set für Westernfilme zu schaffen, das gleichzeitig als Wohnort für die Filmcrews dienen sollte. Zustande gekommen sind dort mehr als 200 Filme. Nachdem das Interesse am Western allmählich abebbte, blieb das Örtchen in seiner Form bestehen und bietet Besuchern ein kostenfreies Filmmuseum und am Wochenende ein paar Shops zum Verweilen. Zugegebenermaßen habe ich mir vom Besuch etwas mehr erwartet. Die Speisen im Saloon sagten uns nicht so wirklich zu und binnen weniger Minuten ist man den Ort schon wieder abgelaufen. Gegessen haben wir anschließend in einem mexikanischen Restaurant am Palms Highway zu vergleichsweise moderaten Preisen. Immerhin bot die jeweils zweistündige An- und Rückfahrt tolle Einblicke in die kalifornische Wüstenlandschaft. Bei 40 Grad im Schatten waren wir aber auch überaus froh, in einem klimatisierten Wagen zu sitzen.

Pioneertown

Nachdem wir L.A. bisher so ein bisschen ausgelassen haben, geht es morgen endlich in die „Stadt der Engel“, zunächst zum Frühstück bei meinem Cousin und dann gemeinsam nach Hollywood. Mal sehen, was es dort zu entdecken gibt – und vielleicht werde ich ja sogar entdeckt? 😉

Reizüberflutung

03.08.2023 – 22:56 Uhr: In den vergangenen zwei Tagen wurden unsere sieben Sinne vollkommen auf die Probe gestellt. Nach unserem umfangreichen Sightseeing-Programm am Dienstag, beschlossen wir gestern, uns einen Tag zurückzunehmen und statt nach Manhattan nach Coney Island zu fahren, um einerseits einen Beach-Day einzulegen, andererseits ist die Halbinsel im Süden von Brooklyn für seine großen Vergnügunsparks bekannt, denen wir zusammen mit Junior unbedingt einen Besuch abstatten wollten. Grundsätzlich ist der Strand großzügig und schön angelegt. Leider war der Sand mit Müll und Scherben übersät, sodass wir uns dort nicht allzu lang aufhielten. Nachdem wir uns im Atlantik erfrischt hatten, zog es uns zurück zur Promenade, um Mittag zu essen. Wir entschieden uns für ein ziemlich uriges Lokal, welches den Charme eines typisch amerikanischen Diners der 50er versprühte – oder zumindest, wie ich mir ein solches immer vorgestellt hatte. Publikumsmagnet dort war eine Jukebox, auf der man für einen Dollar drei Songs auswählen konnte. Auch wenn es mich stark reizte, als Kind der 90er einen Song von Britney Spears oder den Spice Girls auszuwählen, entschied ich mich für Stücke, die dem Ambiente des Diners eher entsprachen.

Die Jukebox im „Ruby’s“
  • The Beatles – Come Together
  • Frank Sinatra – It was a very good year
  • Elvis – Jailhouse Rock

Letzterer verbreitete ordentlich Stimmung, sodass nicht nur Junior das Tanzbein schwang, sondern sich auch weitere Gäste vom Stuhl erhoben, um sich zum King of Rock’n’Roll zu bewegen – ein ziemlich toller Moment! Insgesamt verbrachten wir recht viel Zeit im Diner, bis wir uns entschieden, den Rummel anzusteuern. Der „Deno’s Wonder Wheel Amusement Park“ ist im Wesentlichen auf Familien ausgerichtet, sodass insbesondere Junior voll auf seine Kosten kam. Zu erwähnen, ist das Riesenrad „Wonder Wheel“, welches neben den normalen Gondeln solche hat, die im Innenring hin und her rutschen und somit stark schwingen. Wir entschieden uns für die „No-Swinging“-Variante und genossen einen wunderbaren Ausblick auf Coney Island bis nach Manhattan. Junior und ich besuchten noch die original aus den 50er Jahren stammende Geisterbahn „Spook-O-Rama“, die mir schon beim ersten Schreck, ein Teenie-Geschrei vom feinsten entlockte. Die nächsten Erschrecker ließen sich zwar gut vorhersehen, jedoch blies es mir unter Einsatz eines starken Luftdruckschusses die Kappe vom Kopf, sodass diese in der Dunkelheit verschwand. Glücklicherweise holte mir der Geisterbahn-Mitarbeiter mein Base-Cap zurück, sodass wir bereits nach wenigen Minuten wieder vereint wurden. Wir verbrachten einen schönen Tag auf Coney Island. Auf dem Rückweg entfachte sich eine hitzige Diskussion zwischen mir und dem Mann, da ich davon überzeugt war, an unserer Subway-Station würde nur eine Linie halten. Ich war sogar bereit, auf eine Wette einzuschlagen. Am Ende stellte sich heraus, dass ich grundsätzlich recht hatte, zu bestimmten Abend- und Nachtzeiten trotzdem noch andere Linien dort hielten. Das New Yorker Subway-Netz kann zuweilen sehr verwirrend sein.

The Wonder Wheel

Unseren letzten vollen Tag verbrachten wir erneut mit Sightseeing. Auf Empfehlung hin kauften wir uns für vier Dollar pro Nase Tickets für die New Yorker Fähre, um von Brooklyn nach Manhattan überzusetzen. Wir passierten die Brooklyn Bridge und genossen erneut einen großartigen Blick auf Manhattan. Auf die Titanic Exhibition verzichtete ich aber schließlich doch – einerseits weil die Männer nicht wirklich begeistert von der Idee waren, andererseits hatten wir noch ein paar andere Must-Sees auf dem Programm, die wir sonst nicht vollumfänglich geschafft hätten. Nachdem wir uns im „New York Burger Co.“ mit ebensolchen gestärkt hatten, ging es in den High Line Park, einer alten Hochbahntrasse, die begrünt und zur Parkanlage umgestaltet wurde.

auf der High Line

Am Ende der Trasse gelangt man zu einer wahrhaftigen Touri-Falle: die Aussichtsplattform des 395 Meter hohen 30 Hudson Yards, vor Ort mit dem Namen „Edge“ vermarktet. Wir entschieden uns für die Plattform und nachdem wir wieder einmal die Credit Card gezückt hatten, gelangten wir mittels Schnellaufzug in die 100. Etage. Die Plattform befindet sich mit 335 Metern nochmal deutlich höher, als die des Berliner Fernsehturms und hat es echt in sich. Vom Edge aus konnten wir ganz New York überblicken. Selbst der Central Park wirkte wie eine kleine, schnucklige Parkanlage. Wer es aufregend mag, kann über die im Boden eingelassenen Plexiglasscheiben gehen und die Straßen New Yorks im wahrsten Sinne des Wortes zu seinen Füßen liegen sehen. Die Jungs schienen bei der ganzen Sachen eher schmerzfrei gewesen zu sein. Ich hielt es jedoch immer nur höchstens für ein paar Sekunden auf dem Glas aus. Nachdem wir Manhattan umfangreich begutachtet hatten, verschlug es uns zu unserem letzten Ziel des Tages und unseres gesamten New York – Aufenthalts. Denn was wäre ein New York – Trip ohne Times Square?

Ausblick von „The Edge“

Der Times Square ist, wie man ihn vom Fernsehen kennt: laut, bunt und voller Menschen. Wir ließen das Geschehen auf uns einprasseln, kauften überteuerte Souvenirs für die Daheimgebliebenen (Wie war das nochmal mit den Vorsätzen?), bestaunten eine Breakdance-Show und fotografierten Michael Jackson, der uns für ein paar Dollar den Moonwalk präsentierte. Umrissen wird die gesamte Szenerie mit schillernden und wild blinkenden, übergroßen Werbebannern. Spätestens jetzt verabschiedeten sich auch unsere letzten Sinneszellen in den Feierabend. Ich finde, der Times Square spiegelt New York genauso wieder, wie ich die Stadt in den vergangenen Tagen erlebt habe: eine sehr spannende Mischung aus allem, was man sich vorstellen kann. Richtig fühlen, tu‘ ich sie allerdings nicht und so wird mein Besuch sehr wahrscheinlich der letzte gewesen sein. Morgen geht es für uns nach Kalifornien, wo wir zwei Wochen lang mit dem Mietwagen unterwegs sein werden. Starten werden wir in Los Angeles, von wo aus wir uns langsam Richtung Norden bewegen werden. Mal sehen, was der Sunny State so zu bieten hat!

New York, New York!

01.08.2023 – 22:43 Uhr: Eigentlich sollte mir sofort Frank Sinatras Version des weltberühmten Klassikers ins Ohr kommen – oder wenigstens Alicia Keys‘ nicht minder stimmgewaltige Hymne ans „Empire State of Mind„. Immer wenn ich diese Zeilen jedoch lese, muss ich an Nina Hagens schrägen Song denken, den ich vor vielen Jahren in einem Beitrag der „80er Show“ auf RTL mit Oliver Geißen gesehen hatte und der mich seitdem nie richtig losließ – was auch immer man daraus auf mich schließen mag. 😉 Die Stadt selbst ist für mich irgendetwas dazwischen und irgendwie auch komplett anders. „New York is totally different from Washington“, gab uns Gary zum Abschied mit und er sollte recht behalten.

Mit dem Zug ging es von der Union Station in Washington zur New Yorker Pennsylvania Station, vorbei an Philadelphia, dem Namensgeber des brandenburgischen Örtchens bei Storkow – wer da mal vorbei kommt, sollte unbedingt einen Abstecher zu den Köllnitzer Fischerstuben machen. Das amerikanische Original ist natürlich weitaus größer. Ursprünglich hatte ich einen Spaziergang durch die Altstadt in Erwägung gezogen, es am Ende aus organisatorischen Gründen verworfen. Stattdessen musste der Schnappschuss der Skyline für den Familienchat ausreichen, zusammen mit der augenzwinkernden Bemerkung, gleich mal die Fischerstuben zu besuchen (Schenkelklopfer kann ich 😉 ). Insgesamt war die Zugfahrt sehr entspannt und lässt sich mit einer Fahrzeit von etwas mehr als drei Stunden gut aushalten. Nachdem wir Newark passiert hatten, breitete sich allmählich die schier endlose Skyline der „Stadt der Träume“ vor uns aus, was uns einigermaßen hibbelig werden ließ. Doch der Hunger trieb uns zunächst in die nächstbeste „Smashburger“-Filiale und bescherte uns „den besten Burger aller Zeiten“ – fünf von fünf Sternen von Junior und dem Mann. Gestärkt machten wir uns auf dem Weg zu unserem Hotel in Brooklyn und so lernten wir die berühmte New Yorker Subway kennen, der man ihr Alter (Bauzeit zwischen 1904 und 1940) deutlich ansieht, doch die uns zuverlässig zum Zielort brachte, wo wir den Abend mit „Yogurt covered Pretzels“ und sonstigem Knabberkram ausklingen ließen.

Ankunft in New York City

Heute absolvierten wir ein richtiges Sightseeing-Mammutprogramm. Zuerst ging es zum Battery Park, von wo aus man DAS Wahrzeichen, die Freiheitsstatue sehen kann, aber auch Ellis Island, die lange Zeit die New Yorker Einreisebehörde beheimatete. Natürlich fiel unser Blick hier bereits auf das One World Trade Center. Doch zunächst war es der Wunsch des Crypto-Nerds von Mann, die Wall Street mit der New Yorker Börse zu sehen. Die besten Jahre hat allerdings nicht nur der Financial District längst hinter sich gelassen. Viele Gebäude im Bezirk und in der gesamten Stadt wirken doch schon sehr in die Jahre gekommen. Weiter ging es zum One World Trade Center und dem 9/11-Memorial am Ground Zero. Ich war elf Jahre alt, als ich von den Terroranschlägen erfuhr und habe das Ausmaß erst einige Jahre später emotional so richtig begriffen. Auch ist inzwischen viel Zeit vergangen. Trotzdem veranschaulicht das Memorial sehr eindrücklich das Loch, welches damals nicht nur in die New Yorker Skyline, sondern auch in die Herzen der New Yorker Bevölkerung gerissen worden sein muss. Ich war einigermaßen ergriffen, an diesem denkwürdigen Ort zu stehen.

9/11-Memorial

Anschließend ging es zum Mittagessen am North Cove Yacht Harbor. Zum Glück wurden wir mehrfach ob der Restaurantpreise vorgewarnt, sodass mich die Rechnung nicht vollends vom Stuhl haute. Aber ich drück’s mal so aus: beim heimischen Griechen hätten wir maximal die Hälfte bezahlt! Nun musste aber auch Junior auf seine Kosten kommen. Schließlich war dieser die 10.000 Schritte zu Fuß, die wir seit Washington täglich im Durchschnitt zurücklegen, immer brav mitgekommen, ohne dass wir bisher besonders auf Kinder ausgerichtete Ziele angesteuert hätten. Genau dies forderte er sich nun lautstark – und völlig zurecht – ein, sodass wir uns wieder in die Subway und zum nächsten Ziel begaben: dem New Yorker Central Park, in dem es auch mehrere Spielplätze gibt.

Der Park ist tatsächlich so etwas wie eine riesige Oase – sogar mit eigener Verkehrsinfrastruktur, zumindest was den Verkehr auf unmotorisierten Rädern betrifft. Mittendrin mehrere Seen und jede Menge Grünflächen, die tatsächlich zuweilen vergessen lassen, dass man sich eigentlich immer noch im Herzen Manhattans befindet. Junior machte direkt Bekanntschaft mit der schon zuvor mehrfach erfahrenen amerikanischen Offenheit und lernte Mason, einen etwa gleichaltrigen New Yorker Jungen, kennen, der mit ihm eine Weile Fangen spielte. Anschließend besuchten wir einen weiteren für mich persönlich wichtigen Ort: das Strawberry Fields, das Denkmal, das Yoko Ono für ihren verstorbenen Mann, John Lennon, errichten ließ, nachdem dieser in New York von einem Fan erschossen wurde. Um diesen Platz herum war viel los, was der Mann nicht ganz verstand. („Deswegen sind wir die 0,7 Meilen hierher gelaufen?!“) Trotzdem war ich ein zweites Mal an diesem Tag berührt. Immerhin fand sich auf dieser Höhe die nächste Subway-Station nach Hause. Zwei volle Tage liegen noch vor uns und so langsam wird uns bewusst, dass wir auch diesmal nicht alles schaffen werden, was wir uns vorher ausgeguckt haben. Coney Island werden wir auf jeden Fall noch mitnehmen. Auch am Times Square waren wir noch nicht – und irgendwie muss ich den Mann noch von der „Titanic Exhibition“ überzeugen. 😉

Washington – Wow!

30.07. um 21:13 Uhr: Was habe ich Washington unterschätzt! Während diese Stadt dem Reiseblogger meines Vertrauens gerade einmal eine Tagestour von New York aus wert war, bereue ich ernsthaft, ihr nicht mehr Zeit widmen zu können. Nach zwei Tagen Aufenthalt, werden wir die Hauptstadt der Vereinigten Staaten morgen schon wieder verlassen. Das Gefühl, so viele Dinge noch nicht gesehen zu haben, bleibt. Wir hatten wenig Zeit, um gerade einmal die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Noch hart mit dem Jetlag kämpfend und mehr als 30 Grad im Schatten, war jedoch auch das eine einzige Herausforderung. Unser erstes Ziel war – natürlich – das Weiße Haus. Von dort aus gingen wir zum Washington Monument, welches wir bereits während unserer nächtlichen Anfahrt am Abend zuvor von weitem bewundern konnten und welches durchaus hilfreich bei der Navigation durch die Stadt sein kann. Navigation ist das Stichwort, denn die klappte an unserem ersten Tag nur so halbgut. Auf der Suche nach einer Abkühlung schritt der Mann voran, während Junior und ich einigermaßen quenglig hinterhertrotteten. Mit der „Nationall Mall“ verfügt Washington über eine riesige Parkanlage, die allerdings mit vergleichsweise wenig Bäumen bepflanzt ist. Ein schattiges Plätzchen sucht man hier eher vergebens. Auffällig waren allerdings die vielen bunten Eiswägen, die in einer Reihe entlang der Touristen-Hot-Spots der Stadt aufgestellt waren. Eines davon dudelte pausenlos die Melodie des bekannten amerikanischen Volkssongs „Oh Susanna!“.

Hallo aus Washington!

Nachdem wir einige Meilen eher ziellos durch die Innenstadt gelaufen waren, stiegen wir schließlich in den nächstbesten Bus – eine gute Wahl, wie sich herausstellte, denn dieser brachte uns zu einer schönen Hafenanlage, die „Wharf“, wo es sich mit frischgemachten Eistee und mit Blick auf die Theodore Roosevelt Island am Potomac River gut aushalten ließ. Der gleiche Bus führte uns schließlich zurück zur Unterkunft, die wir gerade rechtzeitig erreichten, bevor ein heftiges Unwetter über uns hinweg zog. Wir bekamen sogar eine Warnung über Cell Broadcast und erfuhren von zwei reisenden jungen Frauen am Frühstückstisch, dass nur zwei Blocks weiter ein Baum durch den Sturm auf ein Auto gekracht war. Abends verließen wir unser Zimmer nur noch, um eine Take-Away-Pizza zu kaufen. Um 21 Uhr gingen die Lichter aus und ich kam endlich zu meiner Mütze Schlaf.

Unterwegs durch Washington

Tags darauf – nachdem wir unseren Morgen mit dem Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Kolumbien in Rahmen der Frauenweltmeisterschaft eingeläutet hatten (Anstoß um 5:30 Uhr Ortszeit – Jetlag lässt grüßen) – besuchten wir das National Air and Space Museum, welches wie viele anderen Museen rund um die National Mall, keinen Eintritt nimmt. Dieses Haus ist allerdings wohl nur die abgespeckte Variante eines viel größeren Standortes in Virginia. Planetenfan Junior war mit den Darstellungen unseres Sonnensystems im „kleinen“ Haus jedoch bereits mehr als zufrieden. Anschließend ging es wieder zur Wharf, zum Mittagessen im „Lucky Buns“, dem ersten von vermutlich vielen weiteren Diners des Landes, die wir auf unserer Reise noch besuchen werden. Diesmal ereilte mir ein sprachlicher Faux-Pas, als ich um die „Card“ bat, um Junior noch eine Kleinigkeit zum Nachtisch zu bestellen. „The menue, please“, half der Mann aus. Nachdem wir uns spätestens jetzt als Fremde geoutet hatten und wir auf Nachfrage der Kellnerin erklärten, dass wir Deutsche seien, outete sich diese wiederum als Gamerin und erzählte von einem Computerspiel, indem es darum ging, Nazis abzumurksen. „But we are not Nazis“, stellte der Mann sicherheitshalber klar. „I know!“ antwortete diese lachend und brachte Junior das bestellte „Vanilla Gelato“ mit Extra Karamell.

The Wharf

Mich verschlug es anschließend zum Kapitol, während die Jungs weiter zur Unterkunft fuhren. „Das siehst du von hier, das ist vielleicht ein Kilometer“, gab mir der Mann noch mit, als ich aus dem Bus stieg. Mir wurde wiederum klar, wie sehr man sich in Amerika mit Entfernungen verschätzen kann. Am Ende wurden aus dem Kilometer 1,6 Meilen – umgerechnet 2,57 Kilometer, die ich von der Bushaltestelle entlang der National Mall, vorbei an den Museen of American History, der Natural History und der National Gallery of Art zurücklegte. Weitere Gebäude, zu denen ich eigentlich pilgern wollte, verwarf ich erschöpfungsbedingt und machte mich auf dem Rückweg. Natürlich bekam der Mann meinen Anruf über meine Ankunft nicht mit und so stand ich eine geschlagene Viertelstunde vor dem Bed&Breakfast, bis ich mich entschied, Gary anzurufen, der mich schließlich ins Haus ließ. Nach einem kurzen Plausch erzählte er mir, dass ein Teil seines Interieurs von niemand geringerem als Jackie Kennedy persönlich stammte, was mich sehr beeindruckte.

Zusammenfassend ist Washington eine unerwartet aufgeräumte und saubere Stadt – zumindest der Teil, den wir zu Gesicht bekommen haben. Definitiv reichen aber weder ein, noch zwei Tage Sightseeing aus, um ihr gerecht zu werden. Einem besonderen Ort werden wir morgen allerdings doch noch einen Besuch abstatten – der berühmten Union Station – dem Hauptbahnhof von Washington, von dem es morgen zum nächsten Ziel geht: New York City!

Schockgefroren in Washington

29.07.2023 – 08:16 Uhr Ortszeit in Washington, D.C.: Der Jetlag knallt gewaltig, während ich in der vergangenen Nacht kaum ein Auge zugemacht habe. Aber wir sind da! So ganz hat mein Hirn das auch jetzt noch nicht verarbeitet, trotz dem die Anreise mehr als abenteuerlich war. Aber der Reihe nach: Schon zu Hause erhielten wir die Mitteilung, dass sich unser Flugzeug um mehr als 3 Stunden verspäten würde. Diese Nachricht nahmen wir jedoch gelassen, da es unserer Planung durchaus zugute kam. Schließlich hatten wir noch bis spätabends unsere Abreise vorbereitet und durch die Verspätung noch etwas mehr Erholungszeit vor dem Flug. Am Ende verlief, wie zu Beginn jeder unserer Reisen, trotzdem alles viel zu hektisch, doch erreichten wir guter Dinge und gerade noch rechtzeitig den Check-in-Schalter, der gerade in Begriff war seine Pforten zu schließen. Man dachte, wir kämen nicht mehr, denn trotz veränderter Abflugszeiten: der Check-in beginnt und endet pünktlich. Die Sicherheitsschleuse durchliefen wir rasch und problemlos. Wir hatten nicht den befürchteten „SSSS (Secondary Security Screening Selection)“-Vermerk auf unserer Bordkarte und mussten uns daher keiner zusätzlichen Visitation unterziehen. Stattdessen bekamen wir von United Airlines 3 Vouchers über je 15 US-Dollar, vermutlich für die Verspätung.

Während sich der Mann und Junior also nach etwas Essbarem umsahen, um die Gutscheine auf den Kopf zu hauen, machte ich mich auf die Suche nach einem Souvenir-Shop, um Tante, Onkel und Cousin noch eine Kleinigkeit aus der Heimat mitzubringen. Ich entschied mich für drei simple Frühstücksbrettchen mit einer künstlerischen Darstellung der Berliner Skyline und war zufrieden mit meiner Wahl, bezahlte einen kleinstelligen Betrag, so dachte ich, während ich den Kassenbon zurückließ. Auf der Suche nach meinen Jungs fiel mir auf, dass meine Kreditkarte soeben mit 37,80 Euro belastet wurde. Eindeutig ein Fehler, erklärte ich den Männern und machte mich erneut auf dem Weg, um die Sache zu klären. Doch weder der Mann, als auch meine Mutter, die ich zwischendurch am Telefon hatte, waren sich sicher, ob der Fehler wirklich beim Flughafen-Souvenir-Shop lag. Long Story short: ich hatte soeben die teuersten Frühstücksbrettchen der Welt bezahlt. Trotzdem entschied ich mich für die Brettchen und verbuchte das Thema unter einen weiteren wertvollen Erfahrungspunkt in meinem Leben. Der Abflug rückte nun näher und es wurde Zeit, sich zum Gate zu begeben. Wir durchliefen eine weitere Sicherheitskontrolle, bei der unser Handgepäck nochmal genauer geprüft wurde. Bis wir in den Flieger stiegen, wurden unsere Pässe insgesamt viermal geprüft. Dann ging es endlich los.

Boarding-Tickets nach Washington

Der Flug selbst verlief unspektakulär. Wir genossen die Annehmlichkeiten der Economy Class von United Airlines inklusive persönlicher Mediathek, freies WiFi-Textmessaging sowie mehreren kostenlosen Speisen und Getränken – einziges Manko war, dass wir im Mittelgang saßen und damit keine Sicht nach draußen hatten. Die zusätzlich gereichten Kissen und Decken für die äußerst frisch eingestellte Klimaanlage wussten wir schnell zu schätzen. Nach etwa achteinhalb Stunden Flugzeit landeten wir gegen 17 Uhr Ortszeit am Flughafen Dulles und … erreichten die Parkposition trotzdem nicht. Eine Gewitterwarnung machte uns einen Strich durch die Rechnung. Und so verbrachten wir weitere zweieinhalb Stunden auf dem Rollfeld. Junior verschlief die Zeit, schließlich war es für den Mini-Menschen bereits tief in der Nacht, doch auch die Einreisekontrolle musste ja noch absolviert werden. Gegen 20 Uhr erreichten wir die Schlange dafür, zusammen mit den tausend weiteren Menschen, die nach Freigabe des Flughafens gleichzeitig ihre Flieger verlassen konnten – abgefertigt von einer Handvoll Grenzbeamten – und erneut durch die auf Hochtouren laufenden Klimaanlagen schockgefroren. Die Stimmung unserer Reisegruppe verschlechterte sich mit jeder zusätzlichen Minute: der Mann war unzufrieden mit der Gesamtsituation, ich war genervt von der Unzufriedenheit des Mannes und Junior war genervt von uns beiden. Nach zwei Stunden Warten waren wir an der Reihe. Auch der Grenzbeamte schien ungehalten über unsere Anwesenheit. Trotzdem beobachtete ich mit Genuss, wie der Mann immer wieder erneut die falsche Hand auf das Gerät zum Erfassen der Fingerabdrücke legte, bis ich ihn dezent barsch darauf hinwies. 😉 Auf weitere Fragen, wie etwa zum Grund unserer Reise, verzichtete der Beamte – offenbar machten wir nicht den Eindruck, als hätten wir Lust darauf, nach den bisherigen Strapazen uns länger als nötig in den Vereinigten Staaten aufzuhalten – und gab uns unsere Pässe kommentarlos zurück.

Die Fahrt zur Unterkunft verlief dank Uber wiederum zügig. Wir waren überrascht, wie modern und sauber Washington bei der Durchfahrt auf uns wirkte. Schließlich erreichen wir unser Bed&Breakfast, ein schönes Stadthäuschen, wie wir es aus Filmen kannten. Den Deckenlüfter in unserem Zimmer haben wir direkt abgeschaltet, doch während die Jungs rasch einschliefen, versuchte ich die Ursache für den kalten Wind auszumachen, der direkt in mein Gesicht blies. Von draußen konnte es eigentlich nicht so kalt reinziehen, da wir immer noch fast 30 Grad Außentemperatur hatten. Doch es war so penetrant, dass ich mich nach zwei schlaflosen Stunden fluchend auf Ursachensuche begab. Es dauerte einige Zeit, bis ich eine Klimaanlage an der Decke ausmachte. Inzwischen hatte ich starke Halsschmerzen bekommen und begab mich schließlich laut jammernd auf eine Couch, die zwar äußerst bequem war, auf der ich aber trotzdem für weitere zwei Stunden nicht einschlief. Offenbar kam auch Washington nicht zur Ruhe – oder aber ich bin den Stadtlärm einfach nicht mehr gewohnt. Nach zwei oder drei Stunden Schlaf, meldete sich der Jetlag bei mir und auch die Jungs wurden trotz der langen Wachphase am Vortag ungewöhnlich früh wach. Um 9:00 Uhr bereitet uns Gary, der Hausherr, ein interkontinentales Frühstück und wir werden ein klassisches Sightseeing-Programm durchlaufen. Fortsetzung folgt!

Yes, we can!

18.05.2023 – 22:08 Uhr: … und vermutlich hätten wir schon viel eher gekonnt, wenn ich nicht auf den erstbesten Link der Suchergebnisliste, einer scheinbar dauerhaft online gestellten Wartungsarbeiten-Seite des U.S. Department of Homeland Security, geklickt hätte – nun ja. Einen Tag später habe ich meinen Fehler gemerkt, kürzte den Link in das Eingabefenster entsprechend und gelangte nun also auf das offizielle ESTA-Formular, einer Alternative zum Visa-Verfahren, um die Erlaubnis für die Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika zu erhalten. Die AN-Reise wohlgemerkt, denn das letzte Wort hat immer noch der Grenzbeamte am Flughafen – es bleibt also bis zum Verlassen des Flughafengeländes in Washington D.C. spannend.

Das Formular selbst ist sozusagen die „Gesichtskontrolle“, man wird etwa nach ansteckenden Krankheiten, einer kriminellen Vergangenheit oder gar Terrorismusabsichten abgefragt, durchaus naheliegend. Doch auch die Angabe der persönlichen sozialen Kanäle ist ein Punkt, wenn auch optional. Ich entschied mich auf Nummer sicher zu gehen und alles wahrheitsgemäß anzugeben. Nachdem ich bestätigte, nicht gegen das Ergebnis der Prüfung vorzugehen und 21 US-Dollar bezahlt habe – pro Antrag und für jeden Teilnehmer unserer Reisegruppe – hieß es abwarten. Doch statt der befürchteten 72 Stunden Bearbeitungszeit, kam bereits nach etwa einer Stunde das „Approval“.

„Gute Reise – Willkommen in den Vereinigten Staaten“ – für alle Familienmitglieder wurde die Genehmigung erteilt und ein Kapitel, dass mich gedanklich lange beschäftigt hat, blieb letztendlich nur eine kleine Formalität. Zwei Jahre haben wir nun Zeit, unendlich oft und für jeweils 90 Tage am Stück die USA zu bereisen. Doch fangen wir erstmal mit den 3 Wochen im Sommer an und dann: let’s see!

Um möglichst erstklassige Aufnahmen vor Ort zu machen, habe ich mir sogar eine digitale Kompaktkamera ersteigert – auch wenn der Mann mich damit für etwas bescheuert hält. Doch die Nacht im Yosemite-Nationalpark werden wir nahezu in freier Natur in einem gemieteten Campingwagen verbringen, und ich würde mich sehr ärgern, da nicht die perfekten Urlaubserinnerungen schaffen zu können. Trotzdem muss das Gerät natürlich bedient werden können und so setze ich mich seit ein paar Wochen mit den Themen Brennweite, ISO-Werten und Belichtungszeiten auseinander, wartend auf den nächsten wolkenfreien Vollmond, um das Gelernte in die Tat umzusetzen – wenn das keine Rundum-Vorbereitung ist!

Organisatorisch steht nun vorerst nichts Großes mehr für unsere Reiseplanungen an, sodass ich meinen Kopf bis zur Abreise ein wenig frei machen kann – die Planung eines solchen Unterfangens strengt doch schon sehr an. Spannend wird dieses Jahr jedoch noch aus ganz anderen Gründen, von Juniors Einschulung einmal ganz abgesehen. Denn es stehen noch mehrere Ereignisse an: 20-jährige Freundschaftsjubiläen, ein „Klassentreffen“ meiner Bachelor-Studiengruppe und ein Wiedersehen des Mädchenchores meiner ehemaligen Schule. Aus dem Feiern komme ich in diesem Jahr wohl so schnell nicht heraus.

Tage der Wahrheit

15.05.2023 – 19:47 Uhr: Endlich liegen alle Unterlagen vor, um die Familie für das amerikanische Electronic System for Travel Authorization, kurz ESTA, anzumelden, der Online-Alternative für das aufwendigere Visa-Verfahren, wofür wir für Junior sogar einen „Erwachsenen“-Reisepass beantragt haben. Mit seinem Kinderreisepass hätten wir den Umweg über die US-Botschaft in der Berliner Clayallee machen müssen, da er sonst für das ESTA-Verfahren nicht anerkannt wird. Ein weiterer Vorteil des biometrischen Passes für Junior ist, dass dieser 6 Jahre gültig ist (statt wie beim Kinderreisepass neuerdings nur ein Jahr) und natürlich ist er für Kinder kostengünstiger. Fingerabdrücke musste Junior auch noch keine abgeben und so konnte ich das Dokument heute nach einer kurzen Bearbeitungszeit von 3 Wochen abholen. Seitdem kann ich es kaum erwarten, unsere Daten in das ESTA-Online-Formular einzutippen um in wenigen Tagen dann hoffentlich die frohe Botschaft zu erhalten: „Yes, you can!“ – doch: für heute wird das wohl nichts, denn die Online-Präsenz ist aufgrund von Wartungsarbeiten „out of order“. Und so muss ich mich wohl oder übel noch ein paar Stunden oder Tage gedulden, um das nächste Kapitel unserer Reisevorbereitungen zu beginnen. Und glücklicherweise bleibt uns ja noch viel Zeit, um die Anmeldung durchzuführen.

ESTA currently under construction

Währenddessen habe ich mir ausreichend Literatur über unsere Reise besorgt – der gute alte „Marco Polo“ – um aus diesen noch den ein oder anderen Tipp für Kinder, bei Regenwetter oder sonstige Gegebenheiten zu ziehen. Mittlerweile habe ich das Gefühl, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zumindest entlang unserer Reiseroute schon ganz gut zu kennen. Nur mein Englisch bedarf eventuell einer klitzekleinen Aufpolierung – dass das mal ein Leistungskurs von mir war, darf ich ja gar keinem erzählen. Zumindest bin ich beruflich seit einem Jahr täglich mit der englischen Sprache konfrontiert und ich glaube, dass es bereits ein bisschen gefruchtet hat. Doch um etwas mehr „Sprachfeeling“ zu bekommen, habe ich mir vorgenommen, mich auch privat mehr damit auseinanderzusetzen. So habe ich mir zuletzt einen amerikanischen Kriminalroman besorgt, der obendrein noch an unserer ersten Station, Washington D.C., spielt. Ob das so eine gute Idee für mein Sicherheitsgefühl ist, wird sich herausstellen.

Inzwischen hat Junior auch sein Debüt als Auflaufkind der heimischen Fußballmannschaft gegeben, sozusagen als Übung für den 1. FC Union Berlin oder der Europameisterschaft der Herren im nächsten Jahr (Bewerbungen gehen hiermit jeweils raus! – und wenn es hilft: habe ich schon mal erwähnt, dass mein ehemaliger Schulchor bereits seit Jahren das Unioner Weihnachtssingen begleitet? 😉 ). Jedenfalls haben Junior und die restlichen Kinder diese Aufgabe sehr gewissenhaft erfüllt. Unser Team hat nach einem eher verhaltenen Start schließlich in letzter Minute den Ausgleichstreffer zum 4:4 gemacht und die Serie der Nicht-Niederlagen auf dem heimischen Fußballplatz somit fortgesetzt. Es war das erste Kreisligaspiel, dass ich live verfolgt habe, aber ob der urigen Atmosphäre bei Bratwurst und Apfelsaft sowie den vielen bekannten Gesichtern aus der Gemeinde definitiv nicht das letzte!

Grün-Weiß (unser Team in blau mit Auflaufkindern) gegen Grün-Weiß

American Dream

11.04.23 – 20:40 Uhr: Nach kurzer Auszeit am Meer, obligatorischer Familienzusammenkünfte zu Ostern und dem ersten absolvierten Arbeitstag nach den Feiertagen, laufen bereits die Planungen für unser nächstes und erstes, größeres Familienabenteuer auf Hochtouren: eine dreiwöchige Rundreise in den USA und – entgegen unserer bisherigen Reisen – komplett selbstorganisiert.

Gepackt hat uns das Reisefieber vor etwas über einem Jahr, als wir den Beschluss fassten, Onkel und Tante zu besuchen, die es vor über 20 Jahren in die San Francisco Bay Area verschlagen hat. Die Reisedokumentation des Youtubers Termi77 über dessen Aufenthalt in New York City trat unser Reisefieber entgültig los – und so formte sich der Entschluss dazu. Die ursprüngliche Idee war dieses Ostern und damit möglichst viele Feiertage mitzunehmen. Im vergangenen Herbst erfuhren wir jedoch, dass Junior vor seiner anstehenden Einschulung Ende August 2023 einen Monat lang komplett ohne Betreuung dastehen wird, da der Kita-Vertrag bereits Ende Juli ausläuft. So mussten wir etwas umdisponieren. Nach Absprache mit Onkel und Tante ist auch das Gästezimmer im August für ein paar Tage für uns frei, aber wenn man schon mal in den Staaten ist – und wer weiß, wann wir diese Gelegenheit wieder nutzen werden können – möchte man natürlich so viel wie möglich mitbekommen.

Erst jetzt fiel uns auf, wie riesig das Land der unbegrenzten Möglichkeiten eigentlich ist – in drei bis vier Wochen können wir maximal einen Bruchteil unserer Wunschliste abarbeiten – und so mussten wir Florida mit Miami Beach, Graceland, Yellowstone, Las Vegas und die Wüste Nevadas mit dem Death Valley wieder verwerfen, wahrscheinlich besser so mit Kind im Gepäck. 🙂 Trotzdem: New York City will ich mir nicht nehmen lassen – und so habe ich schließlich den folgenden Reiseplan aufgestellt:

Kartenausschnitt © Google.com
  1. Washington, D.C. (3 Nächte)
  2. New York City (4 Nächte)
    • Weiterflug nach
  3. Los Angeles (4 Nächte)
    • Road-Trip mit dem Mietwagen nach Norden über
  4. Pismo Beach (1 Nacht)
  5. Yosemite National Park (1 Nacht)
  6. San José (4 Nächte)
  7. Santa Rosa (4 Nächte)

Das Grundgerüst der Reise steht bereits mit Flügen und Unterkünften. Hier die für uns besten Angebote herauszusuchen hat jede Menge Zeit in Anspruch genommen. Budgetbedingt werden wir die meisten Aufenthalte in über Airbnb gebuchte Ferienwohnungen verbringen, was bedeutet, dass wir definitiv Land und Leute kennen lernen werden – eine kleine Umstellung für uns – sind wir in der Vergangenheit meist im Rahmen von Pauschalreisen unterwegs gewesen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist die Vorfreude riesig.

Nun gilt es, noch alle weiteren organisatorischen Themen zu klären, schließlich müssen wir unsere Reisepässe auf Vordermann bringen und benötigen natürlich auch noch die Einreiseerlaubnis. Sicherheitshalber werden wir uns jeweils einen internationalen Führerschein ausstellen lassen und auch die Frage, ob wir den Mietwagen über einen deutschen oder amerikanischen Anbieter beziehen werden, ist noch zu klären. Darüber hinaus sind unsere Reiseversicherungspolicen zu prüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren. Und auch unsere Impfstände werden vorsichtshalber überholt.

Die kommenden dreieinhalb Monate bis zum Reisebeginn werden jedenfalls nicht langweilig und schon jetzt kann ich es vor Aufregung kaum aushalten. Ich habe – bis auf eine Familien-Pauschalreise in die Dominikanische Republik vor 25 Jahren – nie einen anderen Kontinent als Europa bereist – auch war ich nie länger als 14 Tage weg von zu Hause – abgesehen von mehrwöchigen Seminarphasen in Darmstadt im Rahmen meines dualen Studiums. Doch ist Darmstadt natürlich kein Vergleich zu Hollywood.