Schnelldurchlauf

07.08.2024 – 21:19 Uhr: Here we go again – seit vier Tagen sind wir wieder zu Hause. Und während Junior nun das Ferienprogramm im Hort genießt, tue ich es dem Mann gleich und maloche wieder, wie der Berliner so schön sagt. Immerhin haben wir noch unsere Sommerresidenz am Baggersee, die am Wochenende weiterhin zum Verweilen einlädt. Und Paris? Brüssel? Amsterdam? Die Städte haben wir natürlich auch genossen. Hier eine Zusammenfassung:

Wie im letzten Beitrag angekündigt, haben wir in Paris die Kuppel der Sacré-Cœur erklommen – 300 Stufen insgesamt, die alle paar Meter mit süffisanten Hinweisschildern über die verbliebene Anzahl der Stufen begleitet wurden. Am Ende bot sich schließlich doch ein schöner Blick über die französische Hauptstadt – non, je ne regrette rien – trotz Regenwetters. Am nächsten Tag erkundeten wir Paris bei strahlendem Sonnenschein zu Wasser mit dem BatoBus und machten an der Notre Dame Halt, die seit dem verheerenden Brand 2019 umfangreich restauriert wird und deren Wiedereröffnung auf Ende dieses Jahres datiert ist. Nach einem weiteren Zwischenstopp am Arc de Triomphe freuten wir uns schließlich auf unser nächstes Highlight tags darauf: das Beachvolleyballspiel im Rahmen der Olympischen Spiele 2024 am Fuße des Eiffelturms. Da wir für den gleichen Tag unsere Weiterfahrt nach Brüssel geplant hatten, hatte ich extra eine private Gepäckaufbewahrung in der Nähe der Veranstaltung gebucht. Doch wie das Leben so spielt, war der Laden geschlossen und wir mussten uns nach Alternativen umsehen. Schließlich konnten wir bei einer Subway-Filiale unseren Krempel loswerden, sodass wir nach einer Stunde Verspätung doch noch zum Spiel gehen konnten. Angekommen herrschte bereits eine ausgelassene Stimmung. Nach jedem Punkt drehte der DJ auf und animierte das Publikum zu „Ace, Ace!“ oder „Block!“-Rufen. Wir ließen uns von der Party – denn etwas anderes war es im Grunde nicht – hinreißen und verbrachten einen großartigen Vormittag, bevor wir schließlich in unseren Zug nach Brüssel stiegen.

Am Rande Brüssels wurden wir herzlich von Christine empfangen, die uns sehr umsorgte. Ihr Haus befand sich am Brüsseler Stadtrand. Es dauerte beim Ausstieg einen Moment, bis ich begriff, dass ihr Stadtteil „Boitsfort“ und das niederländische Pendant „Boosvorde“ der gleiche Ort sind. Ein weiteres Missverständnis ereignete sich tags darauf, denn an der S-Bahn-Station der Linie 8 fährt auch die Straßenbahn mit der gleichen Nummerierung ab – natürlich farblich aufeinander abgestimmt -, sodass Junior und ich mit der S-Bahn einen unfreiwilligen Abstecher in die Provinz unternahmen, anstatt mit der Tram stadteinwärts zu fahren. Hinzu kam, dass die Motivation unserer kleinen Europa-Expedition langsam schwand und wir uns nur noch mühsam zu unserer gebuchten Stadtführung bewegten, die aber dank Waffel- und Pralinenkomponente dennoch ein voller Erfolg war. Zum Atomium kamen wir allerdings nicht – zu weit weg von uns – und auch in Brüssel herrschte zeitweise starkes Regenwetter. Meinen Bildungsauftrag erfüllte ich dennoch, als ich Junior das Gebäude des Europaparlaments zeigte und wir die dazugehörigen Länder der davor wehenden Flaggen durchgingen. Neben Christines Wohnort gab es außerdem einen herrlichen Wald, der uns vergessen ließ, dass wir eigentlich noch immer in einer Großstadt unterwegs sind.

Unsere letzte Station schließlich war Amsterdam. Einquartiert hatten wir uns in einem wunderschönen B&B in Landsmeer, nördlich von Amsterdam. Für die Stadt blieb uns ein voller Tag, den ich sorgfältig mithilfe von ChatGPT vorbereitete. „Geht ins NEMO-Museum“, empfahl die KI, „für 1,5 bis 2 Stunden, ehe es in den Vondelpark geht und ihr den Tag mit einer beschaulichen Grachtenfahrt ausklingen lasst.“ Nun – am Ende blieben wir 6 Stunden im Museum und ließen die übrigen Tagespunkte ausfallen, was zumindest für das Museum spricht – doch von Amsterdam sahen wir im Grunde nicht viel – Amsterdam, we komen zeker nog eens terug!

Nach über 2.700 Kilometern im Zug, zu Wasser und im Flugzeug endete unsere Reise schließlich – wohlbehalten kamen wir zu Hause an. Zur Feier des Tages bereitete uns der Mann eine Pfanne frischer Pfifferlinge zu, die seine Schwester ihrerseits in Schweden gepflückt hatte. Wir versorgten ihn wiederum mit unseren Eindrücken. Was uns am besten gefallen hat? Nun, ich will mich nicht festlegen, aber unser Aufenthalt in Frankreich hat mich an viele schöne Erinnerungen denken lassen, die ich im Rahmen von Schüleraustausch und Sprachreise ohnehin an dieses tolle Land habe und die ich fast schon vergessen hatte. Aber auch die Niederlande stehen weiterhin hoch im Kurs – und sei es, um noch ein paar Nächte mehr in Floras urigem B&B zu verbringen. 🙂

Vive la France

27.07.2024 – 12:42 Uhr, Bourg-la-Reine (Frankreich): Wir sind an der nächsten Station angelangt. Saint-Malo liegt bereits hinter uns. Dieses kleine Küstenstädtchen hatten wir kennen und lieben gelernt, genau wie unsere Gastgeberin Josette, die wir ins Herz geschlossen hatten. Die Dame war so voller Herzlichkeit, dass wir sie am liebsten mitgenommen hätten. Und Saint-Malo? Ein echter Geheimtipp! Ein wunderbarer Ort zum Verweilen, mit einer bezaubernden Altstadt, die von einer Stadtmauer umgeben ist. Bei Ebbe kann man die anliegende Festung „Fort National“ bequem zu Fuß erreichen. Ansonsten bietet Saint-Malo alles, was der gestresste Großstädter zur Entschleunigung benötigt: Meer und viel Ruhe. Der Trubel der Altstadt beschränkt sich auf die Tagesstunden, nachts versinkt Saint-Malo in einen tiefen Schlaf, bevor es tags darauf erneut zum Leben erwacht.

Fort National, Saint-Malo

Nach drei Nächten schließlich ging es für uns weiter mit dem TGV nach Paris. Genau genommen befindet sich unsere Unterkunft in Bourg-la-Reine, einem beschaulichen Vorort südlich von Paris. Verkehrstechnisch ist Bourg-la-Reine sehr gut an die Hauptstadt angeschlossen, sodass wir schnell nach Paris reinkommen. Unser erster voller Tag konzentrierte sich jedoch nicht auf die Stadt der Liebe selbst, sondern auf einen anderen Ort, der manche Herzen höher schlagen lässt: Disneyland! Während eines Besuchs von Onkel und Tante, die damals noch nicht in Kalifornien, sondern in Paris wohnten, war ich das erste Mal dort. Ich war überrascht, wie „klein“ mir der Park heute, fast 30 Jahre später, vorkommt, obwohl inzwischen um die eine oder andere Attraktion reicher. Trotzdem lohnt sich der Besuch, denn was auch auffällt, ist die Liebe zum Detail, die an jeder Ecke des Parks zu spüren ist. Unser erster Besuch galt dem Hyperspace Mountain, damals absolut neuartig in seiner Form, allerdings für mich damals als Fünfjährige weit entfernt, sodass ich Bruder und Papa nur von weitem dabei zuschauen durfte, wie sie „zum Mond katapultiert“ werden. Junior erfüllte die Mindestanforderung von 1,20 Metern – auch wenn das vom Personal mehrfach überprüft wurde – und durfte mitgeschleudert werden. Es war schon ziemlich krass und wir beschlossen beide, dass dies die einzige wildere Fahrt in diesem Park bleibt. Der Rest unseres Besuchs verlief daher deutlich entspannter. Wir ließen uns durch das „Haunted Mansion“ führen, erforschten die Piratenhöhlen der Karibik, die als Vorlage für die „Fluch der Karibik“-Filme dienten oder sahen uns Choreografien von Kindertanzgruppen bei einer riesigen Portion Popcorn an. Nachdem wir abends wieder unsere Unterkunft erreicht hatten, sahen wir uns noch die Eröffnung der Olympischen Sommerspiele per Stream an. Ein kleiner Teil davon werden wir am Montag mit den Beach-Volleyball-Sessions auch noch sein.

Disneyland Paris

Heute aber ist es in Paris sehr verregnet und für einige Indoor-Optionen gibt es keine Tickets mehr, sodass wir unser Paris-Programm wohl auf den Nachmittag verschieben werden. Wahrscheinlich werden wir heute aber noch die wunderschöne Kathedrale von Sacré-Cœur ansteuern, von deren Kuppel ich mir eine wunderbare Aussicht auf die Stadt verspreche. Außerdem herrschte vor der Kirche in meiner Erinnerung immer buntes Treiben, sodass Junior und ich dort bestimmt auch eine gute Zeit haben werden. Ansonsten werden wir uns heute selbst etwas treiben und den Pariser Charme einfach auf uns wirken lassen.

La mer nous portera

22.07.2024 – 11:39 Uhr, Saint-Malo (Frankreich): Wir beginnen unseren diesjährigen Reiseblog mit etwas Verspätung. Junior, der nach den Sommerferien in die zweite Klasse kommt, und ich sind nämlich schon seit vier Tagen auf Tour – und heute bereits an Station 2 angekommen: Saint-Malo, ein verträumtes Hafenstädtchen, das sanft an den Ufern des Ärmelkanals ruht. Angereist sind wir mit der Fähre aus Portsmouth, England. Noch immer spüre ich das nächtliche Schaukeln über die offenbar nicht ganz so in sich ruhende See. Junior schlief wie ein Stein und ließ sich nicht einmal von der lautstarken Weckmusik um 07:00 Uhr morgens aus dem Tiefschlaf holen – kein Wunder: Der Junge lässt sich selbst durch das Sirenengeheul der freiwilligen Feuerwehr nicht vom Schlafen abbringen. Mit dem Bus und den letzten Metern zu Fuß ging es schließlich zu Unterkunft Nummer 2: ein schnuckeliges, altes Gästehaus, geführt von Josette. Mit Händen, Füßen und ein paar Brocken Schulfranzösisch kommen wir bisher ganz gut zurecht. Die nächsten Tage stehen vor allem im Zeichen der Entschleunigung, nachdem wir in Englands Sehenswürdigkeiten eher im Schnelldurchlauf durchgespult haben.

Londons Skyline

Unseren ersten vollen Tag verbrachten wir in London. Nach einer Fahrt im London Eye flanierten wir auf der naheliegenden Promenade und ließen uns vom Geschehen treiben. Anschließend gab es noch einen kurzen Abstecher zum Tower of London und zur Tower Bridge. Ich hatte uns im Vorfeld eine Bustour nach Oxford und Cambridge gebucht, zwei der weltweit bedeutendsten Universitätsstädte und optisch echte Highlights, die wir tags darauf besuchen wollten. Beide Städte sind jedoch, wie eigentlich alle touristischen Hotspots in England, hoffnungslos überlaufen. Auch liegen sie nicht sonderlich nah beieinander, sodass wir die meiste Zeit unserer Tour mit dem Transfer beschäftigt waren. An unserem letzten Tag schließlich machten wir noch einen Abstecher nach Stonehenge, allerdings schon unter Zeitdruck, denn wir mussten schließlich unsere Fähre bekommen. Wer aber die Zeit hat, sollte sich zu Fuß zu den Steinen begeben, denn die Landschaft ist ebenfalls sehenswert. Vor Ort schoben sich die Menschenmassen um die wundersame Formation herum und nahmen ihr somit den Zauber, der auf Fotos so gern vermittelt wird. Nichtsdestotrotz hatten wir eine gute Zeit in England, auch wenn die Preise zuweilen den Rahmen gesprengt haben. Aber heute wird noch kein Kassensturz gemacht.

Stonehenge

Wie erwähnt heißt unser aktueller Zufluchtsort also Saint-Malo, und ich habe bewusst noch nicht allzu viel geplant. Schließlich sind wir am „Mer“ und auch wenn die Temperaturen nur bei aktuell 21 Grad liegen, wollen wir heute noch genau dorthin. Wir werden es ruhig angehen lassen, bevor in ein paar Tagen Paris winkt. Bis dahin heißt es Möwengeschrei und Meeresbrise. Ja, hier sind wir angekommen!

Tour d’Europe

11.05.2024 – 13:56 Uhr: Heute Abend startet eine weitere Auflage des Eurovision Song Contest. Wahrscheinlich werden meine Jungs und ich das Programm verfolgen, auch wenn wir Deutschland keine große Chancen einräumen – aber das hat ja mittlerweile Tradition. 😉 Unterhaltsam bleibt es natürlich trotzdem. Insgeheim hoffe ich auf einen weiteren musikalischen Höhepunkt, wie die finnische Band Lordi einen solchen einst hingelegt hatten – „Hard Rock Hallelujah“ ist einer der wenigen Songs, der mir selbst fast 20 Jahre später noch immer im Gedächtnis geblieben ist.

Überhaupt stehen kulturell und sportlich einige Ereignisse in Europa an. Neben dem ESC in Malmö wird in wenigen Wochen die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland beginnen. Das Herankommen an Tickets ist natürlich dank horrender Ticketpreise ausgeschlossen, aber immerhin wird es wieder „Public Viewing“ – Areale in deutschen Großstädten geben. Ich bin gespannt, ob sich das Sommermärchen von 2006 wiederholen wird, als einen warmen Sommer lang die Welt „zu Gast bei Freunden“ war und – abgesehen von der bitteren Niederlage des deutschen Teams im Halbfinale gegen Italien (ja, die Wunde sitzt noch immer tief) – alles gut in meinem Teenie-Dasein schien. Kurz nach der EM werden die Olympischen Sommerspiele in unserem Nachbarland Frankreich ausgetragen. Zufällig werden Junior und ich zum Start vor Ort sein, doch ein Blick auf die Ticketbörse macht auch hier deutlich „No money, no chance“ – und so werden Junior und ich den Spirit eben einfach so mitnehmen – Apropos….!

Wie soeben schon hauchdünn angedeutet, steht Juniors und meine Europatour nun:

  1. London, England (3 Nächte)
  2. evtl. Besuch von Stonehenge, dann ab
  3. Portsmouth, England
    • Überfahrt über den Ärmelkanal (1 Nacht)
  4. Saint-Malo, Frankreich (3 Nächte)
  5. Paris, Frankreich (4 Nächte)
  6. Brüssel, Belgien (3 Nächte)
  7. Amsterdam, Niederlande (2 Nächte)

Abgesehen von Hinflug nach London und Rückflug aus Amsterdam werden wir alle Ziele dank Interrail-Ticket mit dem Zug, bzw. einmalig mit der Fähre, erschließen. Für die einzelnen Ziele werde ich – abgesehen von den absoluten Must-Sees – keine großen Sightseeing-Touren planen, denn schließlich soll ja auch Junior eine schöne Zeit verbringen. Beim Thema Übernachtungen war ich jedoch im vergangenen Blogpost bezüglich Drei-Sterne-Unterkünften wohl doch etwas zu optimistisch – zumindest wenn das Budget eine Rolle spielt. So werden wir unsere Zeit ausschließlich in Bed & Breakfast – Zimmern bei Privatleuten und außerhalb der jeweiligen Stadtzentren verbringen, jedoch immerhin mit Top-Bewertung und einigermaßen erschwinglich – sofern man 150 Euro pro Nacht als „erschwinglich“ betrachten kann. Immerhin werden die höheren Übernachtungspreise anderenorts wieder ausgeglichen. Auch meine teilweisen eingestaubten Sprach-Skills konnte ich schon auffrischen. Mit unserer Hôtesse in Saint-Malo habe ich bisher ausschließlich in französischer Sprache kommuniziert. Dank Übersetzungsprogramme natürlich weniger ein Problem, doch war ich durchaus positiv überrascht, dass doch ein paar Brocken hängen geblieben sind. 2012 habe ich zuletzt mit dem Mann ein paar romantische Tage in Paris verbracht und konnte uns damals sprachlich recht gekonnt durch das Wochenende führen. Ob das über 10 Jahre später immer noch so gut funktioniert, wird sich zeigen. 😉

Bis zur Reise ist nun nicht mehr allzu viel vorzubereiten, lediglich der Interrailpass und das Fährticket müssen noch beschafft werden. Allerdings muss mein Portemonnaie erst einmal für ein paar Tage geschont werden. Morgen geht es mit Junior zu den Ehrlich Brothers, die es auf wundersame Weise geschafft haben, mir mein Geld aus dem Portemonnaie zu zaubern, bevor die Show überhaupt stattgefunden hat – „it’s magic!“ Außerdem steht Juniors Geburtstag wieder an. Während wir diesen in den vergangenen Jahren immer ausgelagert hatten, steht diesmal budgetbedingt eine Homeparty im Raum, aber das müssen wir noch abwägen. Jetzt wird erst einmal das Restwochenende genossen.

Ränzchen Klein

10.04.2024 – 18:06 Uhr: Wir sind wieder im Lande. Die Zeit im Thüringer Wald kamen uns länger vor als sie eigentlich dauerten. Drei Tage Action ließen unseren Urlaub eben sehr kurzweilig erscheinen. Das ehemalige DDR-Ferienheim, nach der Wende als Hotel wiedereröffnet, ließ keine Wünsche offen – auch wenn der durch das geöffnete Fenster herbeigeführte Durchzug die Deckenplatten des Badezimmers zuweilen rumpeln ließen. 😉 Die meiste Zeit jedoch haben wir aber natürlich draußen verbracht. Erneut stand der Besuch eines ehemaligen Bergwerks auf dem Programm. Diesmal die Marienglashöhle in Friedrichroda, aus der einst Gips gewonnen wurde. Dort befindet sich auch eine Grotte mit kristallisiertem Gips, auch Marienglas genannt, und der Höhle so zu ihrem Namen verhalf. Und weil Eisenach nicht weit weg von Friedrichroda entfernt liegt, haben wir natürlich auch einen Abstecher auf die Wartburg gemacht – nicht ganz ohne Schenkelklopfer, als uns kurz vor Ankunft das gleichnamige Gefährt entgegenkam („WARTBURG! HINTERHER!“). Die Burg selbst ist natürlich einen Besuch wert, aber gut zu Fuß sollte man schon sein. An so viel Bewegung kaum noch gewöhnt, waren der Mann und ich zugegebenermaßen ziemlich außer Puste, als wir das Eingangstor erreichten und anschließend noch einen der Türme bestiegen. Junior schien das alles weniger auszumachen – und so ging es anschließend ins Spaßbad in Oberhof, für das wir im Rahmen unserer gebuchten Pauschale freien Eintritt bekommen hatten – irgendwie müssen die Kinderchen doch müde werden. 😉 Der nahegelegenen Skisprungschanze haben wir, geprägt durch die aufsehenerregenden Erfolge durch Sven Hannawald und Martin Schmitt Anfang der 2000er Jahre, selbstverständlich auch noch einen Besuch abgestattet. Es gab sogar eine kleine Foto-Plattform, auf der man großartige Schnappschüsse wie dieses schießen konnte:

In Hannawalds Fußstapfen

Am Tag unserer Abreise ging es nochmal Richtung Eisenach zur sogenannten „Drachenschlucht“, welche ebenso für ausgezeichnete Instagram-Fotos taugt. Und weil Weimar sowieso auf der Route nach Hause liegt, machten wir schließlich noch in dieser geschichtsträchtigen Stadt Halt, besuchten Goethes Gartenhaus im wunderschönen Park an der Ilm und aßen in der Altstadt zu Mittag. Ich merke schon: Thüringen ist längst noch nicht auserzählt und steht auch für die nächsten Kurzreisenziele wieder weit oben auf der Liste. Am Sonntag schließlich besuchten wir die Blue Man Group in Berlin, eigentlich schon damals für New York angedacht, aber aus Zeitgründen nicht umgesetzt. Ich hatte die Show schon zwei oder drei Male zuvor besucht und keineswegs haben die drei blauen Männer ihren Reiz verloren. Auch Junior hatte sichtlich Freude, sodass der Tag einen wunderbaren Abschluss von Juniors Osterferien bildete.

Am Montag ging schließlich der alltägliche Wahnsinn aufs Neue los: vergessen Juniors Mittagessen vorzubestellen, die Feststellung, dass in seinem Hausaufgabenheft noch eine unerledigte Aufgabe schlummerte und das zwei Wochen alte Schulbrot zum Leben erweckt. Den Vogel schoss Junior allerdings heute Morgen selbst ab, als er mich aufgewühlt mit seiner Kids-Smartwatch anrief und mir mitteilte, dass er seinen Schulranzen im Bus vergessen hatte. Natürlich haben der Mann und ich sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt, um den Ranzen wieder zu bekommen und siehe da: nachdem er einem Abstecher nach Berlin und Teltow unternahm, konnten wir den Ranzen schließlich ausfindig machen und ihn Junior noch in der ersten Pause wohlbehalten vorbei bringen. Zwischendurch hatten wir im Schulsekretariat angerufen, um Junior ausrichten zu lassen, dass er sich keine Sorgen machen muss. Denn dieser war nach seiner Beichte nicht mehr zu erreichen. Ich hatte mich so sehr in Junior hineinversetzt, dass mir sogar selbst schon die Tränen gekommen sind. Manchmal ist er eben doch noch unser sechsjähriger Knirps. Nachdem vom Sekretariat die Rückmeldung kam, dass mit Junior alles gut ist, ging es auch mir besser – und die Sache mit dem Ranzen hatte sich ja sowieso rasch aufgelöst. Ende gut, alles gut – aber ein Running Gag wird es natürlich trotzdem bleiben. Wer den Schaden hat, braucht eben für den Spott nicht zu sorgen. 😉

Back to business

01.02.2024 – 13:47 Uhr: Der erste Monat ist geschafft, die ersten Herausforderungen sind gemeistert und so langsam habe ich mich eingegroovt. Vorsätze wurden bisher nicht umgesetzt, allerdings habe ich – bis auf Schokolade vielleicht – auch keine wirklichen Laster. Naja, bis auf die paar Kilo mehr auf der Waage, die irgendwie noch verbrannt werden müssen. Aber bis zum Sommer sind es ja schließlich noch ein paar Monate. Immerhin dusche ich seit zwei Tagen morgens kalt. Das liegt allerdings weniger am neuen Mindset, als an der defekten Gebäudeheizung – mal wieder. Ablenkung bringt die Ausstrahlung des Dschungelcamps (doch noch ein Laster).

Immerhin, ein Ziel gibt es: die Schweden-Rundreise im Sommer nimmt langsam Formen an. Die Route ist gesteckt und zeitlich grob geplant. Dänemark und Norwegen werden wir im Rahmen eines Besuchs der jeweiligen Hauptstädte ebenfalls ankratzen. Ansonsten wird es einmal rund um Südschweden herum gehen – inklusive der Inseln Gotland und Öland. Für 18 Tage ein durchaus straffes Programm, aber mit mindestens 2 Übernachtungen an fast jedem Zwischenstopp durchaus machbar. Für die Routenplanung habe ich ChatGPT zur Rate genommen – und habe bemerkt, wie die KI an ihre Grenzen gestoßen ist. Mehrfach hat das Tool die Anzahl der Nächte falsch beziehungsweise gar nicht aktualisiert ausgegeben, während es mir weismachen wollte, die Nächte seien korrekt gezählt. Es scheint tatsächlich so zu sein, wie ich es vor einigen Wochen in einem Artikel gelesen hatte. Der Chatbot wird faul. Aber wer kann es ihm schon verdenken?

Diesmal wird die Reise weitgehend auf vier Rädern stattfinden – natürlich nicht ohne dabei wenigstens einmal die längste Schrägseilbrücke der Welt für den kombinierten Auto – und Bahnverkehr zu passieren. Doch auch auf Kiel wird unsere Route ein paar mal verlaufen, schließlich liegt das Land auf einer Halbinsel.

  1. Start in Rostock, DE (1 Nacht)
  2. Kopenhagen, DK
  3. Malmö, SE (2 Nächte)
  4. Göteborg, SE (3 Nächte)
  5. Oslo, NO (2 Nächte)
  6. Örebro, SE (1 Nacht
  7. Uppsala, SE
  8. Stockholm, SE (2 Nächte)
  9. Gotland, SE (3 Nächte
  10. Öland, SE (2 Nächte)
  11. Trelleborg, Se (1 Nacht)
  12. Ende in Sassnitz, DE

Eventuell werde ich den Plan aber noch einmal überarbeiten – er ist tatsächlich etwas eng und die Urlaubskontingente in diesem Sommer zusätzlich noch etwas knapper bemessen, als letztes Jahr. Danach geht es in die Organisation der Unterkünfte und die Detailplanung im Allgemeinen. Und natürlich werde ich unser Reiseziel vorher genauestens studieren. Ist Carl Gustaf eigentlich noch König (ein Detail, dass ich im Übrigen durch einen alten Prinzensong nicht gewusst hätte 😉 )?

Berlin calling

19.08.2023 – 00:10 Uhr: Freitagabend, International Airport San Francisco – das Gepäck ist eingecheckt, die letzten Dollars ausgegeben. Alles ist startklar für den langen Flug zurück über den Atlantik, zunächst nach Frankfurt und wenn alles klappt, müssen wir das Gepäck noch nicht einmal neu aufgeben. Sind wir tatsächlich schon seit drei Wochen hier? Dabei haben wir längst nicht alles gesehen. Bis zum Schluss haben wir San Francisco ausgelassen – abgesehen von der Überquerung der Golden Gate Bridge von und in die Stadt herein. Von Städten haben wir in diesem Urlaub einfach genug gesehen. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Viel lieber genossen wir trotzdem die gemeinsame Zeit mit Onkel und Tante in ihrem kalifornischen Domizil.

Brombeerpflücken in den Bergen

Unseren letzten Tag sind wir schließlich durch die nahegelegene Berglandschaft des Sugarloaf Ridge State Parks gewandert, welcher vor drei Jahren von schlimmen Waldbränden betroffen war, sich seitdem aber glücklichereise wieder etwas erholen konnte. Wir haben wilde Brombeeren gesammelt und unsere Füße im Quellwasser gebadet. Der Mann nutzte den Nachmittag zum Wine-Tasting, während Junior und ich zu Hause die Stellung hielten. Und dann war der letzte Tag auch schon wieder um.
Nun fliegen wir mit drei Flaschen kalifornischen Wein, handbemaltem Porzellan meiner Tante und jeder Menge Erinnerungen in die Heimat zurück. Ein Nachtflug – und ich bewundere meine Jungs, die auf den Economy-Sitzen ins Traumland finden. Trotz meiner Kompaktgröße kann ich mich zwar einigermaßen komfortabel in den Sitz falten, aber schlafen kann ich bei dröhnenden Triebwerken oder der einen oder anderen auch durchaus heftigeren Turbulenz nun wirklich nicht. Stattdessen diene ich dem schlummernden Junior als Fußablage, immerhin.

Warten auf den Flieger

Ich bin froh, dass alles so gut geklappt hat, der ganze Urlaub und überhaupt – alles war besser, als ich es mir ausgemalt hatte – vom Land bishin zu den Menschen (Zucchin-Races for President!) – und ich verspüre das dringende Bedürfnis, die nächstbeste Gelegenheit zu nutzen, um erneut in die Staaten zu fliegen. Das ist natürlich eine äußerst kostspielige Angelegenheit, wenngleich die letzten vier Tage in Santa Rosa für uns quasi umsonst waren – abgesehen vielleicht von den sündhaft teuren Frühstücksbrettchen aus Berlin. 😉
Doch erst einmal winkt der Alltag: am Montag geht’s zurück an den Schreibtisch und Juniors Einschulung in einer Woche steht an. Darüber hinaus gilt es natürlich auch die daheimgebliebene Familie zu treffen und mach dem Stand der Dinge zu fragen. Back to reality eben. Was bleibt, sind die Erinnerungen – und die wird uns niemand mehr nehmen. Aber eins ist sicher: Wir kommen wieder!

Kalifornischer Traum

16.08.2023 – 22:03 Uhr: Wir sind angekommen – angekommen im kalifornischen Paradies von Tante und Onkel. Nachdem wir San Francisco durch- und den imposanten Bau der Golden Gate Bridge überquert haben, verspüren wir nicht unbedingt den Wunsch, für weiteres Sightseeing in die Stadt zurück zu kehren. Natürlich haben wir nach dem Passieren der Brücke selbige von allen möglichen Aussichtspunkten und Perspektiven betrachtet und fotografiert. Kraftstoffbedingt mussten wir allerdings rasch die nächste Zapfsäule ansteuern, bevor es dann weiter Richtung Santa Rosa ging. Unterwegs atmeten wir einen Hauch Zukunft, als uns ein vollständig autonom fahrendes und passagierloses Auto überholte. Dann machten wir noch einmal Halt beim vermutlich letzten Diner unserer Reise, der sich zumindest für den Mann als mittelschwere Enttäuschung entpuppte, denn diese Lokalität hatte sich auf eine rein vegetarische Küche spezialisiert. Glücklicherweise bereiteten uns Tante und Onkel abends ein Festmahl aus Kaninchenkeulen, sodass der Mann schließlich doch noch zu seinem Fleisch kam. 😉

Golden Gate Bridge

Seitdem genießen wir sämtliche Annehmlichkeiten, die die hiesige Community, die sich auf Mieter jenseits der 55 Jahre spezialisiert hat, so bietet. Und das ist eine ganze Menge: drei kostenlos zugängliche Pools, mehrere Golfplätze und zahlreiche Clubs zur weiteren Freizeitgestaltung. Das alles inmitten eines herrlichen kalifornischen Weingebiets. Morgens trafen wir bereits auf Rehe und Truthähne, die wohl öfter vorbeischauen. Auch Kolibris sahen wir nun schon häufiger. Sterne lassen sich ebenfalls hervorragend beobachten. Es gibt eigentlich nichts, was es hier nicht gibt. Auch die Umgebung von Santa Rosa ist mehr als sehenswert. So verbrachten wir einen Nachmittag in Sonoma, einer typisch amerikanischen Kleinstadt, in der der Staat Kalifornien erstmalig ausgerufen wurde. Wir durchstreiften die Gassen des Städtchens und wohnten den alljährlichen „Zucchini Races“ bei – der Titel ist Programm: die schnellste Zucchini auf Rädern gewinnt. Die Veranstaltung zog zahlreiche Schaulustige mitsamt ihren Klappstühlen und Picknickdecken an. Wir fühlten uns sofort heimisch und genossen das Gemeinschaftsgefühl der Menschen, welches wir in dieser Intensität von keinem Ort in Deutschland her kennen. Es war faszinierend zu sehen, wie die Leute sich für ein Rennen unter Zucchinis so dermaßen begeistern konnten. Und ich dachte, in meinem Kopf geht es zuweilen rund. 😉 Abends wurden bereits die nächsten Pläne geschmiedet, eines Tages die gemeinsame Familie in Milwaukee, (Wisconsin) zu treffen. Mir war bekannt, dass ich weitere entfernte Verwandte in den USA habe, nicht aber, dass es sich um den Onkel meines Vaters, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in die Vereinigten Staaten übersiedelte – bzw. dessen Nachkommen handelt – und die demnach doch gar nicht so weit weit entfernt verwandt von mir sind. Da sich das durchaus mit meinen Wünschen deckt, dieses wunderbare Land noch einmal und weiter zu bereisen, werde ich an diesem Ziel wohl mittelfristig festhalten.

Zucchini Races in Somona

Heute ging es aber erstmal wieder zum Ozean. Unterwegs sind wir doch noch zu unserem Mammutbäumen gekommen, denn wir machten Halt im Armstrong Redwood Forest, einem weiteren der vielen Parks, der uralte und äußerst hohe Mammutbäume beheimatet. Nach einer anschließenden, kurzen Rast am Russian River in Jenner By The Sea fuhren wir weiter nach Fort Ross, einem weiteren Nationalpark und ehemalige russische Siedlung. Dort wanderten wir herunter zur Bucht, von wo aus wir noch einmal unsere Füße im Meer baden und von weitem die Robben rufen hören konnten. Ferner soll der Strand zu bestimmten Jahreszeiten Heimat von Abalonen, großen ohrförmigen und perlmuttreichen Muscheln sein, wovon wir selbst Teile am Strand finden konnten. Als der Nebel vom Pazifik hereinbrach, brachen auch wir auf und fuhren einen kurvenreichen Teil des Pazific Coast Highways entlang der Steilküste zurück. Im Bodega Bay legten wir einen letzten Stopp ein, um das „Potter School House“ zu fotografieren, welches einst als Kulisse für Alfred Hitchcocks Klassiker „Die Vögel“ diente.

Fort Ross

Morgen steht der letzte volle Tag unserer Reise an. Wahrscheinlich werden wir nach Sacramento, Kaliforniens Hauptstadt, fahren und eine weitere Pilgerstätte, das Jelly-Belly-Werk, zumindest passieren. 😉 Es ist schon verrückt, wie schnell die Zeit vergangen ist und vorallem, wie viele Eindrücke wir in den letzten drei Wochen gesammelt haben. Fast schon unwirklich, in wenigen Tagen schon wieder zu Hause zu sein und das alles hinter sich gelassen zu haben. Doch noch ist keine Zeit, wehmütig zu werden. Schon gar nicht, wenn sich die ersten Ideen für weitere Routen in den USA formen. Nach der Reise ist vor der Reise! 🙂

Auftanken

13.08.2023 – 22:53 Uhr: Die vergangenen Tage haben wir deutlich ruhiger angehen lassen. Das mag merkwürdig klingen, wenn man bedenkt, dass wir uns mitten in einem der bedeutendsten Technologiestandorte weltweit, dem Silicon Valley, befinden – und noch dazu direkt vor den Toren San Franciscos. Eigentlich müsste ich also eine ganze Menge zu berichten haben. Keine Sorge, immerhin waren wir jeden Tag auch mal an der frischen Luft. 😉 Nach zwei Wochen Non-Stop-Travelling haben wir aber auch einfach mal so etwas wie eine kleine Erholungsphase benötigt, die sich in Form von „Hearthstone“-Zocken („Nimm das, Stacheleber!“) und langem Ausschlafen äußerte. Zwischendurch ging es natürlich trotzdem raus, etwa nach San Josés Little Italy zu einem exzellenten, wenngleich auch höherpreisigen italienischen Restaurant – endlich wieder Pasta! In Santa Cruz haben wir ebenfalls einen Stopp eingelegt, allerdings standen wir hier wieder vor dem altbekannten Problem, dass viele andere Menschen auch zum Beach wollten, sodass wir weiter nördlich entlang des Pacific Coast Highways bis nach „Laguna Creek“ gefahren sind, einem versteckten Strandabschnitt, den man mit einem kurzen Fußmarsch über unwegsames Gelände erreichen kann. Hier waren kaum Menschen, das Meer war jedoch recht kühl und die Wellen hoch. Mich hatte es daher erst gar nicht ins Wasser gezogen. Nachdem die Jungs sich kurz erfrischt hatten, ging es erst ins nächste Diner – und anschließend zurück in unsere Gemächer.

Laguna Creek Beach

Heute Morgen – beziehungsweise gestern Abend deutscher Zeit haben meine Eltern und ich – nach ein paar Startschwierigkeiten (Jaja, die Technik 😉 ) – per Video telefoniert. Ergebnis: Unser Wohnwagen steht noch – zwar nicht in North Fork, Kalifornien, aber immerhin an einem See und im Wald – ein Anfang! Anschließend zog es uns zurück in die Zivilisation. Wir besuchten den altehrwürdigen Campus der Stanford University – Größen wie der ehemalige, 31. US-Präsident Herbert Hoover sowie zahlreiche Gründer renommierter Technologieunternehmen haben hier ihren Abschluss gemacht. Nachdem wir Junior seine zukünftige Wirkungsstätte gezeigt hatten (man wird ja wohl noch träumen dürfen 😉 ), wollten wir noch etwas Innovationsluft schnuppern. Als „Digital Natives“ zog es uns zu dem Ort, an dem alles, oder zumindest vieles, begann: dem Google-Campus. Tatsächlich gab es weder hier, noch an den anderen Unternehmenszentren, die wir bis dorthin passierten, etwas Spannendes zu sehen, sodass es lediglich bei der Vorbeifahrt blieb. Nachdem wir uns im „Saveway“ für den Abend eingedeckt haben, ging es zurück in unser Forrest-Gump-Gästehaus.

Campus der Stanford University

Morgen treten wir den letzten Abschnitt unserer Reise an. Wir fahren weiter nach Santa Rosa, dem Ort, an dem Onkel und Tante wohnen, und verbringen die letzten Tage bei ihnen, bevor unsere Reise vorerst endet. Doch bis dahin bleibt noch viel Zeit für weitere Abenteuer. Natürlich steht auch San Francisco noch auf dem Ausflugsprogramm. Die zerrissene Jeans und der Blumenkranz liegen schon bereit!

Roadtrip

11.08.2023 – 11:26 Uhr: Seit unserer Abreise aus Long Beach vor drei Tagen, haben wir mehr als 700 Meilen zurückgelegt, das sind umgerechnet etwa 1.230 Kilometer – mehr als Deutschland zwischen Nord und Süd lang ist. Okay – wir haben einen 300-Meilen-Umweg zum Yosemite-Park gemacht, was ungefähr der Luftlinienentfernung zwischen Berlin und Köln entspricht. Man bekommt ein ganz neues Gefühl für Entfernungen, wenn man in den USA unterwegs ist. Dabei sind wir bei dieser Rechnung keine Wege doppelt gefahren. Es ist, als ob wir von Berlin zum Wörthersee in Österreich gefahren wären und uns auf Höhe Zwickau dazu entschieden hätten, noch einen Abstecher in Fulda einzulegen. In unserem Fall haben wir Kalifornien aber nie verlassen. Der drittgrößte Bundesstaat der Vereinigten Staaten ist einfach mal 1,2 Mal so groß wie Deutschland. So langsam wird uns bewusst, weshalb die jungen Frauen, die wir damals in Washington kennen gelernt haben, noch nie an der Westküste waren – und warum Roadtrips in ausgewählten Teeniekomödien der 2000er Jahre immer wieder ein beliebtes Motiv waren.

Unterwegs auf dem Highway

Nachdem wir also das Los Angeles County verlassen hatten, war unser nächstes Ziel Pismo Beach – zunächst entlang des Pacific Coast Highways mit Badestopp in Malibu Beach, später durch das Santa Ynez Valley, einem der zahlreichen kalifornischen Weinbaugebiete, mit einem umwerfenden Blick auf den Cachuma Lake. Von der Unterkunft in Pismo Beach selbst waren wir das erste Mal weniger angetan. Zum einen erschien die etwas abgelegene Ferienanlage bereits ein wenig heruntergekommen, gleichzeitig wirkte das gesamte Areal irgendwie zwielichtig auf uns. Dass wir statt des gasbetriebenen Ofens auch noch den Gas-/Rauchmelder aktiviert bekommen hatten, trug auch nicht gerade zum Wohlbefinden bei. Nachdem wir ordentlich durchgelüftet hatten, gab es datschige Mikrowellenpizza zum Abendbrot. „Das ist der Tiefpunkt unserer Reise“, kommentierte der Mann treffend. Glücklicherweise war Pismo Beach ohnehin nur als Übernachtungs-Zwischenstopp eingeplant und so waren wir froh, unsere sieben Sachen gleich am darauffolgenden Morgen zusammenzupacken und das nächste Ziel – ein absolutes Highlight der Reise – anzusteuern.

Highway entlang des Cachuma Lakes

Auf den Ausläufern des Sierra Nevada – Gebirges gelegen, befindet sich North Fork etwa 800 Meter über dem Meeresspiegel und unweit des Yosemite-Nationalparks. Hier hatten wir uns für eine Nacht im Campingwagen – so ein typisch vollausgestatteter amerikanischer Anhänger – auf dem Grundstück von Donna und Matt einquartiert. Da es an diesem Tag schon spät war, um nach zu Yosemite zu fahren, entschieden wir uns stattdessen, die nähere Umgebung zu erkunden. Am Bass Lake, einem wunderschönen Naherholungsgebiet, gab es zum Abendbrot mal kein Fast Food, sondern Turkey- und Egg-Sandwich, sogar mit ganz passablen Brot – sowie Seeblick inklusive. Um unser Frühstück im Freien für den Folgetag vorzubereiten, fuhren wir anschließend zu „Raley’s“. Richtig heimisch fühlten wir uns, als plötzlich Peter Schillings „Major Tom“ durch die Lautsprecher klang – die Englische Variante, aber offenbar erfolgreich genug, um noch 40 Jahre später im amerikanischen Supermarkt-Radio zu laufen. Das alles war zwar schon ganz schön, aber eigentlich noch nicht das erwähnte Highlight. 😉 Denn das war natürlich die Übernachtung im Campingwagen.

Panoramablick vom Bass Lake

Als wir das Grundstück unserer Gastgeber erneut befuhren – es dämmerte bereits – trafen wir auf ein Reh, das gemächlich unseren Weg kreuzte. Matt hatte uns Holz gebracht, welches wir im Outdoor-Ofen verbrennen konnten. Es wurde ein richtig gemütlicher Abend. Sobald wir uns ein paar Meter vom Wohnwagen entfernten, konnten wir auch die unzähligen Sterne beobachten. Es war stockfinster und in der Ferne konnten wir ab und zu ein paar Tiere hören. Ansonsten war da absolut nichts. Wir bereuten schon bei unserer Ankunft, nicht noch ein paar Tage mehr in diesem kleinen Paradies eingeplant zu haben. Selbstverständlich kam nun endlich meine Sony Cybershot mitsamt Stativ zum Einsatz. Im manuellen Modus wählte ich die Einstellungen, die von Hobby-Fotografen für Nachtaufnahmen empfohlen wurden. 20 Sekunden Belichtungszeit sind notwendig, um die Sterne aufs Zelluloid beziehungsweise auf den Speicherchip zu bekommen. Leider hatte ich ein Verbindungskabel für meinen Auslöser zu Hause vergessen, sodass ich die Aufnahme von Hand starten musste. Scheinbar war ich aber filigran genug bei der Sache, um am Ende ein paar wirklich gute Aufnahmen vom Großen Wagen, der Milchstraße und unserem Wohnwagen im Nachthimmel zu schießen. So konnte ich ein paar tolle Urlaubserinnerungen schaffen und habe gleichzeitig ein vielleicht langwieriges neues Hobby gefunden. 🙂

Campingwagen in North Fork

Natürlich stand noch der Besuch des Yosemite-Nationalparks an. Für 35 Dollar kann man das Areal sieben Tage lang mit dem Auto befahren. Es gibt einige Parknischen, an denen man halten kann, ein paar größere Parkplätze an den Aussichtspunkten und wenige Besucherzentren mit Schlaf- und Einkaufsmöglichkeiten, aber im Großen und Ganzen ist der Park naturbelassen. Ein Tag reicht hier gar nicht aus, um alles zu sehen. Auch hier hatte ich mich wieder vom Reiseblogger meines Vertrauens leiten lassen, der dem Park nur einen halben Nachmittag gewidmet hatte. Gesehen haben wir trotzdem eine ganze Menge. Am Glacier Point erhält man einen beeindruckenden Panoramablick auf den Gipfel des Half Domes sowie mehreren Wasserfällen. Anschließend ging es hinunter zum Yosemite Valley, wo man im glasklaren Fluss baden und die Yosemite Falls aus der Nähe betrachten konnte. Hier und da standen die berühmten Mammutbäume. Leider hatten wir es bei der Einfahrt in den Park versäumt, zum größten von ihnen in der Umgebung – dem um die 2.000 Jahre alten Grizzly Giant – abzubiegen. Da wir Yosemite an einem anderen Ausgang verließen, hätte das einen riesigen Umweg für uns bedeutet – Amerika und seine Entfernungen eben. So ging es wieder einmal nur teilweise verrichteter Dinge, dafür aber mit neuen Reiseplänen für die nächsten Jahre, weiter Richtung San José.

Panorama vom Glacier Point

Einen Zwischenstopp legten wir im Städtchen Merced in „Scott’s Diner“ ein – dem vermutlich amerikanischsten Diner auf unserer Reise. Offenbar an Touristen wie uns weniger gewohnt, überwarf man sich hier mit Freundlichkeit, sodass wir uns sehr willkommen fühlten und einander neue Vokabeln austauschten: „straw“ oder in our language: STROHHALM (Tell me you are German without saying you are German 😉 ). Weiter ging es durch die Abenddämmerung über unendlich lange Highways, vorbei an der Zwiebelstadt Gilroy, deren Geruch uns noch meilenweit verfolgte (und uns dazu veranlasste den Besuch unmittelbar aus unseren Reiseplänen zu streichen), bis wir abends unser vorletztes Etappenziel, San José, erreichten. Wir schlafen in einem urigen Gästehaus, dass mich auf den Bildern an das Forrest-Gump-Haus erinnert. Von innen entspricht es vollends meinen Erwartungen. Von außen habe ich es tagsüber noch nicht gesehen, da wir uns nach unserem Roadtrip der vergangenen Tage noch etwas erholen und den Tag heute ganz entspannt einläuten. Aber vielleicht geht es heute ja auch nochmal raus. 😉