Vive la France

27.07.2024 – 12:42 Uhr, Bourg-la-Reine (Frankreich): Wir sind an der nächsten Station angelangt. Saint-Malo liegt bereits hinter uns. Dieses kleine Küstenstädtchen hatten wir kennen und lieben gelernt, genau wie unsere Gastgeberin Josette, die wir ins Herz geschlossen hatten. Die Dame war so voller Herzlichkeit, dass wir sie am liebsten mitgenommen hätten. Und Saint-Malo? Ein echter Geheimtipp! Ein wunderbarer Ort zum Verweilen, mit einer bezaubernden Altstadt, die von einer Stadtmauer umgeben ist. Bei Ebbe kann man die anliegende Festung „Fort National“ bequem zu Fuß erreichen. Ansonsten bietet Saint-Malo alles, was der gestresste Großstädter zur Entschleunigung benötigt: Meer und viel Ruhe. Der Trubel der Altstadt beschränkt sich auf die Tagesstunden, nachts versinkt Saint-Malo in einen tiefen Schlaf, bevor es tags darauf erneut zum Leben erwacht.

Fort National, Saint-Malo

Nach drei Nächten schließlich ging es für uns weiter mit dem TGV nach Paris. Genau genommen befindet sich unsere Unterkunft in Bourg-la-Reine, einem beschaulichen Vorort südlich von Paris. Verkehrstechnisch ist Bourg-la-Reine sehr gut an die Hauptstadt angeschlossen, sodass wir schnell nach Paris reinkommen. Unser erster voller Tag konzentrierte sich jedoch nicht auf die Stadt der Liebe selbst, sondern auf einen anderen Ort, der manche Herzen höher schlagen lässt: Disneyland! Während eines Besuchs von Onkel und Tante, die damals noch nicht in Kalifornien, sondern in Paris wohnten, war ich das erste Mal dort. Ich war überrascht, wie „klein“ mir der Park heute, fast 30 Jahre später, vorkommt, obwohl inzwischen um die eine oder andere Attraktion reicher. Trotzdem lohnt sich der Besuch, denn was auch auffällt, ist die Liebe zum Detail, die an jeder Ecke des Parks zu spüren ist. Unser erster Besuch galt dem Hyperspace Mountain, damals absolut neuartig in seiner Form, allerdings für mich damals als Fünfjährige weit entfernt, sodass ich Bruder und Papa nur von weitem dabei zuschauen durfte, wie sie „zum Mond katapultiert“ werden. Junior erfüllte die Mindestanforderung von 1,20 Metern – auch wenn das vom Personal mehrfach überprüft wurde – und durfte mitgeschleudert werden. Es war schon ziemlich krass und wir beschlossen beide, dass dies die einzige wildere Fahrt in diesem Park bleibt. Der Rest unseres Besuchs verlief daher deutlich entspannter. Wir ließen uns durch das „Haunted Mansion“ führen, erforschten die Piratenhöhlen der Karibik, die als Vorlage für die „Fluch der Karibik“-Filme dienten oder sahen uns Choreografien von Kindertanzgruppen bei einer riesigen Portion Popcorn an. Nachdem wir abends wieder unsere Unterkunft erreicht hatten, sahen wir uns noch die Eröffnung der Olympischen Sommerspiele per Stream an. Ein kleiner Teil davon werden wir am Montag mit den Beach-Volleyball-Sessions auch noch sein.

Disneyland Paris

Heute aber ist es in Paris sehr verregnet und für einige Indoor-Optionen gibt es keine Tickets mehr, sodass wir unser Paris-Programm wohl auf den Nachmittag verschieben werden. Wahrscheinlich werden wir heute aber noch die wunderschöne Kathedrale von Sacré-Cœur ansteuern, von deren Kuppel ich mir eine wunderbare Aussicht auf die Stadt verspreche. Außerdem herrschte vor der Kirche in meiner Erinnerung immer buntes Treiben, sodass Junior und ich dort bestimmt auch eine gute Zeit haben werden. Ansonsten werden wir uns heute selbst etwas treiben und den Pariser Charme einfach auf uns wirken lassen.

La mer nous portera

22.07.2024 – 11:39 Uhr, Saint-Malo (Frankreich): Wir beginnen unseren diesjährigen Reiseblog mit etwas Verspätung. Junior, der nach den Sommerferien in die zweite Klasse kommt, und ich sind nämlich schon seit vier Tagen auf Tour – und heute bereits an Station 2 angekommen: Saint-Malo, ein verträumtes Hafenstädtchen, das sanft an den Ufern des Ärmelkanals ruht. Angereist sind wir mit der Fähre aus Portsmouth, England. Noch immer spüre ich das nächtliche Schaukeln über die offenbar nicht ganz so in sich ruhende See. Junior schlief wie ein Stein und ließ sich nicht einmal von der lautstarken Weckmusik um 07:00 Uhr morgens aus dem Tiefschlaf holen – kein Wunder: Der Junge lässt sich selbst durch das Sirenengeheul der freiwilligen Feuerwehr nicht vom Schlafen abbringen. Mit dem Bus und den letzten Metern zu Fuß ging es schließlich zu Unterkunft Nummer 2: ein schnuckeliges, altes Gästehaus, geführt von Josette. Mit Händen, Füßen und ein paar Brocken Schulfranzösisch kommen wir bisher ganz gut zurecht. Die nächsten Tage stehen vor allem im Zeichen der Entschleunigung, nachdem wir in Englands Sehenswürdigkeiten eher im Schnelldurchlauf durchgespult haben.

Londons Skyline

Unseren ersten vollen Tag verbrachten wir in London. Nach einer Fahrt im London Eye flanierten wir auf der naheliegenden Promenade und ließen uns vom Geschehen treiben. Anschließend gab es noch einen kurzen Abstecher zum Tower of London und zur Tower Bridge. Ich hatte uns im Vorfeld eine Bustour nach Oxford und Cambridge gebucht, zwei der weltweit bedeutendsten Universitätsstädte und optisch echte Highlights, die wir tags darauf besuchen wollten. Beide Städte sind jedoch, wie eigentlich alle touristischen Hotspots in England, hoffnungslos überlaufen. Auch liegen sie nicht sonderlich nah beieinander, sodass wir die meiste Zeit unserer Tour mit dem Transfer beschäftigt waren. An unserem letzten Tag schließlich machten wir noch einen Abstecher nach Stonehenge, allerdings schon unter Zeitdruck, denn wir mussten schließlich unsere Fähre bekommen. Wer aber die Zeit hat, sollte sich zu Fuß zu den Steinen begeben, denn die Landschaft ist ebenfalls sehenswert. Vor Ort schoben sich die Menschenmassen um die wundersame Formation herum und nahmen ihr somit den Zauber, der auf Fotos so gern vermittelt wird. Nichtsdestotrotz hatten wir eine gute Zeit in England, auch wenn die Preise zuweilen den Rahmen gesprengt haben. Aber heute wird noch kein Kassensturz gemacht.

Stonehenge

Wie erwähnt heißt unser aktueller Zufluchtsort also Saint-Malo, und ich habe bewusst noch nicht allzu viel geplant. Schließlich sind wir am „Mer“ und auch wenn die Temperaturen nur bei aktuell 21 Grad liegen, wollen wir heute noch genau dorthin. Wir werden es ruhig angehen lassen, bevor in ein paar Tagen Paris winkt. Bis dahin heißt es Möwengeschrei und Meeresbrise. Ja, hier sind wir angekommen!

Summer Freeze

10.07.2024 – 19:51 Uhr: Deutschland ist raus aus der UEFA EURO 2024. Nachdem die Millimeterentscheidungen der Video Assistant Referees in vorangegangenen Spielen für viel Wirbel gesorgt hatten und Tore reihenweise aberkannt wurden, sorgte Cucurellas Handspiel nicht einmal für ein Blinzeln des englischen Schiedsrichters Anthony Taylor. So blieb es beim Viertelfinalspiel beim 1:2 nach Verlängerung für Spanien, und unsere Nationalmannschaft schied aus dem Wettkampf aus. Das Sommermärchen blieb aus – nicht zuletzt auch aufgrund von sintflutartigen Regenfällen, die sich mit den zuweilen hohen Temperaturen abwechselten, sodass auch die Fanzonen regelmäßig geschlossen werden mussten. Trotzdem bin ich zufrieden mit der Leistung unseres Fußballteams.

Auch Junior fragte mich kürzlich nach dem pinken Auswärtstrikot der Mannschaft – und das will in dessen stereotypgeprägtem schulischem Umfeld echt etwas heißen. Den Wunsch werde ich dennoch noch etwas vertagen – 75 Euro für ein Kinder-Shirt ist schon ein stolzer Preis.

Derzeit konzentriere ich mich auf das Feintuning unserer Reise. Ich habe Ausflüge und Eintrittskarten gebucht. Auch für die Olympischen Sommerspiele habe ich mich nun doch zu einem Ticketkauf entschieden. Junior und ich werden vier Beachvolleyballspiele sehen, die in einem eigens dafür eingerichteten Stadion am Fuße des Eiffelturms stattfinden werden. Ich meine, was für eine geile Kulisse ist das bitte?! Ein kleiner Wermutstropfen allerdings: Ein deutsches Team wird während unseres gebuchten Slots nicht spielen, da zum Zeitpunkt des Kaufs noch nicht feststand, welche Teams wann spielen. Ich versuche daher, unsere Tickets nochmal auf einen anderen Tag zu tauschen. Laura Ludwigs Team wird leider trotzdem nicht dabei sein, da sie erst spielt, wenn Junior und ich schon in Brüssel sind. Ich fühle mich dahingehend mit ihr verbunden, da sie, wie ich, aus Berlin-Köpenick stammt und ich außerdem mit ihrem jüngeren Bruder in der gleichen Grundschulklasse war. Ansonsten habe ich mit Volleyball zugegebenermaßen nicht viel am Hut, außer eben als Zuschauerin.

Auch die Urlaubsgarderobe ist nun etwas aufgefrischt. Einen Teil habe ich auf einer Second-Hand-Plattform erworben („NICHT ÜBER DAS SYSTEM!!!1!“). Den Rest habe ich bei einem großen Versandhändler bestellt („Schrei vor Glück!“).

Bis dahin bleibt gar nicht mehr so viel Zeit. Immerhin haben wir nun einen Termin für Juniors nachträgliche Geburtstagsfeier gefunden. Einzig meine Zähne bereiten mir Sorgen. Seit zwei Wochen habe ich Schmerzen, die ich jedoch gemeinsam mit meiner Zahnärztin nicht genauer lokalisieren konnte. Und so schlucke ich immer dann, wenn es wieder unangenehm wird, Paracetamol. Der Gedanke, vor unserem Urlaub noch keine Lösung in Sicht zu haben, stimmt mich etwas unruhig. Eventuell ist ein querliegender Weisheitszahn die Ursache, aber auch den wollen wir vor unserem Urlaub nicht angehen. Morgen werde ich nochmal vorstellig – eher um die Frage zu klären, ob mich die tägliche Dosis von 1-2 Schmerztabletten meine Leber wirklich nicht nachhaltig schädigt.