21.01.2024 – 16:16 Uhr: Die Traurigkeit ebbt langsam ab. Irgendwie muss ich mich die nächsten bestenfalls 40 und vielleicht ja auch noch 50 Jahre meines Lebens über Wasser halten. In meinem unmittelbaren Umfeld habe ich von zwei weiteren Todesfällen erfahren – immer waren es die Väter – Männer, passt auf euch auf! Jedenfalls, die Welt dreht sich weiter und Menschen kommen und gehen. Es gilt also, die verbleibende Lebenszeit so gut wie möglich zu gestalten.
Heute ging es hoch hinaus – zum Frühstück auf den Berliner Fernsehturm. Als Ur-Berlinerin war ich natürlich schon einige Male dort oben. Vor einigen Jahren aber erstmalig im Dreh-Restaurant „Sphere“, wofür man natürlich schon das notwendige Kleingeld benötigt, aber der Besuch lohnt sich definitiv! Da der Mann kürzlich Geburtstag hatte, habe ich diesmal die Runde springen lassen. Während wir uns also mit einer Geschwindigkeit 3,3 Metern pro Minute entlang des Panoramaglases bewegten, genossen wir bei einem exquisiten Frühstück die Aussicht über die Hauptstadt. Trotz wolkenbehangenem Himmel jedoch sogar bis zum 80 Kilometer entfernten Tropical Island. Und auch diesmal wird es nicht das letzte Mal gewesen sein. Bisher haben wir das Sphere immer nur in den Wintermonaten besucht, daher wird der nächste Besuch für einen warmen Mittsommerabend vorgemerkt.
Hallo Berlin!
Ansonsten erschien der Beitrag über meinen Arbeitgeber inzwischen im Vorabendprogramm des Regionalsenders und meine Brille bekam einen Auftritt im Großformat, als es darum ging, die Nerdigkeit des codenden Kollegiums zu verdeutlichen. Leider kam auch mein knittriges Kleid ins Bild – naja – immerhin war es Gratiswerbung für die Firma sowie unseren zweitägigen Auftritt auf der „Grünen Woche“. Aus Versehen habe ich mich dann noch für die Standbetreuung an unserem zweiten Präsenztag angemeldet, nachdem ich darauf hinwies, wie wichtig es möglicherweise wäre, einen Native Speaker für das hauptsächlich deutschsprachige Publikum vor Ort zu haben – and that’s how it went. Immerhin steht fest, dass die Versorgung mit Häppchen gesichert sein wird.
12.01.2024 – 20:33 Uhr: Ein holpriger Start: mein 2024 begann direkt mit einer anständigen Infektion mit „reichlich“ A-Streptokken, Hals- und Ohrenentzündung und Herzrasen inklusive. Noch weigere ich mich, dies als negatives Zeichen für die nächsten zwölf Monate zu sehen. Immerhin, es kann nur besser werden. Während ich in der ersten Neujahrswoche mehr oder weniger handlungsunfähig war, beschloss mein Abi-Jahrgang, die misslungene Planung des 10-jährigen Jubiläums neu aufzusetzen und gründete zu diesem Zweck eine Whatsapp-Gruppe. Meine Entscheidung fiel relativ schnell, dort nicht einzutreten. Unseren Abispruch: „Abi 2009 – planlos aber sexy“ kann ich bis heute einfach nicht ernst nehmen. Wie gut hätte der Spruch „TrAbi – 13 Jahre warten“ zu uns, vorwiegend Kinder der Deutschen Wiedervereinigung, gepasst?! Nein, die Abispruch-Gruppe hatte sich, sofern ich mich richtig erinnere, über das Ergebnis der Umfrage weggesetzt. Aber auch sonst habe ich damals keine engere Verbindung zu den meisten meiner 152 Mitschüler gefühlt, noch spüre ich sie heute. Ich war eben ein Teenage Dirtbag, Baby! 😉 Drei Einladungen in die Gruppe lehnte ich also freundlich ab, eine vierte Person hatte mich gleich direkt hinzugefügt, also war ich kommentarlos wieder ausgetreten. Offenbar eine gute Entscheidung, denn nur einen Tag später erhielt ich die Rückmeldung, dass es dort wie im „Kindergarten“ zuginge. Tja… Viel eher freue ich mich allerdings auf das nächste Treffen meines alten Schulchores. Es war eben doch nicht alles schlecht. 😉
Dann stand natürlich die Beerdigung meines Vaters an. Und das war, sofern man das so formulieren kann, eine wunderschöne Veranstaltung. Der Trauerredner hatte absolut treffende und einfach tolle Worte für meinen Vater gefunden, die Musikkomposition passte und es war ein berührender und wertschätzender Abschied, wie ich ihn lange nicht auf einer Beerdigung erlebt hatte. Schließlich feierten wir noch die „Celebration of Life“. Tatsächlich stand ich dem Ganzen etwas skeptisch gegenüber. Kann man bei einem so traurigen Anlass eine „Feier“ veranstalten? Doch ich ließ mich eines besseren belehren. Viele Trauergäste waren geblieben und lauschten den Beiträgen von Familienmitgliedern und Freunden zu Ehren meines Vaters. Mein Onkel zeichnete die wichtigsten Stationen seines Lebens nach und mein Bruder steuerte ein Video bei. Auch der Mann hielt eine äußerst bewegende Rede, während er kurzzeitig um Fassung rang (Der Mann kann Gefühle haben?!). Meinen eigenen Beitrag schrieb ich am Vorabend – eine Zusammenstellung aus Gefühlen und Gedanken zu den letzten Tagen und dem Fortgang meines Vaters. Entsprechend zittrig und emotional war mein Vortrag. Schließlich saßen wir noch lange zusammen. Alle Teilnehmenden, teilweise entfremdet oder gar gänzlich unbekannt, waren an diesem Tag miteinander verbunden und einen Tag lang herrschte zumindest in diesem kleinen Veranstaltungsraum des griechischen Stamm-Restaurants Frieden auf Erden.
Was allerdings bleibt, ist die endgültige Gewissheit, meinen Vater vielleicht nie wieder sehen zu können – und damit die Trauer, die mich in stillen Momenten noch immer – und seit der Beerdigung intensiver denn je einholt – trotz aller schönen Erlebnisse, die ich seit dem Tod auch schon wieder erfahren durfte. Ich vermisse meinen Vater noch immer sehr. Ich mache mir auch vermehrt Gedanken über das eigene Leben und über den Tod. Ich habe keine Angst vor dem Sterben, aber das „Nichts“ im Anschluss fühlt sich so verdammt lang an.
Auch Hollywood klopfte wieder an. Weil meine Firma als Finalistin bei den „Startup Days“ auf der Grünen Woche nominiert wurde, beschloss das RBB-Fernsehen, einen Beitrag über die zwei regionalen Teilnehmer der Veranstaltung zu drehen – und so erlebten wir ein Dejà Vu mit Produzentin, einem ergrauten Kamera- und einem gelangweilten Tonmann sowie Regieanweisungen und gestellten Arbeitssituationen. Immerhin musste ich kein Interview führen und hielt diesmal nur für die guten Bilder her. 😉 Ich hoffe allerdings, dass mein knittriges Kleid nicht allzu sehr ins Bild kommt. Dieses hatte ich am Morgen noch rasch aus dem Trockner gefischt. Eigentlich wollte ich es bügeln, jedoch machten mir die Bauernproteste einen Strich durch die Rechnung. Die naheliegende Bundesstraße wurde komplett blockiert, sodass sich der Verkehr entlang unseres kleinen Ortsteils staute und der Schulbus nicht vorankam. Kurzerhand fuhr ich Junior und Klassenkameradin selbst zur Schule. Mit einer halbstündigen Verspätung erreichten wir unser Ziel und ich fuhr mit Knitterkleid weiter. Mal sehen, was beim Fernsehbeitrag herauskommt.
Zwölf Tage sind also geschafft und die Gefühlsachterbahn hat Fahrt aufgenommen. Wer will nochmal, wer hat noch nicht?